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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 11
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Kunstchronik
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0198

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. Yrl

Einführung des Bürgerlichen Geſetzbuches“. Das ſchwierige
Problem löſt der Maler durch Allegorien. Im Mittelpunkt
des Bildes ſteht als koloriſtiſcher Schwerpunkt des Bildes
die Germania. Das Bild zur Linken ſtellt eine altdeutſche
Gerichtsſitzung dar. Ein deutſcher König in rothem Ge-
wand hoch auf dem Thron hält Gericht über einen Mörder.
Dieſer ſteht gefeſſelt vor der Leiche des Ermordeten, über
den ſich in Gram verſunken ſeine Wittwe mit ihrem Kind
geworfen hat. Der Preis der vom Staate geſchenkten
Bilder hat 13 000 Mark betragen.

*GOsnabrück. Vor einiger Zeit wurde auf dem
Boden eines hieſigen Hauſes ein großes, figuren- und
farbenreiches Gemälde aufgefunden, deſſen Urſprung man
nicht zu ermitteln vermochte. Jetzt hat es ſich heraus-
geſtellt, daß das Bild aus dem Kölner Karthäuſerkloſter
ſtammt, und zwar aus einer Bilderreihe, die das Leben des
heiligen Bruno behandelt. Zwei Stücke befinden ſich in
der Darmſtädter Gallerie, zwei in Bonn, eins in Köln.
Das fehlende 6. Stück iſt das Osnabrücker. Das Muſeum
Wallraf-Bichartz in Köln hat ſich beeilt, das werthvolle
Bild für einen namhaften Preis in ſeinen Beſitz zu bringen.
Das Bild ſtellt die Einkleidung von 30 Vovizen dar und
entſtammt der beſten Zeit der Kölner Schule. Es bedarf
einer umfaſſenden Reſtaurirung.

* Düren. Der von Profeſſor Frentzen-Aachen abge-
änderte Plan für das Leopold Höſch-Muſeum erfordert
einen Aufwand von 346 000 Mark. Der verſtorbene Geh.
Kommerzienrath Leopold Böſch hatte 250000 Mark
geſtiftet, hiervon ſind bereits 26 000 Mark Zinſen aufge-
kommen, die fehlende Summe von 70000 Mark ſtiftete ſein
Sohn, Lommerzienrath Wilhelm Höſch, ſo daß das erfor-
derliche Kapital nunmehr vorhanden iſt.

* Drag. Die Grganiſation der neuen unſtgallerie
iſt inſofern geregelt, als zwei Kunſtſektionen, eine deutſche
und eine czechiſche, geſchaffen werden, welche über die
künſtleriſchen Aufgaben zu entſcheiden haben. Die Leitung
iſt eine gemeinſame durch ein Kuratorium.

* Krafan. Hier wurde eine neue Uunſtvereinigung
gegründet, deren Zweck es iſt, die Werke der polniſchen
Maler und Bildhauer jährlich zu einer Ausſtellung zu
vereinigen. Dieſe Ausſtellung ſoll als „polniſcher Salon“
zuerſt in Krakau, Warſchau, Lemberg und Poſen eröffnet
werden und hierauf durch alle europäiſchen Hauptzentren
der Kunſt wandern. Zum DPräſidenten des polniſchen
Salons wurde Maler J Malczewski gewählt. Die Jury
wird aus ſechs Mitgliedern beſtehen, von denen je zwei
von den Krakauer, Warſchauer und Lemberger Uünſtlern
gewählt werden ſollen.

S
Ausstellungen.

* Berlin. Große Berliner Kunſtausſtellung
1902. Die Eröffnung findet am 3. Mai ſtatt. Die aus
der „Sezeſſion“ ausgeſchiedene Gruppe von Künſtlern
erhält, wie es heißt, eigene Bäume und ihre
eigene Jury, alſo ein Privilegium, deſſen Alicht-
bewilligung 3. Zt. gerade zur Trennung der ünſtlerſchaft
geführt hat. Man wird abwarten, weiche Verhältniffe ſich
aus dieſem Präzedenzfall für die Berliner Kunſtausſtellung
künftig ergeben werden. Was der einen Gruppe recht iſt,
iſt für jede andere wohl nur billig. — Die Entwürfe für
eine Umgeſtaltung des Moabiter Ausſtellungs-
gebäudes ſind in der Akademie zur Ausſtellung gelangt.
Der Entwurf von Mar Ravoth hat den I. Preis er-
halten; er verlegt den Skulpturenſaal in den Kern des
Baukörpers, die Geſchäftsräume in einen Dorbau und ver-
wandelt die heutige vordere Skulpturenhalle in eine Flucht
von Bilderſälen.

* Berlin. Im Aunſtſalon wertheim wurde ein
neuer Zyklus eröffnet. Außer einer intereſſanten Kollektiv-
Ausſtellung Hamburger Künftler, darunter C. Albrecht,
Ernſt Eitner und Helene Cramer, ſind eine Anzahl junger
Berliner Maler vertreten, wie Aug. Achtenhagen, Eritz
Seyer, Hans Klofs, Max Fabian, Alf. Oeſteritz, F. Türcke,
Karl Wendel, ſowie C. A. Brendel, Weimar, Arthur
Bendrat, Dresden, L. Pelling-Hall, London, und mit einer
größeren Anzahl Lithographien Felix Hollenberg, Stuttgart.

