Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

DOI Heft:
Nummer 14
DOI Artikel:
Roderich, Paul: Düsseldorfer Kunstbrief
DOI Artikel:
M., C.: Dresdner Kunstbrief
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0252

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2s8

Nr.

4- Die Aunst-Halle

lichen Bildern und Studien, und dann die vielen landschaft-
lichen Studien von Nacca, Hardt, Lorch, Müller-
weslau, Mtto Westendorp rc. :c.
Die Ausstellung der alten Herren in der Kunsthalle ist
auch nicht Anderes, als die Wiederholung des schon oft
Gesehenen. Hier ist die Schablone, nach der Jeder seine
Bilder malt, noch älter und also noch abgebrauchter und
bekannter. Mswald Achenbachs Bilder, die mit den
Arbeiten von Andreas Achenbach den künstlerischen
Mittelpunkt bilden, sind nicht neu. Das prachtvolle Bild
von der Via a.p)p>is von Mswald Achenbach scheint nach
der Malweise sogar um Dezennien zurück zu datiren und,
da es unverkäuflich ist, aus Privatbesitz zu stammen. Jin
klebrigen sind die bekannten Namen mit ebenso vertraut
gewordenen Motiven vertreten, die zu nennen, den Katalog
abschreiben hieße. Gürtler, Lari Becker, Schlüter
und Nikutowsky fallen mit ihren sugendfrischen Arbeiten
aus der Umgebung heraus, ebenso Liebing mit seiner-
wunderlichen, talentvollen, aber in jeder Beziehung unfertigen
Komposition „Tanz um das goldene Kalb".
In einer kürzlich stattgehabten allgemeinen Künstler-
versammlung referirte Prof. Fritz Roeber über die in
jeder Beziehung günstigen Resultate der Verhandlungen
über den künstlerischen Theil der großen Ausstellung t9O2,
die eine Sicherstellung regelmäßiger großer Kunstausstellungen
in dem dafür geschaffenen Gebäude garantiren. Mit großem
Jubel wurde die Nachricht ausgenommen, daß der bekannte
Farbenfabrikant Dr. F. Schoenfeld zu Gunsten des Fonds
für diese späteren Ausstellungen 25,000 Mark gestiftet habe.
Vivs.t 86^U6U8.
Hanl Roderich.
X
Dpescinei- l^uysklwiek.
ie gewaltigen Vorbereitungen für die am 20. April
zu eröffnende „Internationale", die schon seit
Monaten im Gange sind, drängen natürlich das Interesse an
den privaten Kunstsalons in den Hintergrund, zumal auch
diese vor einer großen Ausstellung, zu der alles Bedeutendere
zurückgehalten wird, weniger beschickt werden.
Der „Dresdner Kunstsalon wolfframm" im Victoria-
Hanse hat, von der Ungunst der Verhältnisse gezwungen,
zn bestehen aufgehört: Daß er vieles Bemerkenswerthe ge-
bracht und seinen Theil zur Hebung der Kunstinteressen bei-
getragen hat, wissen unsere Leser aus den Berichten, und
hierfür soll ihm der Dank nicht vorenthalten bleiben.
Die Arnoldsche Kunstausstellung hat in den letzten
Monaten lediglich Zimmereinrichtungen und sonstige Werke
von dem Belgier van de Velde gezeigt und damit das für
ihre Räume Geeignetste gethan: näher auf diese Schau-
stellung einzugehen, ist für uns kaum ein Anlaß, da die
Ligenart dieses Künstlers gerade in diesen Blättern schon
oft genug eingehend beleuchtet worden ist.
So bleibt für diesmal nur die Kunstausstellung der
Richterschen Hofkunsthandlung (H. Holst), auf die sich
überhaupt das Interesse der betheiligten Kreise zu konzentriren
scheint. Hier war eine Kollektivausstellung der Fürstin vilma

Lwoff-Parlaghy veranstaltet. Man kann nicht sagen, daß
der künstlerische Lrfolg derselben auch nur im entferntesten
der viele Wochen vorher in den Zeitungen gemachten Reklame
entsprochen hätte, da gerade ihre neuesten Arbeiten, auf die
vorher die Aufmerksamkeit gelenkt worden war, wenig
glücklich waren, die Porträts des sächsischen Königspaares:
weder Auffassung, noch Ausführung der beiden Bilder ließen
die geschickte Hand der früher so geschmackvollen Malerin
erkennen, wären es die Werke einer Anfängerin gewesen,
so hätte inan sie vielversprechend und talentvoll nennen
mögen; von einer vilma Parlaghy erwartete man mehr,
vor allem über das Alltägliche hinausgehende Auffassung und
korrektere und malerisch werthvollere Ausführung. Fand
schon das Bild der Königin mit Recht wenig Zustimmung,
so enttäuschte das des Königs, der geradezu unbeholfen
anssah, allgemein. Daneben konnte man zu gleicher Zeit
sehen, was die Künstlerin früher zu leisten vermochte, be-
sonders in dem prächtig lebensvollen Porträt des Lrz-
bischofs von Stablewski und indem einer Dame in Schwarz;
neuerdings werden noch die Kniestücke eines älteren Ehe-
paares «aus dein Jahre tkyM hinzugefügt, die keineswegs
zu den besseren Arbeiten der Künstlerin zu zählen sind.
Hoffentlich sehen wir in nicht zu ferner Zeit einmal wiedel-
gute neuere Werke der Künstlerin, die uns zeigen, daß sie
die frühere Höhe der achtziger Jahre wieder erreicht hat.
Kurz nachher waren Porträts von Walther Petersen-
Düsseldorf und Wilhelm Llandius-Dresden ausgestellt; be-
sonders die elegant gemalten und doch der feineren Lharakte-
risirung nicht ermangelnden Bilder des erstgenannten
Künstlers, der hier eine stattliche Anhängerschaar zählt,
gefielen sehr; indes sind auch die von Claudius auf guter
Höhe stehend zu neunen.
weiter interessirten die zum Theil farbigen Zeichnungen,
Porträt-Figuren und landschaftliche Studien von Frau
Lmilie Mediz-Pelikan höchlichst, wie die Künstlerin jede
Einzelheit individuell durchbildet, mit unermüdlicher Sorg-
falt alles bis ins Kleinste verfolgt, das hat manchmal
geradezu etwas verblüffendes und man muß mit höchstem
Respekt vor diesen Sachen stehen, auch wenn sie Einem nicht
sympathisch sind, wer die Natur so studirt, sie mit solcher
Treue wiederzugeben strebt und dabei so eigene Wege in
der Auffassung der Motive, der Raumeintheilung geht, der ist
des Dankes der ernsten Beobachter sicher. Gleichzeitig waren
eine Anzahl der bekannten, ziemlich gleichartigen Land-
schaften des Freiherrn von Gleichen-Rußwurm ausgestellt,
über die nichts Neues zu sagen ist. Der bekannte Enten-
maler Fr. Grössel überraschte durch einige vortrefflich
räumlich wirkende Interieurs mit Figuren, besonders eine
Mühle, in der der staubige Ton sehr gut festgehalten war.
Zur Zeit endlich bringt die Ausstellung eine inter-
essante Sammlung farbig frischer Landschaften von Richter-
Lefensdorf, solche von L. Ernst Morgenstern-Breslau, in
denen bei manchen Vorzügen eine Neigung zu süßlichen
Tönen hervortritt, und eine stattliche Reihe von landschaft-
lichen Aquarellen und Velbildern des Dresdners Earl Heyn:
besonders unter den Aquarellen resp. Gouachebildern find
einige, in denen neben der eminent geschickten Behandlung
des Materials die künstlerische Auffassung des Motivs und
die farbige Frische erfreut. Etliche gute Werke der Belgier
P. Mathieu, Viktor Gilsoul und Alfred Bastien ver-
vollständigen den reichen Inhalt des Ausstellungsraumes,
der auch durch manche kunstgewerbliche Gegenstände und
allerhand potterien ausgeschmückt ist.
 
Annotationen