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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 13
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Die Kunststadt Düsseldorf und ihre Akademie
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Gustav, Leopold: Von Münchener Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0230
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Yit. 18

über die Gefahr, vor der man ſtand. Daraus erwuchs


dorf, für die ein beſonderer Palaſt zu bauen war,
und daran knüpfte ſich erſt der weitere Gedanke an die
Wiederholung einer gemeinſamen Ausſtellung von
Kunft und Induſtrie der beiden weſtlichen Provinzen.“

von Münchener Kunst.

Dee Frühjahrs⸗Ausſtellung der Luitpoldgruppe
iſt wieder bei Heinemann zu Gaſte. Hübſch
arrangirt, wenn auch etwas voll gehängt,

präſentirt ſie ſich recht reſpektabel. Man kann im Einzelnen
vieles Gute, ja Vorzügliche finden, Ueberraſchungen wird
man indeß auch hier nicht finden.

PHermann Urban bringt einen Albaner See in
ſeiner ſeriös majeſtätiſchen Auffaſſung und einige flott
hingeſtrichene Skizzen. Der ihm künſtleriſch verwandte
Franz Hoch zeigt Silberpappeln in prächtigem olorit.
Küſtner hat zwei kleinere Landſchaften, ein ſonnenbe-
glänztes Iſarmotiv und einen Wintertag mit ſchneedräuendem
Himmel gemalt. Segalls Waldinterieurs ſind von
ſtillem Reize, Le Suire zeigt den winterlichen Froſt mit
feinem unaufdringlichen, aber tüchtigen Können. Mond-
nächte bieten uns ohne Sentimentalität Bürgel, wie Hans
Völker.

Fritz Baer bringt „Thauwetter“ und „Weiden im
Herbſt“, an welchen beſonders die Luft und die ſchwere
Feuchtigkeit gelungen erſcheint, wobei man bei dieſen Vor-
zügen die noch ſtark impreſſioniſtiſche Malweiſe in Kauf
nehmen darf. Eine mir noch unbekannte Erſcheinung,
C. Felber, verdient unſere Aufmerkſamkeit. Schneeſchmelze
und leiſe Frühlingsahnung reizarmer Naturausſchnitte weiß
er beſonders im Atmosphäriſchen ſicher und flott zu
geben. Auch Ubbelohde mit heſſiſchen Landſchaften ge-
hört hierher, der zu einer ruhigeren großzügigen Vortrags-
weiſe zu kommen ſcheint; ähnliche Vorzüge ſind auch
Perkuhns markig hingeſtrichener Dünenſtudie zuzuerkennen.
Eduard Uhl meiſtert die tropiſche Sonnengluth, friſchen
Kolorismus zeichnen Brougier und Plaß aus, von
Rabendig iſt die flüſſig gemalte mondbeſchienene Eiſak-
brücke zu nennen, wie die liebenswürdigen Arbeiten von
Delcroir, Eſſer, Gabelsberger, Henning, Hora-
dam, Uern und Steppes.

Im Figurenbild begegnen wir Rafael Schuſter-
Woldan mit einem friſch hingeſtrichenen Mädchen im
Roſenhut, anſpruchsloſer und unmittelbarer, wie meiſt
beſonders deliziös iſt koloriſtiſch der Einklang der Hut-
krempe zum Hintergrunde bewältigt. Rob. Büchtgers
vielleicht etwas herb gemalte Uöpfe ſind trefflich heraus-
modellirt. Walter Thors mit ſicherer Kunſt gegebenen
Studienköpfe ſind ſchon früher einmal ausgeſtellt und ge-
würdigt worden; als ſehr flott gemalt muß auch Lietz-
manns Uünſtlerporträt bezeichnet werden. Kurt Rüger
iſt in den zeichneriſchen glücklicher, als in den koloriſtiſchen
Qualitäten ſeiner Bilder. Eugenie von Piloty iſt be-
ſonders gut in einem flotten und duftigen Kinderbildniß.
Auch Joſ. Matiegzeck malt Knabenköpfe, ſorgſam ge-
zeichnet, aber etwas farbenſchwer. Rud. Kaeſers tüch-
tiges Damenporträt darf hier noch angeſchloſſen werden.

