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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 21
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Juanita: Die Pariser Salons, 2
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Ein neues Schutzmittel für Gebäude
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0378

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330

S- Die Aun st-Halle

Nr. 2s

I. H. Laurens), der der jüngeren schule der Bretagne
angehört, der wir so viele treffliche Werke verdanken
und welche die graue Malerei, sowie deu Impressio-
nismus verabscheut, zeigt uns eine durchaus indivi-
duelle Leistung, „lü^rrivtze", in der er nur der Be-
obachtung gehorcht. Lin schweres Lischerschiff fährt
in den Hafen ein. Der Ausdruck der damit beschäf-
tigten Matrosen, das Schiff vorwärts zu bringen,
die verschiedenen Farben des Schiffes, der Segel, der
Kleider, die grüne Farbe des Wassers, auf das hier
und da Streiflichter fallen, das Alles ist in derben,
festen Hinselstrichen ausgeführt uud wirkt mächtig. Als
Gegensatz dazu sehen wir in dem Bilde „De Vepart <lo8
Döeb6nr8 iAnulluis" von Dabadie, auch einem
jüngeren Maler, eine in der Freskenart von Huois
de Lhavannes behandelte Landschaft. Die geraden
Linien der Figuren, der Tannen am Ufer, die har-
monisch dunkle Färbung geben ganz die Stimmung
der wehmüthigen Bretagner; noch packender wäre
der Eindruck, wäre die Komposition ein wenig ge-
drängter.
So schließen wir hier unsere Rundschau, indem
wir bedauern, nichts von den Aquarellen, Hastellen,
Vunx ioi'tes u. s. w. sagen zu können, obwohl wir hier-
viele bekannte Namen wiederfinden. Wir müssen jedoch
einen flüchtigen Blick noch auf die Bildhauerei
werfen, um zu zeigen, daß auch auf diesem Gebiete die
Künstler nicht irre gehen und daß all' dies Streben
nach Schönheit und Wahrheit vielversprechend für
die Zukunft der Kunst ist.
Die bedeutendste Gruppe ist die von Sicoard,
„Für das Vaterland", zur Erinnerung an die für
das Vaterland gefallenen früheren Schüler des
Gymnasiums von Tours. Das Motiv ist nicht neu,
von besonderem Gefühl durchdrungen aber ist der
edle, trauervolle Ausdruck der sitzenden Frau, die in
der einen Hand ein gebrochenes Schwert, nut der
anderen einen jungen Soldaten an sich hält.
Mercis behandelt dasselbe Thema in seiner
Gruppe ,,^uxKnt3nt8 6u 6mA"; hier ist die Beweguug
nicht weniger edel, aber noch tiefer und zärtlicher
der Ausdruck- schade, daß der Künstler sein Werk
nicht ganz vollendet hat.
Huech giebt uns eine fein ausgeführte lächelude
Büste des Präsidenten Loubet; sein Meißel eignet
sich aber mehr dazu, die zarten weiblichen Schön-
heiten aus dem Marmor zu ziehen. Auch hier beweist
er die Vollkommenheit seiner Kunst in der Figur
„Morgenroth", die ihr schweres Haar, das ihr Ge-
sicht verbirgt, emporhebt, uud das die Lichtstrahleu
durchdringen; — er hat den Marmor geschmeidig
gemacht. Eine reizende Gruppe von Girardet zeigt
uns die zum Abschiedskuß sich neigenden Figuren
zweier ausdrucksvoll gemeißelten Bretagner Lieben-
den ; die Ausführung ist vollkommen und wirkt er-
greifend. Touteilhas in seiner liegenden Figur „Der
Tod der Grille" beweist sein Verständniß des Ver-
hältnisses zwischen Stoff und Gedanken. Es ist eine
der besten akademischen Stücke der Ausstellung.
Erwähnen wir auch die zwei großen, in Stein
gehauenen Figuren von Hasteur und Viktor Hugo,
die eine von Hugues, die des Dichters von Mar-
queste, beide für den großen Hof der Sorbonne
bestimmt; auch eine ausgezeichnete Büste von Saint
Säens von Haul Dubois. Eine in einen Eichen-
stamm geschnitzte Büste von Harpignies verdanken
wir dein Künstler T. Thenn iss en.
L. Richs hat einen jungen Löwen und eine
Löwin in Lebensgröße ausgezeichnet ausgeführt.

