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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 3
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Kunstchronik
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Neue Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0055

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weges von der Straße abſchließen. Welchen Begriff müſſen
die Fremden von der Uunſtpflege ſonſt im Lande erhalten,
wenn ſolch ein Prachtbau, der noch dazu Univerſitätskirche
iſt, einer derartigen Verwahrloſung anheimfällt. Im
Uebrigen liegt die Frage nahe, wozu haben wir eine
Kommiffion zur Erhaltung der Kunſtdenkmäler, wenn an
einem von dieſen inmitten der Beſidenz ſolche Zuſtände
fortbeſtehen könnend

»Wien. Der Salon Pisko hat neuerdings eine
vom Kaifer beſuchte intereſſante Kunſtausſtellung eröffnet,
die ſich ihre Sammlung aus dem großen Aunſtpalaſt der
letzten Pariſer Weltausſtellung entlehnt hat. ZFunächſt iſt
eine Sammlung japaniſcher Bilder, die, nach der „Beichsw.“,
unſer Augenmerk feſſelt. Die Bilder theilen ſich in zwei
Gruppen: Gemälde auf Seide und Oelgemälde. Man hat
da endlich einmal Gelegenheit, eine größere Anzahl Japan-
Bilder vereinigt zu ſehen. Was an dieſen Bildern zunächſt
auffällt, iſt die Lebendigkeit und Friſche der Farbe und die
Virtuoſität in der Technik. Hier iſt der Einfluß auf die
moderne Malerei unverkennbar. Dagegen iſt die künſt-
leriſche Konzeption eine auffallend mangelhafte. Als Ge-
mälde von künſtleriſchem Werthe auf Seide möchten wir
ganz beſonders bezeichnen: „Der Sonnenaufgang auf Schnee“
don Frau Gnioknici Mayeda in Kifto und „Ein Gefecht
im 16. Jahrhundert“ von Ko-AQuum Ito in Tokio. 40 Zeich-
nungen von Paul Benouard geben Zeugniß von der Größe
dieſes bedeutenden Künſtlers. Daneben iſt eine Uollektion
von Medaillen und Plaquetten erſter Meiſter plazirt. Der
weitaus größere Theil der Ausſtellung iſt dem Kunſtgewerbe
gewidmet. Hier iſt es wieder eine Anzahl von Plakaten,
die uns vor Allem auffällt. Man findet Arbeiten an-
erkannter Meiſter, wie Chéret's, Léandre's und Anderer.

»Wien. Zum erſten Male wurde in Geſterreich der
verſuch unternommen, die Lehrer an kunſtgewerblichen
Cehranſtalten im Wege von Unterrichtskurſen mit den
neuen Methoden im Zeichnen und Modelliren ver-
traut zu machen. Der Derfuch iſt, wie die derzeit im
Geſterreichiſchen Muſeum auf dem Stubenring ausgeſtellten
Studienarbeiten zeigen, glänzend gelungen. Die Arbeiten,
aus denen man auch erſehen kann, auf welche Weiſe der
nünſtler ſich Motive aus der Natur holt und ſie ſodann
für den Entwurf kunſtgewerblicher Objekte und deren
Dekoration verwerthet, ſind ſowohl für den Fachmann als
auch für den Laien hochintereſſant. — Das Präſidium
der „Sezeſſion“ überreichte kürzlich dem Unterrichts-
miniſter ein Memorandum, in welchem die Vereinigung
ihren Standpunkt in Angelegenheit der „Modernen
Gallerie“ präziſirt. In dem Memorandum wird unter
Anderm ausgeführt: „Als wir vor nunmehr vier Jahren
unfere Pereinigung begründeten, machten wir zu einem
der Hauptpunkte unſeres Arbeitsprogrammes die Propa-
ganda für die Schaffung einer modernen Galerie in Wien.
Dem mächtigen Zuge zu monumentaler Bethätigung, der
unſere Kunft durchweht, kann nicht mehr der kunſtliebende
privatmann, kann nur der Staat gerecht werden. Die
moderne Gallerie gehöre der Gegenwart und Zukunft,
nicht der Vergangenheit; ſie bedarf, ſoll ſie einen Sinn
haben, raſcher Erwerbung von Hauptwerken jener Meiſter,
welche die Kunſt des heutigen Europa bedeuten. ... Die,
wenn auch nur proviſoriſche Aufſtellung des Vorhandenen
iſt eine unumgaͤngliche Zflicht gegen die Heffentlichkeit.
Und auch diefe proviſoriſche Aufſtellung muß in modern-
künſtleriſchem Geiſte erfolgen, da ſonſt der Sinn der Werke
nicht mehr erkennbar wäre, und ſie muß vor Allem die
Gelegenheit bieten, die Bedingungen zu ſtudiren, die ein
modernes Meiſterwerk an den Baukünſtler, der ihm die
Umgebung ſchaffen ſoll, überhaupt ſtellt.“

»Prag. Zur Errichtung der Kunſt gallexie. Wie
verlaufet, foll mit der Durchführung der diesbezüglichen
kaiſerlichen Derordnung ſchon in der nächſten Zeit be-
gonnen werden.

»Mailand. Etwa 40 Künſtler haben hier den
Künftlerverein Leonardo da Pinci begründet mit dem
Zweck, die Gedanken einer internationalen Kunſtausſtellung
1904 in Mailand zu verwirklichen mit einem einzigen Preiſe
von 50000 Lire.

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heue Denkmaler.