Veben einem weiblichen Kopfe iſt Max Kuſchel mit
einer Schmiede des Vulkan vertreten. Die treffliche Zeich-
nung des Aktes der ſich das Haar kämmenden Frau Venus
käme bei minder trüberer Farbengebung beſſer zur Gel-
tung. Eine tüchtige Aktſkizze bringt auch Karl Hart-
mann, der in Studien zu größeren Bildern und einem
intereſſant aufgefaßten Prometheus auch koloriſtiſch an-
regt. Wenn Groppes Vymphenmodelle auch über des
Lebens Mai etwas hinausgewachſen waren, ſo zeigen doch
die großen Akte peinlichſtes Naturſtudium und ſicheres
können. Walter Firles Studien zur Grablegung Chriſti
möchte ich wegen des markigen Vortrags manchem vollen-
detem Bilde vorziehen. Famos in Ton und Uolorismus
iſt ſein Interieur mit der nähenden Frau; energiſche
Darſtellungskraft und Farbengebung ſpricht auch aus
Froitzheims Skizze: Bacchanale, wie aus einem Studien-
kopf.

Geffken erſcheint mir immer in ſeinen Kokoko-
motiven am reizvollſten. Ein Pärchen im ahn in leiſer
Dämmerung; Faun und Bäuerinnen, im Interieur und
im Freien, in friſchem Kolorismus und theils auch in
Gelwiſchmanier, aber bei aller Vielfältigkeit der Technik
immer mit ſicherem Können. Ich darf als Interieur-
künſtler noch erwähnen Carl Blos und Ernſt Thall-
mever, dann die draſtiſch lebensvolle und farbig liebens-
würdige Genremalerei „Nach dem Kommers“; ferner noch
Meyer-⸗Frankens „Abendlied“. Meſſerſchmitts
Schilderungen aus der Franzoſenzeit zeigen ſich ſtets als
ehrliche, farbenſchöne Arbeiten; viel Charakteriſirungs-
vermögen zeigt Hans Beſt in ſeinem Wilderer. Lö-
withs liebenswürdige Kleinmalerei iſt bekannt. Phil.
Otto Schaefers antikiſirende Paſtelle Bacchanale und
Herbſtfeier ſind in der Anordnung der vielfachen Akte
zwanglos, auch die Sicherheit der Zeichnung zeigt große
Fortſchritte. Tüchtige Thiermaler ſind Joh. D. Holz,
Strebel und vor Allem Graeſſel, deſſen zahlreichen
Entenbilder uns noch nicht abſtumpfen konnten.

Die Ausſtellung wird in wenigen Wochen mit neuen
Bildern ausgetauſcht.

Aus dem Kunſtverein ſei diesmal nur die Kollektion
Hans von Peterſens hervorgehoben. Er ſchildert
mehrere hiſtoriſche Seeſchlachten in ſeiner abwägenden,
verſtändig⸗kühlen Art. Die Grenzen ſeiner Begabung
genau kennend, läßt er Kämpfende aus dem Pulverdampf
nicht hervortreten, zeigt aber in der Malweiſe des Waffers
ſeine bewährte Virtuoſität, in der Farbengebung Geſchmack,
ja öfters ſublimere Beize. Ich verſtehe die Abfertigungen
der Lokalblätter nicht recht; man darf doch unmöglich von
Hans von Peterſen mehr verlangen, als was man an
Hans Peterſen rühmen konnte. —

Im Studiengebäude des Nationalmuſeums ſind die
Entwürfe einer beſchränkten Konkurrenz zur Ausmalung
des Waſſerburger Rathhausſaales ausgeſtellt. Der ge-
wählte Entwurf kann nur die befriedigen, die immer noch
alles Heil in der retroſpektiven Maskerade ſehen. Das
iſt kein Vorwurf gegen Max von Mann, der ausdrück-
lich betont, daß er ausſchließlich alte Motive benutzt habe.
Die Arbeit an ſich iſt in ihrer feinfühligen Nachempfin-
dung ſo reizvoll, wie des gleichen Künſtlers Wandbeklei-
dungen im Feſtſaal des ünſtlerhauſes. Schießl, der
ſonſt in kleineren Bildern von liebenswürdiger Alter-
thümelei iſt, noch weniger Widmann und Becker- Gundel
 
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