Als Gegensatz zu der Gruppe „Elend uud Glück"
zeigt uns derselbe Künstler zwei hübsche Kätzchen,
das eine mager und das andere fett. Schließlich
noch eine Bronzegruppe, „Vs Vroicl", von R. Bloche,
ein realistisches, geschmeidiges, packendes Werk, das
zwei sich aneinander lehnende Elende dieser Welt
dar stellt.
km neues Zcbutrmittel
M SemälUe.
in seinem Buche „Bilderpflege" hatte der
Königsberger Maler Lugen Voß auf die
bedenkliche hygroskopische Eigenschaft der Mal-
leinwand Bezug genommen, ohne indeß ein Schutzmittel
für alle Fälle und jede Dauer zu geben. Seitdem hatte
sich genannter Autor unermüdlich mit den aus jener
Eigenschaft resultirenden Bilderschäden beschäftigt, die
bei den meisten alten Bildern, und bei neueren besonders
in ungeheizten Gallerten, hervortreten. Sie zeigen Ver-
witterungen des Firnisses und der Malerei, Brüche von
hartem Malgrund mit aufgestandenen Rändern, Sprünge
und Risse in der Malerei, Lockerwerden und Abbröckeln
der Farbe, Verbeulungen und Zerknitterung der Bildfläche.
Der Hauptgrund für das verwittern der Firnisse und
Farben liegt weniger in der Einwirkung der atmosphärischen
Feuchtigkeit auf die Gberfläche des Bildes, den Firniß der
Bildseite, als in der Feuchtigkeitsanziehung der Rucks eite ;
die Rückseite der Leinwand nimmt begierig die in der
Luft oder in der wand gebundene Nässe auf und dringt
durch den Malgrund, der in den meisten Fällen für Feuch-
tigkeit zugänglich ist, in die Farbe und in den Firniß;
letzterer ist gewöhnlich eher geneigt dadurch zu verwittern,
als die Farbe selbst, für das äußere verderben des Bildes
genügt indeß schon die Verwitterung des Firnisses. Dieser
Prozeß der Feuchtigkeitsausnahme in die Rückseite ist an-
nähernd derselbe, als wenn zeitweise über die Bildfläche
ein naß gehaltenes Tuch gedeckt würde. Daß thatsächlich
die atmosphärische Feuchtigkeit zum überwiegenden Theil
durch die Rückseite und nicht auf die Bildseite direkt wirkt,
lehrt die Erfahrung bei jeder Bildersammlung, in welcher
Verwitterungen austreten, dadurch, daß aus Holz gemalte
Bilder, sowie Bilder, die über eine Holzunterlage gespannt
sind, und sogar die Stellen ringsherum, die durch das da-
runterliegende Holz des Blendrahmens geschützt sind,
klar in Firniß und Farbe, also von Verwitterungen frei
bleiben.
Die augenfälligste Erscheinung für die Einwirkung
der atmosphärischen Feuchtigkeit ist das zeitweilige Faltig-
werden der Bilder, während im Sommer und in unge-
heizten Räumen die Bilder eine straffe Fläche zeigen, weil
sich die Leinwand durch Ausnahme von Feuchtigkeit zu-
sammengezogen hat, werden die Bilder, bei anders uu
Winter, wenn die Stubenlust durch Heizen ausgetrocknet
ist, faltig, weil sich die Leinwand, nachdem sie die aufge-
nommene Feuchtigkeit verloren hat, wiederum ausdehut.
Bei größeren Bildern findet man durch das beständig bei
trockener Lust wiederkehrende Faltigwerden der Leinwand
und das in Folge dessen erfolgende Auskeilen der Blend-
 
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