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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 22
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Gustav, Leopold: München: VIII. Internationale Kunstausstellung
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Ein neues Schutzmittel für Gemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0397

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Nr. 22

Die Run st-Halle

3H7

Die langen, rothen Haubenbänder der Bonne schreien
viel zu sehr; das Kind rechts hat in dem verzerrten Ge-
sicht mehr etwas Pathologisches, als etwas Ungezogenes,
von Landschaftern gehören der „Scholle" an: weise, der
den pauch des Vorfrühlings über den kahlen Feldern
fühlen läßt, und Lrler-Samaden mit Schneebildern, die trotz
der Monotonie nicht ermüden.
V
kin neues Schutzmittel
für gemäße.

(Schluß.)
alten Bildern ist die Anwendung des Schutz-
mittels ferner wichtig nach ihrer Rentoilirung.
Die aufgeklebte neue Leinwand und der Kleb-
stoff dazu ziehen ebenfalls begierig Feuchtigkeit an und
geben sie bei trockener Luft wieder ab; auf das durch die
neue Leinwand scheinbar dauerhaft gemachte Bild wirkt
aufs Neue der wechsel von Naß- und Trockenwerden in
schädigender weise ein, und bei alten Rentoilirungen
findet man oft durch diesen Prozeß die aufgeklebte Lein-
wand losgelöst und in Verwitterung begriffen. Zum
Schutz der Rentoilirungen gegen Feuchtigkeit empfiehlt
sich der Auftrag des Schutzmittels ohne Terxentinver-
dünnung mit heißem Lisen, da der nasse Auftrag erst Zeit
braucht, die neue Leinwand und den Klebstoff zu durch-
dringen.
Mit der Lrkenntniß, daß die meisten Bilderschäden
von der Einwirkung der Feuchtigkeit auf die Rückseite des
Bildes herrühren, ist es das Bestreben unseres Autors ge-
wesen, ein Verfahren ausfindig zu machen, durch welches
die Rückseite der Bilder dagegen geschützt werden könnte.
Das am nächsten liegende Mittel war das Linölen von
nicht geölter Leinwand und das nochmalige Gelen von
bereits geölter. Er mußte sich bald überzeugen, daß damit
der Zweck nicht erreicht wurde. Er machte deshalb Proben
mit den mannigfaltigen thierischen, pflanzlichen und mine-
ralischen Gelen, Fetten und Parzen, sowie Mischungen
davon, um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen.
Zugleich war im Auge zu behalten, daß der Auftrag
auf die Rückseite nicht die Malerei schädigt und daß er
nicht spröde erhärtet, sondern der Leinwand ihre elastische
Fläche läßt, würde die Rückseite mit einem harttrocknenden
Material getränkt, so würde die Bildfläche beulig werden
und außerdem bei Erschütterungen dem Zerbrechen ausge-
setzt. Für die wirkliche Verwendung konnten also nur
Stoffe in Frage kommen, welche der Malerei unschädlich
sind und welche elastisch bleiben.
Zum Ausprobiren hat Voß Stücke von Malleinwand
auf der Rückseite getränkt und ihr Verhalten gegen Feuch-
tigkeit dadurch geprüft, daß er sowohl kurz nach dem
Auftrag, als nach dem Eintrocknen Wasser darauf zertheilte.
Je nach dem Grade der Fähigkeit, Wasser aufzu-
nehmen, hat sich die Leinwand zusammengezogen, also
nach innen gekrümmt, da die vordere Grundirung der
Malleinwand der Nässe lange Stand hält.
Am widerstandsfähigsten erwies sich von flüssigen
Stoffen Vaseline, von festen Paraffin, Leresin und weißes
Bienenwachs (Jungfernwachs), von Vaseline ist Roh-

vaseline wasserdurchlässig, also nicht verwendbar. Reines
Vaseline, sowohl das theurere der Lhesebrough Lomx., als
das billigere pamüug-valeline, leistet absoluten Schutz,
wenn der Streifen so dick bestrichen ist, daß über der voll-
gesogenen Leinwand noch gewissermaßen eine Schicht Va-
seline befindlich ist. Auf den flach liegenden Streifen
gegossenes Wasser verdunstete in 2H bis so Stunden, ohne
auf der Leinwand die geringste Spur zurückzulafsen. Ist
die Leinwand indeß lediglich getränkt (ohne Ueberschuß
vollgesogen), so hat darauf stehendes Wasser doch noch
Gelegenheit, die Leinwand zu beeinflussen. Die Verwend-
barkeit von Vaseline allein ist ohnehin ausgeschlossen, da
dasselbe nie trocknet.
Paraffin, Leresin und Jungfernwachs bieten ja allein,
mit heißem Eisen aufgetragen, der Leinwand schon solchen
Schutz, daß sie kein Wasser annimmt, das Wasser rollt in
Tropfen darüber hinweg; den gleichen Erfolg bieten aber
auch scheinbar Stearin und die leicht Wasser durchlässigen
Wachsarten. Erst die stärkere Probe von darauf stehendem
Wasser läßt ihr Verhalten gegen eine längere Einwirkung
von Feuchtigkeit erkennen, und dagegen leisten auch die
stark widerstandsfähigen Paraffin, Leresin und Jungfern-
wachs nicht ausreichenden Schutz. Die Stelle, auf der das
darauf gestandene Wasser verdunstet ist, hat sich noch zu-
sammengezogen und markirt sich. Der Zusatz von Vaseline
indeß — bis zu gleichen Theilen ist die damit behandelte
Leinwand noch immer annähernd trocken — verleiht den
genannten z Stoffen eine ganz erheblich größere Wider-
standskraft und macht sie auch schmiegsamer. Unterschiede
bestehen auch hierbei.
Das beste Material ist Paraffin, und zwar das chemisch
reine Barakkiuuiri solidiara. Es ist weicher, wachsartiger
als das leichter durchlässige Barakiluura darum und ver-
trägt größere Wärme, da sein Schmelzpunkt ist,
während das körnige, harte Paraffin bereits bei 56"
schmilzt. Das Leresin (mineralisches wachs) steht mit
dem Barakk. solid. in Bezug auf Schutzkraft gegen Feuch-
tigkeit fast auf gleicher Stufe. In seiner wachsartigen
Konsistenz ist es besser als Paraffin von anderen Wachs-
arteri ist weißes wachs (Jungfernwachs), ooara alBa, das
beste. Gelbes wachs, Japanisches wachs und Larnauba-
wachs sind stärker wasserdurchlässig; aber auch weißes
wachs ist immer weniger gut als Barakk. solid, und
Leresin.
von den vielfachen Mischungsproben der geeignetsten
Stoffe habe ich die Mischung von
2 Maaßtheilen geschmolzenem Vaseline
p/2 „ „ Barakk. solid.
p/2 „ „ Leresin
in heißem wafferbade verrührt, für den Auftrag mit
heißem Lisen auf die Rückseite der Malleinwand als die
beste befunden. Darauf stehendes Wasser verdunstet nahezu
spurlos, sodaß der Schutz gegen das Eindringen von
Feuchtigkeit ein absoluter genannt werden kann Zur
Perstellung derart geschützter Malleinwand ist dieses Ver-
fahren das einfachere und bequemere.
Bei bereits existirenden Bildern aber ist das Bestreichen
der Rückseite mit dem flüssigen Schutzmittel der beste weg.
Das beste Resultat ergab die Mischung von:
5 Maaßtheilen französ. Terpentinspiritus
2 „ geschmolzen. Vaseline
z „ „ Barakk. solid,
t „ „ Leresin
 
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