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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 12
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Die Einweihung des Düsseldorfer Kunstpalastes
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Die Kunststadt Düsseldorf und ihre Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0211

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YreH2


beiden Stockwerken angelegt worden. Die großen
Gberlichtſäle ſind mit einer für Ausſtellungszwecke
beſonders praktiſchen Einrichtung verſehen, indem ſie
durch verſtellbare Holzwände nach Belieben in ver-
ſchiedene Einzelräume zerlegt werden können. Die
Maße der größeren Ausſtellungshallen ſind folgende
Ihr? Länge beträgt 55, bezw. 38 Meter, bei 22
Meter Breite und einer Höhe von 8—9 Metern; der
an der Bückfront des Gebäudes gelegene große Saal
iſt 28 Meter lang, 16 Meter breit und \ Meter
hoch. Die im Mittelbau befindliche Empfangshalle
mißt 16 Meter im Geviert ohne die anſchließenden
Seitenhallen. Die Höhe der inneren Kuppel beträgt
22 Meter. Die Räume an der Hauptfront werden
durch Seitenlicht beleuchtet, alle übrigen durch
doppelte Oberlichter.

Was nun die diesjährige Kunſtausſtellung
betrifft, die bekanntlich in Berbindung mit der
rheiniſch-weſtphäliſchen Induſtrieausſtellung exöffnet
wird, ſo iſt wie folgt disponirt worden: Die Düſſel-
dorfer Abtheiſung wird ſich in den Sälen auf der
rechten Seite vom Eingang entfalten. Jede der
Düſſeldorfer Künſtlervereinigungen hat einen Saal
für ſich. Die übrigen Säle auf dieſer Seite werden
den Kunftftädten Breslau, Dresden, Karlsruhe,
Stuttgart, Weimar und Kaffel zur Verfügung ge-
ſtellt. Für einige Sonderausſtellungen, wie die der
Japan-Sammlung von Herrn Profeſſor Geder und
diejenigen der Profeſſoren Gtto Eckmann und B. van
de Velde, des Kunſtvereins für die Bheinlande und
Weſtfalen, der Düſſeldorfer Architekten, ſind ebenfalls
Räume auf dieſer Seite reſervirt. Auf der linken
Seite (vom Eingang aus) wird die Münchener Kunft
ihren Platz finden, die Münchener Künſtlergenoſſen-
ſchaft, die Sezeſſion, die Luitpold-Gruppe, die
künſtlervereinigung „Scholle“ und die „Vereinigten
Werkſtätten Münchens.“ Ferner in den GOber⸗—
lichtſälen neben der großen Mittelhalle, welche
die Bildhauerkunſt aufzunehmen beſtimmt iſt, ſind
die Säle für die Berliner und Wiener AKunſt
(für letztere iſt noch ein nöthig gewordener Anbau
geſchaffen worden). Außerdem ſind für die Worps-
weder, für die Künſtler in Hamburg, Kiel und
Kronberg, ſowie für Sonderausſtellungen von Max
UKlinger, Gtto Greiner und für die Aquarelliſten
entſprechende Räume vorgeſehen. Der äußerſte linke
Flügel des Vorderbaues iſt der kunſthiſtoriſchen Aus-
ſtellung vorbehalten. Dieſelbe ſoll einen Ueberblick
über die geſchichtliche Entwicklung der ganzen weſt-
deutſchen Kunſt in ihren wichtigſten Perioden geben
und die vornehmſten Denkmäler der engeren Aus-
ſtellungsgebiete theils in Griginalen, theils in Nach-
bildungen vorführen. Die Ausſtellung der Griginale
wird Skupturen in Stein, Holz, Elfenbein, Metall
und Thon, Gemälde und Miniaturen, Werke des
Bronzeguſſes, der Goldſchmiedekunſt, des Eiſen-
ſchmiedegewerbes, Schöpfungen der Keramik, ferner
Waffen, Möbel, Stoffe, Tapiſſerien, Gobelins und
Paramente enthalten. Unter den Aachbildungen
werden neue muſtergiltige Aufnahmen (auch Zeich-
nungen und Photographien) der wichtigſten Bau-
denkmäler der beiden Schweſterprovinzen (erſtere
durch die unter Leitung des Geheimen Bauraths
Dr. Meydenbauer ſtehende Meßbildanſtalt im preu-
ßiſchen Kultusminiſterium ausgeführt) eine Sammlung
von farbigen Aufnahmen rheiniſcher mittelalterlicher
Wandmalereien, ſowie eine Sammlung von rieſigen
getönten Abgüſſen plaſtiſch ausgeſtatteter Architektur-
theile, Siguren, Denkmäler 2c. zur Anſchauung gebracht

