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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 23
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Von Kunst und Künstlern
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Preisausschreiben und Stiftungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0416

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— 23

ihn danoch zu fragen und abzuwarten, ob er mit ſeinen
Worten ſo deutlich iſt wie in ſeiner Kunft. Gewöhnlich
iſt es durchaus nicht der Fall, und was zur Sprache ge-
langt, ſteht ſo ſehr unter dem Einfluß des Augenblicks und
der Art der Frageſtellung, daß die Antwort meiſt nur wenig
beſagt. Klinger wehrte ſich entſchieden gegen die land-
läufigen Begriffe „idealiſtiſch“ und „naturaliſtiſch“. Wir
ſchaffen heutzutage unter veränderten Anſchauungen, war
der Befrain aller ſeiner Betrachtungen. Berändert iſt ſo-
gax unſere jeßige Auffaſſung der Antike gegen früher, ver-
ändert ſind die materiellen Grundlagen des Schaffens n. { 10
Man erſieht daraus, daß Klinger ſſich diesmal ſehr vor-
ſichtig geäußert hat und daß der Sinn ſeiner Worte ſehr
verſchieden auszulegen iſt. — Um ſo einſeitiger lauteten
die Erklärungen von R. Begas, die er in Oſtende einem
Mitarbeiter des „Ill. Wiener Extrabl.“ gab. Wir fühlen
uns gewiß nicht zur Bertheidigung der „Sezeffion“ be-
rufen. Aber letztere als einheitlichen Kuntbegriff zu beuͤr—
theilen und mit „Natnralismus“, „Armelèutmaleréi“ oder
dgl. zu identiftziren, kann doch nicht hingehen. Der Inter-
viewer, Herr Melbourn, ſcheint den genlalen Meiſter miß-
verſtanden zu hahen, und was diefer nur auf die maß-
gebende Richtung in der Berliner Sezeſſion bezog, auf die
„Sezeſſien“ überhaupt angewendet zu' haben.

Das neueſte Werk von Reinhold Begas iſt
ein „Prometheus“, ein Hochrelief. Die muskelſtrotzende
Geſtalt, zu welcher der deutſch-ruſſiſche Preisringer Haͤcken-
ſchmidt Modell ſtand, iſt völlig plaſtiſch herausgearbeitet,
ebenſo der Adler, der in einiger Eutſernung über ſeinem
Haupte ruhig herabblickt. Die felſige Szenerie dagegen
verläuft nach hinten, wo man einen zweiten Adler kreiſen
fieht, ganz flach. Erſt die Betrachtunz des Hriginals wird
ein Urtheil über die Löſung der Aufgabe möglich machen.

Münſtler-Jurv und unlauferer wettbewerb.
Eine hiſtoriſche Studie von von Heinrich Deiters
Münſter 1902). Der Derfaffer bemängelt unſere heutigen
Jurys, hält ſie, zumal in kleinen Kunſtorten, wo der per-
ſönliche Einfluß am größten iſt, für eine Gefahr, für eine
Unmoral. Seine Gründe laſſen ſich hören; fie beziehen
ſich beſonders auf ſeine Düffeldorfer Erfahrungen. Das
leit Jahren ſinkende Anſehen Düffeldorfs bringt er mit
den dortigen Jury-Verhältniſſen in Derbindung. Es mag
Manches wahr davon ſein. Aber was nützt'es der AIl
gemeinheit, wenn er all das kleinliche Gezänk einer oͤrt-
lichen Künſtlerſchaft hervorzerrt — die Finger in Wunden
egt, deren Gefährlichkeit wir Anderen nicht beurtheilen
Fönnen? Was die Draußenſtehenden erhoffen: Beſſerungs-
vorſchläge für eine Einrichtung, die an ſich nicht ſchlecht
iſt, ſondern nur in freilich oft verwerflicher Weiſe gehand-
habt wird, bleiben völlig aus. Die Ausführungen von
Deiters verſanden kläglich!

$

Preisausschreiben und Stifrungen.

* Breslan. Ein Kaifer Friedrich-stiftungs-
fonds iſt aus dem Ueberſchuß der Sammlungen für
das 1901 enthüllte Kaiſer Friedrich⸗-denkmal und aus einem
Zuſchuß des Magiſtrats gebildet worden und in Höhe von
80000 MF, vorbehaltlich der landesherrlichen Genehmigung,
dem Schleſiſchen Muſeum für Kunſtgewerbe und Alter-
thümer als beſondere „Kaifer Frieédrich-Stiftung“
zur Förderung des ſchleſiſchen Kuſiſtgewerbes angegliedert
und hat den Zweck, praktiſch arbeitende ſchléſiſche
Kunſthandwexker und für das Kunſthandwerk thätige
Künſtler in ihrem Berufe zu fördern! Das Laͤpital
wird pom Magiſtrat verwaltet; über verwendungen aus
dem Fonds beſchließt auf Antrag des Muſeumsdirektors
die Uiuſeumsverwaltungs-Deputaſton.

