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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 1
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Meyer, Bruno: Gari Melchers
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Sarto, A. del: Raffael als Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0013

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Nr. s

Die Kunst-Halle -z-

5

bestimmte Sorte von Männerköpfen bei ihm gewisser-
maßen zu ihrem Rechte kommt. So ist also beispiels-
weise der lebensgroße Fechtmeister in ganzer Figur
unbedingt brillant. Bildnisse wirklicher Damen lausen
immer Gefahr. Doch zeigt die Ausstellung zwei solche
in ganzer lebensgroßer Figur, die — allerdings in
einem amazonenhaften Charakter — nicht ohne eine
— ich möchte sagen: — monumentale Anmuth sind.
Das Eine ist eine Dame im Reitkleide, die Hand-
schuhe anziehend. Hier fällt nicht angenehm die nach
dem Beschauer zu vor die Figur gelegte Schleppe
auf, durch welche nach bekannten Erfahrungen der
Maßstab für die Figur verloren geht. Die andere
ist beinahe lieblich, in ihrem kurzen Hochrothen
Jäckchen. Aber da wirkt auch nur das Brustbild.
Die unteren fast zwei Drittel des Bildes ermangeln
geglichen bildmäßigen Interesses. Eine Bildnißgruppe
ist der „Resselflicker" zwischen einem jungen Manne
und einem jungen Mädchen; tüchtig in der Cha-
rakteristik, aber kompositionell mehr als dürftig.
Bruno Meyer.
V
s^akkael als Archikehk.
ie Bedeutung des großen Malers für das
Fach der Baukunst ist schon früher Gegen-
stand interessanter Untersuchungen z. B. in den Publi-
kationen eines Carlo pontani, Heinrich von Gey-
müller, N. Nedtenbacher und Eugene Müntz gewesen.
Schon längst wissen wir, daß der Meister als Architekt
Schüler Bramantes war, der wiederum den eigent-
lichen Begründer der italienischen Hochrenaissance
Luciano Laurana als Lehrer gehabt hatte. Der
alte Biograph Dasari nennt darum Raffael mit Recht
„pittors 6 arebitstto". Ja, künstlerisch vollendete
dieser in der Thal als Architekt, und das nicht nur,
weil er in seiner amtlichen Eigenschaft als römischer
Dombaumeister von San Pietro und Aufseher über
die Alterthümer fortgesetzt namentlich mit architek-
tonischen Dingen zu thun hatte, sondern auch, wie
mau immer richtig herauszufühlen vermochte, weil
der ehrgeizige schöpferische Meister grade in den
Werken der Architektur alles harmonisch vereinigen
konnte, was ihm als das Höchste in den drei Rüusteu
vorschwebte.
Der lange von Vielen gehegte Wunsch nach einer
zusammenhängenden Scbilderung von Raffaels Bau-
tätigkeit scheiut nuu endlich der Erfüllung nahe
gekommen zu sein. Im Selbstverläge des Architekten
Theobald Hofmann, der durch die Gilberssche
Verlagsbuchhandlung in Dresden vertreten wird,
erscheint demnächst der erste Band einer groß ange-
legten Publikation über den bezeichneten Gegenstand:
er wird den Titel führen Villa Madama zu Rom

(50 Tafeln und ^5 Seiten Text, Subskriptionspreis
Mk. 60). Ihre Entstehung verdankt diese werthvolle
Arbeit dem vom Rath der Dresdener Akademie dem
Autor vor mehreren Jahren verliehenen großen
Staatspreise.
Durch Anlage und Dekoration hat die Villa
Madama am Abhange des Monte Mario bei Nom,
deren Bauherr der Kardinal Giulio de Medici (Papst
Clemens VII.) war, bei Rennern und Kunstfreunden
längst das höchste-Entzücken hervorgerufen. Zu einem
Abschluß aber haben die baugeschichtlichen Unter-
suchungen bezüglich der Villa, die nach Raffaels Tode
von dessen Bauführer, dem bekannten Giulio Romano,
vollendet wurde, leider bisher noch nicht gelangen
können.
Raffaels hervorragende Bedeutung als Architekt
ergiebt übrigens die folgende Aufstellung seiner
architektonischen Werke, die Th. Hosmann in der
Einleitung seiner Publikation macht.
s. Architekturen auf seineu Staffeleibildern.
2. S. Lligio degli Orefici zu Nom, Lungo Teuere
Tibaldi (söOs) begonnen).
5. Villa Farnesina in Nom, Via della Lungara
(s50s) begonnen).
ch Loggia am Tiber, der Flußregulirung zum
Opfer gefallen (zur Farnesiua gehörig).
5. Stallgebäude, von dem nur noch ein Sockelrest
steht (zur Farnesina gehörig)
6. Cappella Lhigi in S. Maria del Popolo zu Rom
(s5s2 begonnen).
7. Antheil am Baue des San Pietro in Vaticana
zu Nom (s5s^s begonneu).
8. Bauliches in den Fresken der vatikanischen
Stanzen.
s). Architektonisches auf den Teppichen für die
Cappella Sistina.
(0. Palazzo Vaticano, Hof und Loggien von
S. Damaso (solI begonnen).
s s. Palazzo Branconio dell' Aquila in Rom, Borgo
nuovo, nicht mehr vorhanden (s5s^s begonnen).
(2. Palazzo Vidoni (einst den Caffarelli gehörig,
jetzt dem Fürsten Giustiniani-Bandini) in Nom,
bei S. Andrea della Valle (s5s5 begonnen).
(3. Palazzo Giacomo da Brescia in Rom, Borgo
nuovo Nr. s03—s05 (s5s5 begonnen).
sch Seine antiquarische Thätigkeit. Rekonstruktionen
des alten Rom. Aufnahmen der Alterthümer
auf italischem und griechischem Boden (s5s6
begonnen).
s5. Palazzo pandolfini, jetzt Nencini zu Florenz,
Via S. Gallo Nr. 7A (s5s7 begonnen).
s6. Villa Madama am Monte Mario bei Rom
(s5s? begonnen).
s7. Betrachtungen über einige Raffael zugeschriebene
Paläste (Palazzo dei Convertendi, Palazzo
Battiferri, Palazzo Grimani u. a. m.)
s8. Einige Projekte (s Villenplan, s Grabdenkmal).
 
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