werden, wie man ſieht Ausſtellungsobjekte, die einen
großen Raum beanſpruchen. Den Ehrenvorſitz für
die kunſthiſtoriſche Abtheilung hat, wie früher bereits
gemeldet wurde, der Kölner Erzbiſchof Dr. Simar
übernommen. vorſitzender iſt Herr Domkapitular
Schnütgen.

Die Einweihung am 8. März ſelbſt erhielt
durch mehrere gedankenvolle Beden eine über den
Rahmen des Feſtes hinausreichende Bedeutung. Es
ſprachen in längeren Ausführungen zunächſt der ver-
diente Vorſitzende der Ausſtellungskommiſſion Prof.
Fritz Roeber, dann kamen Kommerzienrath Lueg,
GOberbürgermeiſter Marx, Erzbiſchof Dr. Simar und
endlich Miniſter Freiherr von Rheinbaben zu Worte.
Schließlich folgte ein Rundgang aller Geladenen
durch die Räume des Kunſtpalaſtes.

Die Kunststadt Düsseldori
und ihre Akademie,

De nahende große Ausſtellung dieſes Jahres

regt auch zu retroſpektiven Betrachtungen über
die rheiniſche Kunſtſtadt an, die für das deutſche
Kunſt⸗ und Geiſtesleben gewiſſer Epochen des 19. Jahr-
hunderts keine geringe Bedeufung gehabt hat. Mit
wehmütiger Begeiſterung gedenken heute noch Viele
der einſtigen Tage des Glückes, da Düſſeldorf die
bevorzugte Stätte der romantiſchen deutſchen Poeſie
wie zugleich eines ungebundenen Frohſinns geweſen,
als hier die letzten Nazarener und die Humoriſten
von der Art eines Schroetter, Haſenklever neben einem
Alfred Bethel und einem Andreas Achenbach, dem
Begründer der realiſtiſchen Landſchaft in Deutſchland,
blühten. Der jüngern Generation gehörten damals
außer dem ſpäter bewunderten Schlachtenmaler
Camphauſen, bereits L. Knaus, VDautier und Eugen
Dücker an, der trotz A. Achenbach eine neue Tand-
ſchaftsſchule an der Kunſtakademie ſtiftete. Was
nun dieſe oft geſchmähte Akademie betrifft, ſo lag ſie
— um mit einem kürzlich in der „Köln. Stg.“ abge-
druckten Artikel zu reden — „für das Düſſeldorfer
Publikum im Dämmerſchatten.“

Weiter führt dieſer Aufſatz Folgendes über die
Akademie an: „.. . Am meiſten ſprach man noch von
Eduard v. Gebhardt, der mit religiöſen Dar-
ſtellungen im Kolorit der alten niederdeutſchen Meiſter
und in ſtreng lutheriſcher Auffaſſungsweiſe bei Schulte
mehrfach auftrat. Man hatte großen Refpekt vor ihm,
aber man ſah zugleich etwas Fremdes in ihm, er war für
den Düſſeldorfer, obwohl er an der Akademie ſtudirt
hatte, doch immer der Balte, der ausgezeichnete Gaſt.
Von den jungen Akademikern hörte man viel über
den geborenen Düſſeldorfer Peter Janſſen als aus-
gezeichneten Könner und anregenden, temperament-
vollen Lehrer. Zu ſehen war aber von ihm nur
ſelten etwas. Das große Werk „Die Erziehung des
Bacchus“ war es zunächſt allein, das ihn einiger-
maßen bekannt machte. An Peter Zanſſen, den
heutigen Direktor der Akademie, knüpft ſich vor allem
die für die Betrachtung der Düſſeldorfer Schule be-
deutungsvolle Hiſtorienmalerei monumentalen Stils,
wie ſie, zumeiſt im Auftrage der Begierung, in
Düſſeldorf, weitern Kreiſen faſt ganz verborgen, ge-
pflegt wurde und gepflegt wird. Gebhardt, die
ältern Künſtler Bauer, Camphauſen, Hünten, dann
 
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