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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 12
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Die Kunststadt Düsseldorf und ihre Akademie
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Kunstgwewerbe-Ausstellung in München 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0212

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Z 2

die damals aufſtrebenden Brüder Röber bildeten,
von dieſen und jenen Schülern der Akademie allmälig
gefolgt, eine von der übrigen Künſtlerſchaft durch
ihre Schaffensweiſe und daraus folgende Ztellung
zum Publikum weſentlich ſich unterſcheidende Gruppe,
und dieſe Unterſcheidung war nicht ganz frei von
einem ſtillen Gegenſatze. Bei den neuerlichen Aeuße-
rungen über Düſſeldorfer Kunſt hört man von dieſer
hiſtoriſchen Gruppe, die ihre Wirkſamkeit über ganz
Preußen ausgedehnt hat, ſehr wenig, und doch kann
man ohne ſie gar kein richtiges Bild der Düſſeldorfer
Schule gewinnen. Janſſen und Gebhardt ſind es,
die dabei beſonders als Lehrer in ernſten Betracht
kommen. Sie haben den Stil der Düſſeldorfer Hiſto-
rienmalerei völlig erneuert, von ganz verſchiedener
perſönlicher Eigenart ausgehend. Vor allem waren
ſie die Tehrmeiſter einer realiſtiſch-charakteriſtiſchen
Auffaſſung der Hiſtorie, die ſich nicht auf Koſtüm-
ſpielereien und auf Theaterpoſe beſchränkte und ins-
beſondere alles Schwächliche bei Seite zu drängen
beſtrebt war. Galt es doch, das Erbe des großen
Rethel fortzuführen. Zu dieſem Behufe wurde eine
mit Strenge der Arbeit gepaarte Kraft der Zeichnung
vor allem angeſtrebt und dann auch in ſchwerem Ringen
die Schwäche Düſſeldorfs, der Mangel koloriſtiſcher
Fülle, zu beſeitigen geſucht. Es iſt hier nicht der
GOrt, über die moderne Hiſtorienmalerei grundſätzlich
zu ſprechen. Hier handelt es ſich darum, daß durch
Janſſen und Gebhardt in die Figurenmalerei
überhaupt eine realiſtiſche Energie gekommen iſt, die,
wenn auch mancher Schüler eben an für ſeine Art
zu großen Aufgaben ſcheiterte, doch für Düſſeldorf
bedeutungsvoll wurde, eben weil ſie der mehr und
mehr verflachenden alten Figurenmalerei etwas Neues
und zugleich Stärkeres entgegenſetzte. . .“

„Zwei Künſtler traten in Düſſeldorf als bezeichnende
Vertreter einer neuen Art der Lebensbeobachtung auf,
Ferdinand Brütt und Chriſtian Bockelmann. Brütt
gab das ernſte moderne Sittenbild, zunächſt in der
patriotiſchen Begeiſterung einer Verſammlung in der
Düſſeldorfer Tonhalle zur Zeit des Krieges dann
Darſtellungen der Börſe, einer Gerichtsverhandlung,
des Warteſaals eines großen Bahnhofs u. a. Bockel-
mann brachte einen Dorfbrand in dramatiſcher Be-
wegung, eine Szene im Leihhaus, den Zuſammenbruch
einer Volksbank, den Arbeiterausſtand in einer Tiſchlerei.
Bockelmann ſtellte ſich auch, als die Zeit gekommen
war, mit vollſter Entſchiedenheit auf den Boden der
Freilichtkunſt und offenbarte dabei ein ſtärkeres Können
und gediegenere Durchführung, als ſie gemeinhin bei
den erſten Neuerern zu finden waren. Sein Abend-
mahl in einer norddeutſchen Kirche und ein Begräbniß
ſind glänzende Zeugen dafür. Hugo Vogel, ſpäter
Akademielehrer in Berlin, Kaempfer, ſpäter Akademie-
lehrer in Breslau, traten als vielverſprechende Talente
hiſtoriſcher Schule aus der Akademie. Dann erſcheint
Arthur Kampf mit dem großen naturaliſtiſchen Werk
„Die letzte Ausſage“. Auch er geht aus der hiſto-
riſchen Schule hervor, widmet ſich in der Folge auch
hauptſächlich der Hiſtorie im Sinne eines geſteigerten