»Berlin. Das Denkmal der Kaiſerin Friedrich,
das, für den Platz am Brandenburger Thor, am Eingang
des Chiergarteus geplant, ein Pendant zu dem Monument
des kaiſerlichen Gemahls bilden wird, ſoll eine ähn-
liche Anordnung, wie die Statuengruppen der Siegesſäule
mit Ruhebank und zwei begleitenden Büſten von berühmten
Zeitgenoſſen erhalten. Der Philoſoph Zeller und der
Ehemiker von Hofmann werden zur einen Gruppe, der
Feldmarſchall Blumenthal und der Phyſiker Helmholg
zur andern Gruppe gehören. Dieſe wird bereits von Brütt
Zearbeitet, jene hat eben ein junger Homburger Bildhauer,
Fritz Gerth, der im Winter in Bom lebt, in Auftrag, er-
halten. Die gemeinſame Enthüllung wird im nächften
Jahre ſtattfinden. — Das Bronze-Medaillonbild Kaiſer
Friedrichs an der Stadtbahnſeite des neuen Kaifer-
£riedrich-Mufeums iſt von Profeſſor Otto Leffing modellirt.

* Charlottenburg. Es iſt in letzter Zeit, wieder-
holt vorgekommen, daß dei künſtlexiſchen Unternehmungen
gerade Seitens der ſtädtiſchen Körperſchaften nicht das-
ſenige Maaß von Gerechtigkeit und Billigkeit, geübt wird,
deſſen fich dieſe Körperſchaften bei andern Gelegenheiten
gern rühmen. Hier übergeht man das Jeſultat eines, Wett-
bewerbs um ein Kaifer Friedrichs-Denkmal und fordert
Leute zu einer engeren Konkurrenz auf, die nichts mit dem erſten
Wettkampf zu thum hatten, der doch den Betheiligten viel
Koften, Arbeit und Aufregung verurſachte. Das Traurige
i{# bei alledem nur, daß Berufsgenoſſen ihre Hand dazu bieten,
Andere zu beeinträchligen. Was aber die ſtädtiſchen Kunſt-
behörden betrifft, die vor Begünſtigungen und Willkürlich-
keiten nicht zurückſchrecken, ſo empfindet man es bei ſolchem
Thun ordentlich als eine Wohlthat, wenn ein kaiſerlicher
Einſpruch, wie kürzlich beim Verliner Märchenbrunnen,
einen forgſam ausgedaͤchten Plan durchkreuzt. — Bei der
künſtleriſchen Ausgeſtaltung Dder Charlottenburger
Brücke, die dem Architekten Prof. Bruno Schmitz über-
tragen werden ſoll, ſind auch zwei Bildwerke vorgeſehen;
ſie follen das erſte Königspaar, Fxiedrich T. und Sophie
Charlotte, darſtellen. Die Koften der künſtleriſchen Aus-
ſtattung dürfen 350 000 Mk. nicht überſchreiten. Für den
Brückenbau ſelbſt ſind 300 000 ME angeſetzt. — Das hier
am ı4. Oftober enthüllte Prinz Albrecht-Denkmal iſt
ein gemeinſames Werk des Malers Prof. K. Freyberg und
des Bildhauers Börmel: Ueberlebensgroße Statur in elegant
maleriſcher Poſe und zwei wenig belangreiche Reliefs am
Sockel.

»Balle. Ein Denkmal für den aus Halle ſtammen-
den Coltkünſtler Robert Franz ſoll in Halle gegenüber dem
botanifchen Garten errichtet werden, und, zwar hat ein
Entwurf von Prof. Fritz Schaper, eine hohe Marmorbüſte
auf entfprechendem Sockel, Annahme gefunden.

* Yus dem Vogtlande. Auf einem vielbeſuchten
Ausflugspunkt der Friedenshöhe ſoll ein großer Spring-
brunnen errichtet werden.

»Chemnitz. Am Oktober wurde auf dem Uörner-
Platz das von Profeſſor Epler-Dresden entworfene Denkmal
für Theodor Körner enthüllt.

* Salzwedel. Das Denkmal des Markgrafen von
Bayreuth in Weferlinga, das 3000 mk. koſten und an
der Kirche errichtet werden ſoll, wird ein Bronzeſtandbild
auf einem Granitſockel werden. 0

* Burgftädt. Im benachbarten Limbach hat ſich ein
Komite gebildet, um dem verftorbenen omponiſten 32
hannes Pache ein Denkmal zu ſetzen. Bis jetzt ſind 817 ME.
zuſammengeſteuert.

* gaunban. Für ein Bismarck-Denkmal im Queisthal,
das in Form einer Gedenktafel am Eulenſteine angebracht
werden Foll, iſt ein anſehnlicher Fonds gefammelt worden.

NRordhauſen. Am 18. Oktober wurde ein Reiter-
ſtandbild Kaiſer Friedrichs enthüllt, Das Denkmal iſt
eine Schöpfung des Bildhauers Börmel⸗Grunewald.

* Chorn. Am 18. Oktober fand hier die Enthüllung
einer Bismarck-Gedenkſäule {tatt. Den Extwurf hat
Profeſſor Hartung-Charlottenburg, das Bismarck Kelief Bild-
hauer Harro Magnuſſen⸗Grunewald geliefert.

»Allenſtefn.“ Im Oktober fand hier die Ent-
hüllung eines Kaiſer Wilhelm L ⸗Denkmals ſtatt.
 
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