* Deffan. Die Ausſtellung des Anhaltiſchen
Kunſt vereins enthält eine Sammlung von ca. 20 Land-
ſchaften von Prof. Paul Rieß, das Koloſſalbild des Düſſel-
dorfers Pohle, „Friedrich der Große in Küſtrin“, Stein-


von Emanuel Semper, keramiſche Arbeiten von Franz und
Fritz von Heider u a. m.

* Halle. Bei Tauſch & Groſſe ſtehen z. Zt. die
Arbeiten des Müncheners Fritz Haß und des Dresdeners
W. Witting im Vordergrunde des Intereſſes.

* Hannover. Der am 24. Februar eröffneten
z0. Kunft-Ausftellung des Kunft-Dereins ſind zum
erſten Male beträchtliche Räume zur Derfügung geftellt
worden. Sehr zahlreiche deutſche und ausländiſche Kuͤnſtler
ſind der Einladung des Vorſtands gefolgt. Aus der großen
Zahl erſtklaſſiger Namen heben wir hervor: Lenbach (10),
Ztuck (5), 5. A. v. Kaulbach, Defregger, Gabriel Mar,
Thoma (5), Alinger (4), M. Liebermann Teiſtikow, Skarbing,
Zchönleber, Detimann. A. v. Werner, Keller, Kröner,
Segantini, Salinas, Mesdag, Lavery, Baßmuſſen u. ſ. w.
Beſondere Beachtung verdienen auch verſchiedene Kollektiv-
Ausſtellungen hervorragender Künſtler; u. A. ſind 28 Gri-
ginal⸗-Gemälde Arnold Böcklins in einem Saale vereinigt
worden. Im Ganzen ſind ca. 1100 Uunſtwerke vorhanden.

»Bremen. Die Jury der in der Kunſthalle er
öffneten internationalen Ausſtellung hat mit einer
einzigen Ausnahme ſämmtliche Bilder einheimifcher Künſtler
als nicht würdig zurückgewieſen. Darüber herrſcht in den
Kreiſen dieſer Künſtler, von denen einige doch einen recht
guten Ruf genießen, nicht geringe Entrüſtung, die ſich in
Proteſterklärungen gegenüber dem Dorſtande der Kunfthalle
Luft gemacht hat. Letzterer hat denn auch nach langen
Berathungen einen Ausweg gefunden und wird die Bilder
der Zurückgewieſenen in einem beſonderen Abtheil der
Kunſthalle zur Ausſtellung bringen. So wird Bremen
diesmal einen Salon der „Zurückgewieſenen“ haben. Wie
verlautet, haben dieſe „modernen“ Juroren ſogar Bilder
von Gabriel Max, Oswald Achenbach und Stuck zurückge-
wieſen. Don dem Letzteren ſoll von vier eingeſandten
Bildern nur eins für würdig befunden worden ſein.

* Zambure. „ Altenwalder ! 4
nennt ſich eine im Kunſtverein ausſtellende Gruppe
jüngerer Maler aus der Karlsruher Schule. Sie ſchildern
die unterelbiſche Gegend bei Kuxhaven. Die Kolonie re-
krutirt ſich aus den dem Karlsruher Künſtlerbund Sezeſſion)
zugehörenden Malern Carl Bieſe, Carl Otto Mathaei,
Carl Langhein, Ernſt Wiemann, Profeſſor Mar Lieber,
Eduard Euler, Franz Hochmann und Herm Daur, von
denen die drei Erſtgenannten Hamburger ſind, während
Wiemann Altona ſeine Daterſtadt nennt. — Commeters
Aunſtſalon. Am 2. Februar eröffnete Prof. Eriedrich
Kallmorgen-Berlin eine Kollektivausſtellung ſeiner Werke.
kKallmorgen iſt ein geborener Altonaer. Von Karlsruher
Künſtlern werden ausſtellen: Ludwig Dill, Alb. Haueiſen,
A. Luntz, Prof. F. Fehr, H. O. Matthaei und Herm. Daur.
Es iſt alfo ſomit zugleich ein kleiner Ueberblick über das
gegenwärtige Schaffen des Karlsruher Künſtlerbundes ge-
geben. Auch Hans Thoma iſt mit 15 neuen Hriginal-
Radirungen, ſowie mit einer umfangreichen ollektion
ſeiner Steinzeichnungen vertreten.

»Breslau. In der Gemälde-Ausſtellung Lichten-
berg-Kunſtperein im Muſeum ſind im Februar ausge-
ſtellt; Ph. Laͤſzlös „Porträt Pabſt Leo XIII.“, E. Urban-
Berlin! „Aſchermittwoch“ (ERoloſſalbild) und eine Beihe
Porträts, von Prof. L. Dill ſieben ſeiner neueren Werke,
van Carrier-Belleuſe ein Paſtell, „Pariſerin“, von M. Lie-
bermannn eine Hafenſzene. — Kollektionen von landſchaft-
lichen Motiven ſandten Frau Tina Blau, Wien, und
M. Lieber, Karlsruhe, eine ſolche figürliche Darſtellung
Wilhelm Scholkmann, Worpswede. .

*Dresden. In Emil Kichters Kunſtſalon iſt
eine Kollektion von Werken des Dresdner Landſchaftsmalers
Sterl ausgeſtellt, ferner ein neues Gemälde von Saſcha
Schneider: „Um die Wahrheit“. Die beiden großen Por-
träts von Walther Peterſen und das für das Offizierkaſine
der Leipziger Huſaren beſtimmte Bildniß König Alberts
von Boddin ſind aus der früheren Zuſammenſtellung ver-
blieben.
 
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