Direktor Wislicenus im Laufe der Jahre das Kaiſer-
haus in Goslar ausgemalt, Gebhardt ſchuf Werke
von großartiger Eigenart im Kloſter Loccum, die
beiden Böber ſind in Münſter und Danzig thätig,
Janſſen arbeitet für Erfurt und Marburg und voll-
endet die groß gedachten Deckengemälde der Aula
der Düſſeldorfer Akademie. Indeſſen iſt Theodor
Bocholl auf den Plan getreten und weiſt der modernen

deutſchen Schlachtenmalerei mit kühnem Temperament
neue Wege, an die Stelle der Heerführerporträts
mit Schlachtſtaffage den wirklichen Kampf ſetzend,
wie es die Franzoſen immer gethan haben.

(Schluß folgt)

2

Runstgewerbe⸗Hussfellung
in München 1904,

in großes Ereigniß für die angewandte Kunft

und deren Dertreter ſteht in Sicht: eine Kunft-

gewerbe-Ausſtellung in München 1904, dank
der Initiative des bayeriſchen Prinz-Negenten. Als Lokal
ſind die Räume des Glaspalaſtes in Ausſicht genommen.
Das Handſchreiben, welches der kunſtſinnige PrinzRegent
in dieſer Angelegenheit an den Staatsminiſter von Feilitzſch
richtete, lautet folgendermaßen:

„Mein lieber Staatsminiſter Dr. Freiherr von Feilitzſch!
Das bayeriſche Kunſtgewerbe hat in den letzten Jahren
einen ſo glänzenden Aufſchwung genommen und auch weit
über Deutſchlands Grenzen hinaus einen ſo fruchtbringenden
Einfluß ausgeübt, daß mir die Zeit gekommen erſcheint,
um die jüngſten Errungenſchaften auf kunſtgewerblichem
Gebiete in Form einer in der Haupt- und Keſidenzſtadt
Bayerns abzuhaltenden Ausſtellung den weiteſten Kreiſen
vor Augen zu führen.

Ich glaube, daß hierdurch das Intereſſe wie das Ver-
ſtändniß für den hohen ethiſchen und materiellen Werth,
welchen die gewerbliche Kunſt für die breiteſten Schichten
des Volkes hat, eine nicht unweſentliche Förderung erfahren
und daß eine ſolche Ausſtellung den kunſtgewerblichen
Kreiſen die Anregung zu geſteigerter Schaffenskraft geben
wird. Die in dieſem Jahre ſtattfindende internationale
Kunſtgewerbe-⸗Ausſtellung in Turin wird Gelegenheit geben,
weitgehende Erfahrungen auf dieſem Gebiete zu ſammeln
und damit weſentlich zum Gelingen einer Ausſtellung in
München beitragen.

Für die Ausſtellung, die Meines Erachtens zweckmäßig
im Jahre 1904 zu veranſtalten ſein dürfte, würde Ich ge-
gebenen Falls Räume des Glaspalaſtes zur Verfügung
ſtellen. Um die Beſchickung der Ausſtellung den Kunſt-
gewerbetreibenden in thunlichſtem Umfange zu ermöglichen
und den Ausſtellern die Beſtreitung des hierauf erwachſenden
Koftenaufwandes zu erleichtern, werde Ich die Bereit-
ſtellung entſprechender Mittel veranlaſſen. Ich beauftrage
Sie nunmehr, ſich mit maßgebenden Perſönlichkeiten ins
Benehmen zu ſetzen und Mir über die Zweckmäßigkeit und
Durchführbarkeit Meiner Anregung baldmöglichſt ein-
gehenden Bericht zu erſtatten.

München, den 1. März 1902.

2

gez. Luitpold,
Prinz von Bayern.“
 
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