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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 12
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Hauck, Guido; Böcklin, Arnold [Gefeierte Pers.]: Erinnerungen an Arnold Böcklin: mit Beziehung auf die "Gefilde der Seligen"
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Die Einweihung des Düsseldorfer Kunstpalastes
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0210

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Vr. 12

ſchmeichleriſchen Lockungen zurückzuhalten und in ihr
unheimliches Element zu verführen ſuchen. Ich
dachte an Eichendorff's Verſe (in dem Gedicht
„,ockung“):

Wenn im Fluß die Vixen rauſchen —

Komm herab, hier iſt's ſo kühl. —

Die Schwäne links ſind die heiligen Vögel des
Elyſiums, die die Ankömmlinge begrüßen.“

„Nichts hat mich ſo ſehr befremdet und iſt mir
ſo unbegreiflich, als das Beichenſperger an meinen
nackten Figuren etwas Unkeuſches fand. Es iſt mir
ſchlechterdings nnmöglich, etwas Unkeuſches zu malen,
nicht etwa aus bewußter Moralität, ſondern weil
ſich mein äſthetiſches Gefühl dagegen ſträubt. Es
iſt mir ſogar direkt widerlich. Noch widerlicher
freilich iſt mir das Feigenblatt. Man muß verdecken,
aber ſo, daß man die Abſicht nicht merken läßt.“

Auf meine Frage, ob er ſich unter dem am
Ufer links gelagerten Paare vielleicht beſtimmte Per-
ſonen, etwa abgeſchiedene Freunde, gedacht habe,
ſah mich Böcklin groß an und ſagte: „Gewiß! Ich
habe mich ſelbſt darunter gedacht. Ich habe mir
vorgeſtellt, wie ſchön es ſein müſſe, an der Seite
eines geliebten Weibes in den ſeligen Gefilden zu
ruhen.“

Auf meine Aeußerung, ich bedaure lebhaft, daß
ich meine Broſchüre nicht erſt nach unſerer Unter-
redung veröffentlicht habe, ich hätte dann manches
anders gefaßt, erwiderte Böcklin: „Sagen Sie das
nicht! