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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 8
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Offenes Schreiben aus Holland
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Die Ausstellung der Werke geborener Kölner Meister
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Garschagen, L.: Düsseldorfer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0139

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werke in Empfang zu nehmen. Anbei geht eine vollſtändig
gedruckte Adreßkarte.

4; In Anbetracht der zwingenden Vothzwendigkeit,
dieſen unglücklichen Schlachtopfern Süd-Afrikas zu helfen,
würde es dem Komite ſehr angenehm ſein, die zugeſagten
Kunſtwerke ſpäteſtens am ı. April 1902 entgegenzunehmen.

5. Auf etwaigen Wunſch werden die Speditionskoſten
zurückerſtattet, und in dieſem Falle wünſcht das Komité
die Befugniß zu haben, die eventuelle Entſchädigung zu

empfangen.

die Husſtellung der Werke
geborener Kölner Meilter,

Don L. Garſchagen.

ie geborenen Kölner Meiſter haben im Ge-

werbemuſeum ihrer Heimatſtadt eine Aus-

ſtellung ihrer Werke veranſtaltet, welche die
Erinnerung an das hier einſt kräftig pulſirende Kunſtleben
belebt Da die ausſtellenden Künſtler aus allen Himmels-
ſtrichen kamen, ſo läßt auch das Bild ihres Schaffens nicht
den gemeinſamen Urſprung, ſondern die größtmögliche
Derſchiedenheit der Kunſtanſchauungen erkennen.

Die viel bewunderte Gruppe „Adam und Eva“ von
Peter Breuer, deren Linien ſich in wunderbaren Moll-
tönen dem Ausdrucke tiefſten, unſagbaren Schmerzes ver-
einen, bilden den glanzvollen Mittelpunkt des Saales.
Darüber erhebt ſich die in dunklen, graugrünen Tönen
gemalte Studie des „Cruzifixus“ von Neven du Mont.
Mit herber Waͤhrheitsliebe iſt das Codesringen des Hei-
lands dargeſtellt. Die gemarterten, verzerrten Glieder,
die krampfhaft gekrümmten Finger ſtehen in ausdrucks-
vollem Gegenſatze zu der Ruhe der Vollendung des auf
die Schulter geneigten Antlitzes. Die Porträts deſſelben
Künſtlers beweiſen ſeine Vorliebe für eine einſeitige Be-
vorzugung der Farbe und des Tones, während Schneider-
Didam durch ſeine plaſtiſche Charakteriſtik in ſeinen Bild-
niſſen die kraftvollſte Wirkung zu erzielen vermag. In
dem Blicke des Trinkers, der ſich in dem funkelnden Naß
ſeines Glaſes verliert, liegt etwas von jener weinfrohen
Philoſophie des Perkeo. A. Frenz hat in ſeinem tonigen
„Porträt des Herrn Leiffmann“ die geiſtigen und menſch-
lichen Eigenſchaften fein herausgearbeitet. Seine „Nacht“,
ein über die Erde hinſtürmendes Weib, verſcheucht mit
dem Schleier der Finſterniß das ſchwindende Tageslicht;
um ſie her flattern die Eulen. Friſch und originell iſt
auch die „Geburt der Venus“ aufgefaßt. Im erſten ath-
menden Morgenſchein hat ſich die von feuchtfrohen See-
hunden gezogene, lichtgrüne Muſchel geöffnet und die duf-
tige Geſtalt der Göttin erſchloſſen, welche erſtaunt zum
götterbevölkerten Felſenufer emporſchaut. Die göttlichen
Zuſchauer begrüßen in homeriſcher Heiterkeit das frohe
Ereigniß. Sein „Jüngling am Scheidewege“, der von
ſeinem mit Flügeln und Vymbus verſehenen guten Geiſte
aufgefordert wird, andere Bahnen zu wandeln, als die-
jenigen, wozu das läſſig leichte Weib ihn zu bewegen
ſucht, iſt in ſeiner unſchlüſſig überlegenden Haltung treffend
gezeichnet.

