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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 13
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Gustav, Leopold: Von Münchener Kunst
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Hamburger Ausstellungen des Jahres 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0231

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Vr. 13


kamen in Betracht; aber Ludwig Herterich! friſch, keck
in den Farben hat er einen Feſtzug der Gewerbe in
meiſterſingerlichem Genre gemalt. Durchaus will ich nicht
jede Einzelheit himmelhoch preiſen; aber über Details
hätte ſich reden laſſen. Statt vieldeutiger Allegorien, Ge-
ſtalten voll warmblütigem Leben doch es hat nicht ſollen
ſein. Die ſpäteren Geſchlechter Waſſerburgs werden
münchens — Kopirkunſt ſicherlich beſtaunen!
Leopold Guſtav.

*

Famburger Husſtellungen
des Jahres 1901.*)

D⸗ ſtändige Ausſtellung hat ſich im Laufe der
zwei Jahre, daß ſie ihre neuen Bäume dem Be-
ſuche geöffnet hat, durch ihre günſtige Lage im Zentrum
des großen Verkehrs, durch die praktiſche Anordnung ihrer
Räume, die Zweckmäßigkeit in Beleuchtung und Dekoration
als ein den Hamburger Kunſtverhältniſſen durchaus ent-
ſprechendes und würdiges Ausſtellungshaus bewährt. Ein
Beweis dafür iſt auch der ſtetig wachſende Andrang ein-
heimiſcher und fremder Künftler zur Veranſtaltung von
Sonderausſtellungen, dem die Geſchäftsleitung ſogar nicht
immer nach Wunſch zu entſprechen in der Lage war. Sie
war aber bemüht, dem ihr geſtellten Programm ſtets ge-
recht zu werden: Den Alten die verdiente Ehre zu laſſen
und die Jungen nicht nur nicht fernzuhalten, ſondern
heranzuziehen. Sie war ferner beſtrebt, jedes Kunſtwerk
nach ſeiner individuellen Art möglichſt gut zur Geltung
zu bringen.

Die Ausſtellungen des Jahres 1901 begannen mit der
vorführung von Werken ſkandinaviſcher und holländiſcher
Künftler, wie Ancher, Janſſen, Cederſtröm, Mesdag, eines
großen Bildes von Prof. v. Herkomer, „Heimkehr“ betitelt,
und Arbeiten der Engländer Joy, Henderſon und John
R. Reid, welcher mit 45 Bildern vertreten war. Im kleinen
grauen Saal ſtellte gleichzeitig der junge Münchener
A. Heller, ein gebürtiger Hamburger, eine Anzahl von
feingeſtimmten Bildniſſen aus. Später nahm dieſes Sälchen
der Hamburger Julius Rehder mit einer Sammlung ſeiner
neueſten Arbeiten ein.

Im Laufe des Februar ſind von ausgeſtellten Werken
beſonders zu nennen: einige Kirchen⸗Interieurs des Wieners
Moll und eine größere Kollektion von Landſchaften Peter
Paul Müllers, ſowie eine den großen Saal zum erſten
Male beanſpruchende Ausſtellung größerer plaſtiſcher Werke,
Arbeiten Hugo Lederers: die große Gruppe „Schickſal“ die
„Haideſtimmung“, das Belief „Heimkehr“, verſchiedene
Denkmalſkizzen und kleinere plaſtiſche Arbeiten waren in
der reichhaltigen Kollektion vertreten. An den Wänden
des großen Saales zeigten Braunſche Kohledrucke ver-
ſchiedenen Formates das geſammte, in allen Muſeen der
Welt zerſtreute Werk des Delasquez in einer bisher noch
nicht gebotenen Vollkommenheit der Wiedergabe. Im März
brachten Prof. Louis Douzette eine Uollektion von 17
Bildern, Prof. A. D. Goltz (Wien) eine den großen Saal
füllende Sonderausſtellung ſeiner Werke, darunter ein

*) Nach dem eben erſchienenen Jahresbericht des Kunſtvereins in
Hamburg für 1901.

großes Triptychon „Bauernmadonna“ und der in Düſſel-
dorf lebende Hamburger Guſtav Marx 60 Gemälde und
Studien zur Ausſtellung.

