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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 10
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Jubiläum-Ausstellung Karlsruhe 1902
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Frankfurt a. M. Kunstbrief
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Meyer, Bruno: Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0178
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f52

Die Aunst-L^alle -z-

Nr. i0

That der Großherzog als Pfleger deutscher Kunst auf
keine schönere und würdigere Weise gefeiert werden, als
durch eine in diesem Sinne aufgefaßte Widmung ernster
künstlerischer Arbeit, die zugleich seinem Volke eine seltene
Gelegenheit bietet, mit den Errungenschaften deutschen
Kunststrebens vertraut zu werden und für die Hebung des
allgemeinen Kunstverständnisses und die Weiterentwicklung
unseres heimischen Kunstschaffens von dauernder segens-
reichster Wirkung sein wird, hervorragende Kräfte find
für die Leitung und Gestaltung der Ausstellung gewonnen.
Damit ist für das Gelingen des großen und bedeutungs-
vollen Unternehmens die sichere Bürgschaft gegeben.
„N. Bad. Ldztq."
L
franktun a. M.
I^unskbviek.
er Malaye Ian Toorop-Haag, nut dein der Salon
Hermes seine Besucher in der Ianuarausstellnng
bekannt machte, zählt sicherlich zu den apartesten Erschei-
nungen der Gegenwart. Die Kollektion nmfaßt etwa
dreißig Bilder, wovon wohl diejenigen als die hervor-
ragendsten erscheinen, die den Einfluß der modernen belgi-
schen Schule am. deutlichsten verrathen. So z. B die „Dame
in Weiß", eine moderne Mondaine in weißem Lever am
weißgedeckten Morgentisch — eine Darstellung so fein und
meisterlich in den Tonvaleurs und kübn in der Technik,
daß sie den besten Emanationen des modernen, ge-
mäßigten Realismus zuzählen ist. Eine Arbeit von ähn
licher (Dualität ist die „Dame mit dem Sonnenschirm". Ein
paar düster gestimmte Straßen- und Salonszenen aus London
und von der Riviera sind koloristisch ebenfalls famos. Um
so bedenklicher aber muthen uns die Bilder an, die uns
Toorop als Symbolisten zeigen, beispielsweise die „Junge
Generation", „Melodien", „Die Pornopraphie mischt sich
unter die Kunst" — wenn sie auch den Stempel einer aus-
geprägten Individualität selbst im Seltsamsten nicht ver-
kennen lassen. Eine Kollektion Landschaften von Eorio-
lano Vighi-Bologna sind Proben einer ruhig gestimmten,
fein abgeklärten Kunst. Einsame Thäler, grüne Matten,
Bergeshöhen, um deren Gipfel die Bebel wallen und zarte
Stimmungsmotive von den südlichen Lagunen schildert uns
Vighi's Stift in jener weichen, sammetartigen Technik, die
dem Pastell eigen ist. Ioh. Herterich-München ist mit
drei dekorativ wirkungsvollen Bildern vertreten, darunter
eine „Vertreibung aus dem Paradies". Von der Aus-
stellung im Vormonat seien die Kollektivausstellungen der
Brüsseler Paul Mathieu und Viktor Gilsoul erwähnt.
Ihnen gesellt sich diesmal noch Alfred Bästien mit drei
koloristisch trefflich gestimmten Landschaften bei. Die Namen
Romulos Kölman-Rom und Gso Bernier seien noch weiter-
hin genannt. — In Schneiders Kunstsalon ist neben
auswärtiger Kunst auch die gute Frankfurter Kunst
vertreten. So brachte Mar Roßmann-Frankfurt eine
Sammlung Landschaften ans dem (Odenwald zur Aus-
stellung, F. Morgenstern und G. v. Hoven ebenfalls Kollek-
tionen, und eine Reihe tüchtiger Künstler hervorragende
Einzelarbeiten: Trübner ein breit und flüchtig gemaltes
Männerbildniß, (Ottilie Röderstein Bilder in archaisti-
scher Manier, aber vorzüglich charakterisirt; Nelson Kinsley

