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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 9
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Das Zollgesetz und die Kunst
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Die amerikanische Kunstindustrie
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Gustav, Leopold: Von Münchener Kunst
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Kunstbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0158

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Künſten erſt nachgehinkt kommt ;in der Bervorbringung
wirklich bedeutender Dinge.

Der Architectural League in New-Nork gebührt der
vorrang, die Kunſtgewerbe und dekorativen Künſte ſchon
ſeit mehreren Jahren in ihre Jahresausſtellungen einbe-
zogen zu haben. Es iſt dadurch viel geſchehen, um eine
einheimiſche induſtrielle Produktion nach künſtleriſchen
Grundſätzen und durch Arbeit mit perſönlichem Gepräge
zu fördern und das Publikum mit den Erzeugniſſen bekannt
zu machen. Dieſe Ausſtellungen finden allerdings nur ein-
mal im Jahre ſtatt, und die Decorative Arts ſpielen na-
turgemäß eine nebenſächliche Rolle. Seit etwa 5 Jahren
beſteht aber auch die American Aſſociation of Allied Arts,
welche den Beſtrebungen der Uunſtinduſtrie, insbeſondere
der Keramik und Porzellanmalerei, gewidmet iſt und
jährlich eine Ausſtellung von Arbeiten der Mitglieder ab-
hält. Seit zwei Jahren hat ſich dann noch ein neues
Unternehmen gebildet, das dazu angethan iſt, mehr als
alle bisherigen Beſtrebungen die Kunſtinduſtrie zu fördern.
Es iſt der National Arts Club, der ſein Heim an der
34. Street nahe der 5. Ave. aufgeſchlagen hat, wo in den
Räumen, die an ſich ſchon Muſter gewerblicher Kunft ſind,
Dauerausſtellungen verſchiedener Kunſtinduſtrieen abgehalten
werden. Der ausgeſprochene Zweck des Klubs iſt es, dem
Kunſtgewerbe einen Mittelpunkt zu ſchaffen, von wo aus
es gefördert und wo ſein Gedeihen und Wachſen beobachtet
werden kann, und wo das Publikum ſtets neue einheimiſche
Werke findet.

Wir haben ſo in den letzten fünf Jahren eine größere
Strecke auf dem Wege der Förderung der Uunſtgewerbe
zurückgelegt, als vorher in Jahrzehnten. Ganz beſonders
haben wir Errungenſchaften zu verzeichnen, die mehr auf
dem Wege durch die Schule erreicht wurden, wie dies ja
auch dem Amerikanerthume entſpricht, bei dem Talent und
Unternehmungsgeiſt dem eigentlichen Studium voraneilen,
das dann nachgeholt wird.

(„Köln. Volkszeitg.“, 3. Januar)

%
Von münftle_ner Kunſt.

ohann Herterich, der in Kaeſers Uunſtſalon

eine bedeutende Kollektion ausſtellte, entnimmt

ſeine Motive meiſt antiker Sagenwelt; dem un-
geachtet ſteckt eminent viel Beobachtung in ſeinen Bildern.
Seine Nymphen und Faune ſind nicht leere Fabelweſen,
wie bei ſo Vielen. Sie wachſen aus ſeinem Naturempfinden
heraus. Wie prächtig z. B. weiß er durch die am Wald-
rande träge hingelagerten Satyrn die ſchwüle Ruhe des
heißen Tages auszudrücken. Vorzüglich gemalte leuchtende
Akte giebt Herterich in einer Nymphe, die im Dämmerungs-
ſchatten eines Waldbaches badet, einem von den letzten
Sonnenſtraklen beleuchteten Bacchantenzug; aber ebenſo
auch in dem Leibe Chriſti. In anderer Weiſe weiß
Herterich durch kleine Landſchaftsbilder in Gouache zu
intereſſiren.