* Altenburg. Es beſteht hier die Abſicht, aus dem
von einem verſtorbenen Bürger der Stadt für dieſen Zweck
geſtifteten Kapital von rund 16000 Mk. einen monumen-
talen Brunnen zu errichten, durch den das dem Alten-
burger Land entſtammende Skatſpiel in entſprechender
Weife verherrlicht werden ſoll. Zur Erlangung eines
Eutwurfs für dieſen Brunnen wird jetzt ein öffentliches
Ausſchreiben für in Deutſchland“ geborene künſtler,
Bildhauer oder Architekten eröffnet. Programm und Lage-

plan mit kleiner bildlicher Darſtellung der den Brunnen-
xlatz begrenzenden Hauptgebäude werden von unſerem
Ztadtbauamt gegen Einfendung von 2 Mk. ausgegeben.
Diefe Koſten werden Allen zurückerſtattet, die ſich an dem
Wettbewerb mit Entwürfen betheiligen, die nach Anſicht
des Preisrichteramtes künſtleriſches Gepräge haben. Dem
Preisrichteramt ſtehen im Ganzen 1000 MiE. zur Derthei-
Iung von drei Preiſen zur Verfügung, deren Höhe zu be-
ſimmen Sache der Preisrichter iſt! Bie Entwürfe zu dem
Brunnen, ſind bis zum 15. Nobember, ı2 Uhr Mittags,
beim hieſigen Stadtrath einzuliefern.

Leipzis, Die Buchbinderei A.-G. vorm. Guſtav
Fritzſche ſchreibt eine Konkurrenz für Entwürfe Fünft-
leriſcher Bucheinband-Decken zum 15. Oktober 1902
aus. Preife insgeſammt Mk. 2000. Einlieferung mit
verſchloſſenem Konvert und Motto. Es werden verlangt
in origineller, moderner Ornamentirung bei geſchmackvollet,
breiter Flächen-Behandlung und Bezugnahme auf den
Inhalt:

L Einband-Decken für moderne Belletriſtik jeder
Al Sormat, I2 . 18 Cm., ‚I Preis: ME 250 Ik Oreis-


II. Einband-Decken für volks-Ausgaben hervor-
ragender Literatur, insbeſondere für volks-Ausgaben der
Alaſſiker, für kunſtgeſchichtliche, techniſche und andere Lehr-
Bücher, illuſtrirte Romane Gerien-Einbände) 2c. I Preis:
Mk 25011 Preis: Mif 150 Ul Dreis: INE. 100

III. Einband-Decken für Sabrif-Kataloge, die zu-
gleich als Agenden- und Kalender-Decken der deireffenden
Induſtrieen dienen können. Gewünſcht werden namentlich
ſolche Entwürfe, welche auf die Eiſen- Maſchinen- Textil-
uud Keramiſche Induſtrie in ihren Motiven Bezug nehmen.
I. Preis: ME 250. II. Preis: Mk. 150. III. Preis: m. 1oo.

Außer dieſen z Preiſen für jede der drei Serien fetzt
die ausſchreibende Firma noch eine Extra-Prämie von
500 Mark aus, welche dem Urheber desjenigen Entwurfes
zuerkannt werden ſoll, welcher ſich, ſowonl was künſtleriſche
Geſtaltung anlangt, als auch in Bezug auf Technik und
Material beſonders auszeichnet. Sollte ein ſolcher Ent-
wurf nicht eingegangen ſein, ſo ſollen die für die Extra-
Prämie ausgeworfenen Mk. 300 noch auf die Preisge-
winner vertheilt oder zu weiteren Ankäufen a Mk. 50 ver-
wendet werden.

»Bern. Denkmal des Weltpoſtvereins. Der
Bundesrath Comteſſe hat als Chef des ſchweizeriſchen
Poſtdepartements die internationale Jury für die Er-
richtung eines Weltpoſtvereins-Denkmals auf den 20. d. M.
zu einer Konferenz nach Bern einberufen. Bei dieſer Zu-
ſammenkunft iſt über den Platz für das Denkmal und
über eine auszuſchreibende Preiskonkurrenz künſtle-
riſcher Entwürfe Beſchluß gefaßt worden. Der Welt-
poſtverein hat für das Denkmal 200000 Franken bewilligt.
Die Jury beſteht aus den Herren: Hacke-Berlin, Helmer-
Wien, Laling-Brüſſel, Profeſſor Weldohl-Kopenhagen,
Velada⸗Madrid, Bertholdy-⸗Paris, Armſtead-London, Strobl-
Budapeſt, Profeſſor Ximenez-Rom, Bluntſchli-Hürich und
Weltpoſtdirektor Ruffy.

* Kanada. Strathcona and South African Me-
morial Committee in Montreal. Wettbewerb für die
Errichtung eines Denkmals zur Erinnexung an die
kanadiſchen Sohdaten, die an dem ſüdafrikaniſchen
Kriege theilgenommen haben. Das Komite wird über
eine Summe von 5000 bis 6000 Pfd. Sterl. xerfügen.
Termin noch unbeſtimmt ¶). Näheres durch Peers Davidſon,
London, oder durch Lancaſhire Building in Montreal oder
bei der Bank von Montreal, 22 Abchurch Lane,
London E. C.

* Dhiladelphia. Internationaler Wettbewerb für
ein MeKinley-Denkmal. . Ein Komité ladet die Bild-
hauer aller Länder zu einem Wettbewerb um ein McKinley-
Denkmal, das im dortigen Fairmont-Hark errichtet werden
ſoll, ein. Die Skizzen und Modelle ſind bis zum 2. März
1903 beim SeFretär des Ausſchuſſes, Vr. 320 South Broas
Street, Philadelphia, einzureichen. Das Denkmal ſoll aus
einer Statue mit geeigneter architektoniſcher Umgebung
beſtehen, und die Koften des fertigen Denkmals dürfen
30000 Dollars (125000 MF.) nicht überſteigen. Für die
fünf beſten Entwürfe, aus denen dann derjenige ausgeſucht
 
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