zeigte ein paar stimmungsreiche Taunuslandschaften.
Eugen I ettel-Paris, von dem uns Schneiders Salon eine
sehr reichhaltige und interessante Sammelausstellung vor-
führte, ist als Landschafter noch um ein gut Stück ge-
wachsen, wenn man Iettels Jahresbeiträge zu den früheren
Pariser Salons mit den hier gezeigten, vorzüglich ge-
stimmten Landschaften einsamer Flußufer und waldreicher
Flachlandschaften vergleicht. — Gleichzeitig mit diesen
Kollektionen sah man Munkacsi's „Leihhaus", eines der
besten Werke des genialen Meisters, das noch aus jener
Zeit stammt, da Munkacsi weder Salongenres noch religiöse
Dioramen malte. — hierauf brachte Schneiders Salon
eine Sammelausstellung von Hans Meyer, Professor an
der Berliner Akademie. Die hervorragenden Fähigkeiten
dieses gediegenen Graphikers sind seit Langem anerkannt,
und auch hier hat die äußerst reichhaltige Ausstellung ver-
diente Anerkennung gefunden. — Bei Goldschmidt brachte
die Münchener Luitpoldgruppe eine Kollektivsammlung und
heimste dafür einen Achtungserfolg ein Außerdem sahen
wir Sascha Schneiders Allegorie „Ungleiche Waffen" und
eine Sammlung Franzosen, Werke der Larbizonschule, als
Haupttreffer. Bei Bangel erschienen Frankfurter und
Münchener Künstler in regem wechsel. Im Kunstverein
dominirte der Wiener Makartfchüler A. h. Schram mit
einer umfangreichen Kollektion. — Ein Ereigniß für die
Saison bildeten die Erwerbungen des Städelschen Mu-
seums-Vereins durch den neugebildeten Verein. Mit
schwerem Gelds wurde eine Anzahl Bilder erworben,
unter denen sich kein eigentliches Galeriebild befindet. Die
Auswahl erscheint glücklich getroffen. Liebermanns „Waisen-
mädchen aus Amsterdam", ein reizvoller Spitzweg, einTrübner
l „Mohr auf dem Kanapee"), ein F.A. Kaulbach, ein Keller-Reut-
lingen und ein Sisley (Stimmungslandschaft) bilden die
Reihe der Neuerwerbungen, die permanente Fortsetzung
erfahren sollen. Dem Städelschen Museum wird durch
die Thätigkeit des Vereins eine sehr nothwendig gewordene
Förderung zu Theil. und so steht zu erwarten, daß es auch
in Zukunft seinen Rang als größtes Privat - Museum
Deutschlands behaupten kann. rr.
X
Hevliyev ^uysksuloys.
(. Künst lerhaus.
ie Februar-Ausstellung des Künstlervereins stellt in
die erste Linie den „Ausstellungs-Verband
Berlin", — vielleicht nicht ganz mit Recht. Denn die be-
sonderen Zwecke des Verbandes, deren Berechtigung
gewiß nicht zu bestreiten ist, bringeu es mit sich, daß
bei seinen Auswahlen Neuheit und Bedeutung des
Gebotenen nicht gerade bestimmende Momente sind.
Gleichwohl bewährt sich die durchgängige Tüchtigkeit
der Verbandsmitglieder in dein angenehmen Gesammt-Ein-
druck. Besonders hervorzuheben ist kaum etwas. Am
auffälligsteil tritt L. Röchling hervor durch Menge und
Vielseitigkeit seiner Arbeiten, mögen die meisten auch nur
Studien sein. Glücklicher Soldaten-Humor und hübsche
landschaftliche Motive wechseln miteinander ab. L. Saltz-
inanns Torpedoboot-Flottille im Manöver ist das größte
und auch wohl schwungvollste der hier ausgestellten Bilder;
leider wirft der Gegenstand zu wenig für den Maler ab.
 
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