W. Schreuer erzählt in patriotiſchen Phantaſien von
ſeiner Heimatnatur und »geſchichte. Die vorbereitenden

und handelnden Bewegungen der Ruſſen bei ihrem Ueber-
gang über den Khein bei Düſſeldorf packen durch die
lebendige Darſtellungskraft des Meiſters. Gerne ſchildert
und geißelt er auch in kräftigen Zügen die tändelnde,
von ſüßem Liebesleid erfüllte Schäferzeit, wie in ſeinem
„Ballabend“ oder der „Parkallee“. Seine Bielſeitigkeit
offenbart ſich andererſeits in dem tief empfundenen und
überaus maleriſch wirkenden „Kalvarienberg“. Eine
flackernde Laterne hüllt die Gruppe der drei Kreuze und
eine auf den Stufen des Altars ſitzende Geſtalt in ein
ungewiſſes, lebenwebendes Geiſterlicht.

Die ſchönen, trüben Melancholien der Düſſeldorfer
Landſchaftkunſt ſinden in F. Weſtendorp einen verſtänd-
nißinnigen Anhänger. Die Kühe des flandriſchen
Gehöfts“ ſchleichen in der dunſtigen Abendſtimmung
zum Waſſer. Müde und ernſt träumen die niederen
Häuſer Brügges in blaugrünem Mondlicht, oder die ſtille,
waſſergetränkte Natur Niederlands in fahlem Tageslicht.
E. Hardt bekennt ſich in ſeinem tiefgetönten, poeſievollen
„Schloßgarten“, in dem „Thauſchnee“, im rauchigen, ge-
ſchäftigen „Eafen von Gſtende“ oder in dem herbſtlich
leuchtenden „Schloß Burg an der Wupper“ als ein hell-
ſchauender Freund farbigen Lebens. A. Deuſſers „St.
Georg“ beim Abendgebet iſt, wie die übrigen ländlichen
Idylle des Meiſters, ſchlicht und mit gemüthvoller Hin-
gebung dargeſtellt. Veue originelle Züge des ſinnenfrohen
Bacchantengetriebes bringt H. Froitzheim. J. Kleeſattel

gewährt durch ſeine Entwürfe und Photographien einen
intereſſanten Einblick in ſeine architektoniſchen Studien
für Kirchenbau. Einige Aquarelle, die „Choranſicht“ und
„Innenanſicht der St. Bochuskirche“ ſprechen durch ihre
weiche, farbenreiche Ausführung für das große Malertalent

des Meiſters.

düſſeldorfer Kunſt.

Von L. Garſchagen.

er St. Lukasklub eröffnete ſeine Weihnachts-

ausſtellung bei Eduard Schulte. Infolge der

bevorſtehenden nationalen Sommerausſtellung
ließ die Beichhaltigkeit des Programms zu wünſchen übrig.
Eine große allegoriſche Darſtellung von Alexander
Frenz, „Die Wahrheit“, iſt als das bedeutendſte Ereigniß
der Ausſtellung zu bezeichnen. Die räumlichen Verhält-
niſſe ſind jedoch bei Schulte für derartige Dimenſionen und
Ausführungen wenig entſprechend und erſchwerten daher
auch hier die Beurtheilung im höchſten Grade.

Eine mittelalterliche Gerichtsſzene iſt geſchildert. Der
König mit Krone und Schwert ſitzt in ſtarrer, byzanti-
niſcher Haltung auf hohem Throne, von welchem Mar-
morſtufen in eine halbrunde Halle führen. Dor den Stufen
liegt aufgebahrt die Leiche des Ermordeten; über dieſelbe
hat ſich die vom Schmerze aufgelöſte Gattin geworfen, und
neben ihr kniet das Kind; kaum den Vorgang ahnend,
ſchaut es mit rührend naiven Augen den bleichen Vater
an. Die umherſitzenden Schöffen ſind gut charakteriſirt.
Außer der Theilnahme, welche ſich je nach Charakter und
Temperament den Mienen aufprägt, iſt auch aus den Be-
wegungen und dem Ausdruck jedesmal die Berufsthätig-
keit zu errathen. In der Mitte der Halle hat ein Jüng-
 
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