Die zu Beginn des Frühjahrs alljährlich ſtattfindende
Sonderausſtellung ausgewählter Kunſtwerke war von nam-
haften auswärtigen Künſtlern beſchickt worden. Es waren
unter Anderen vertreten: Fritz Aug. v. Kaulbach mit
1 Bild, Osw. Achenbach mit 2, Hans Thoma mit 2,
F. v. Uhde mit 3, v. Bochmann mit 3, Heinr. Hermanns
mit 6, Hans Herrmann mit 3, H. von Herkomer mit 3,
Eugen Kampf mit 3, John Terris mit 3, A. v. Ferraris
mit 2, W. velten mit 2, Adam Kunz mit 6, G. Mar mit
2, H. v. Bartels mit 3, v. Canal, Schmitſon f, Firle,
L. Dettmann, Schönleber, Lenbach, Fink und eine ganze
Anzahl anderer Künſtler mit je einem Gemälde, die Bild-
hauer Conſt. Mennier mit 4 Bronzen, P. Oeſten, B. Kruſe,
Hirſchen, Beyrer jr, Meyer-Pyritz und Andere mit kleineren
Plaſtiken. Die Ausſtellung zerfiel in 2 Serien, die vom
{.—30! April und vom 1.-31. Mai dauerten. Später
wurden zwei in Hamburg entſtandene Bildniſſe von der
Hand Prof. H. v. Herkomers und ein älteres, der beſten
Zeit des Meiſters angehörendes Bild „Herbſtreigen“ von
Gabr. Max, der Ausſtellung noch einverleibt.

mit dem Monat Juni kamen verſchiedene Kollektionen,
darunter die des in München wohnenden Thiermalers
J. D. Holz mit 10 Bildern, ferner 25 Gemälde und
Studien, hauptſächlich holländiſche Strandbilder des Düſſel-
dorfers W. Bartſch und 30 Dünen- und Strandbilder aus
Oſtende von Prof. Oscar Halle, zur Vorführung, während
im kleinen Saal der die Holzſchnitzerei als Spezialität
pflegende Bildhauer Carl Stendler, ein gebürtiger Ham-
burger, eine Sammlung ſeiner Arbeiten ausgeſtellt hatte.
Hierauf folgte Bachmann mit einer Serie von Landſchaften
von Island und den Faröern und die Münchener Bürgel,
Braith +, Schleich, A. Wenk, Ferd. Wagner. ſowie Benes
Knüpfer (Rom), Hoch und Dettmann mit Einzelbildern.

Während der Sommermonate brachte im großen Saal
Prof. weeſer⸗kKrell ſechs Koloſſalperſpektiven, die St. Peters-
kirche in Rom, die Ofener Königsburg, Seebad Herings-
dorf, Bremerkaven u. ſ. w. zur Ausſtellung. Eine aus
114 Bildern und plaſtiſchen Arbeiten beſtehende Kollektion
des Vereins Berliner Künſtler und eine Serie von 16 Land-
ſchaften Alfred Zoffs, ſowie Einzelbilder von Asmuſſen
und Geſterley jr. (Gamburg) und von bildhaueriſchen
Arbeiten Bronzen von Cauer, Latt, Mar Kruſe, Morin,
Hirt, Siemering, Uphues und Seger ſind gleichfalls für
dieſe Zeit zu erwähnen.

Der beſonderen Gefälligkeit eines Hamburger Kunſt-
ſammlers, Herrn Siegfried Barden, war es zu verdanken,
daß auch die graphiſchen Künſte in hervorragender Weiſe
zu ihrem Bechte kamen. Aus ſeiner Privatſammlung hatte
Herr Barden eine Anzahl von Original-Stichelblättern des
meiſters Albrecht Dürer und nahezu das vollſtändige radirte
werk Max Klingers, zum Theil in Vorzugsdrucken, dem
Kunſtverein zur Ausſtellung überlaſſen. In den kleineren,
nicht durch dieſe Ausſtellung beſetzten Sälen kamen eine
tollektion von Arbeiten des Dresdener Landſchafters und
Porträtmalers W. Witting und 18 plaſtiſche Arbeiten
der jungen ſchleswigſchen Bildhauerin Anna Peterſen zur
Vorführung.

Hierauf folgte im kleinen Saal eine Ausſtellung von
Interieurbildern Norddeutſcher Künſtler, die ſich in der
 
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