Obige Kolleftion war ſpäterhin auch im Kunftverein
zu ſehen. Dort erfreute auch Paul Thiem mit einer
Reihe Landſchaften aus der Umgebung des Starnberger
Sees. Sie ſind alle in helles Sonnenlicht gebadet. Früh-

— —0

ling und Herbſt weiß er uns durch das Licht zu vergolden;
er giebt dies techniſch intereſſant, ohne ſich je in Spielereien
zu gefallen. Palmié bringt eine Anzahl Bilder und
Studien. Am charakteriſtiſchſten zeigt er ſich wieder in einer
Abendlandſchaft. Düſtere Föhren ragen zum bläulich
dunklen Firmament empor. Sie ſtehen an einer wellenlos-
glatten Waſſerfläche. Maltechniſch imponirt der Nachlaß
von Konſtanze Strecker. Es ſind Sachen darunter, die
von Trübner und Leibl ſein könnten. Doch entſpricht dem
techniſchen Geſchick nicht die künſtleriſche Selbſtſtändigkeit.
Die ganze Entwicklung von der braunen Sauce bis zum
Freilicht hat die Künſtlerin ernſt ſtrebend mitgemacht, ohne
eine perſönliche Note hinzuzufügen. w. L. Lehmanns
Landſchaften und Seeſtücke haben einen großen Zug.
Famos gemalt iſt der Kebel, der Himmel und Meer in
Eins zuſammenfließen läßt. Don ſtärkſtem Stimmungs-
gehalt iſt eine Abendlandſchaft. Die dunklen Schatten der
Säume heben ſich von dem noch in ungewiſſem Lichte
ſchillernden Horizont wirkungsvoll ab. Bei Adalbert Wer
tüchtigen Landſchaften wirkt das Abendroth mitunter zu
hart. Heinrich Raſch bringt friſch gemalte Landſchafts-
ſtudien. Hellraths Bilder ſind ſehr fein geſehen, aber dies-
mal etwas kühler, wie gewöhnlich. Karl Blos' Interieurs
ſind ungemein warm und tonig gemalt; auch die
Figuren, welche er in dieſelben hinein ſetzte, ſind gut
beobachtet. Nonnenbruch bringt das Porträt einer
Prinzeſſin und zwei Perſonifikationen der Plaſtik und
Malerei. Letztere iſt am empfindungsvollſten gemalt; die
anderen ſind zu „ſchön“ und von eleganter Kühle.
W. Doms will ich heute nur nennen. Manches von ihm
ſpricht von ſtarkem Talent. Anderes beweiſt vorläufig noch
nicht überzeugend die Berechtigung, in dieſem Kreiſe aus-
zuſtellen.
Leopold Guſtav.

Kunstbrei

Frankfurt a. M.
er Schluß der großen Jahresausſtellungen in
den Kunſtzentren macht ſich gegen Ende des
Jahres regelmäßig in jenen Städten bemerkbar,

die derartige Jahresbilderkirmeſſen noch nicht beſitzen.
Serienweiſe und einzeln werden da die Ausſtellungsbilder
in die „Provinz“ entſandt, um da zum zweiten Male ihren
Ausſtellungszweck durchzuproben. Freilich beſitzen unſere
permanenten „Salons“ glücklicherweiſe noch einen höheren
Ehrgeiz: Sie bieten ihren Beſuchern neuarrangirte Serien
von Werken, die aus den Ateliers zum erſten Male den
Weg in die Geffentlichkeit nehmen. Der Aunſtſalon
Schneider-Andreas brachte ein Paar Serienproben von
„Heimathkunſt“ mit Landſchaften von Max Roßmann und
Rob. Hoffmann. Erſterer hat mit ſeiner ſchlichten, ſorg-
fältig durchgearbeiteten Kunſt weitere Fortſchritte gemacht;
ſeine Odenwaldmotive, ſeine Veduten aus Franken, aus der
Umgegend von Bayreuth athmen einen ſtillen, ſonnigen
Charakter. Seine Porträts kommen dagegen über eine
gewiſſe peinliche Nüchternheit nicht hinaus. Mehr auf Con
und Stimmung hält Hoffmann in ſeinen Landſchaften, die
das Vorbild Schönlebers verrathen; ein paar Eifelmotive
 
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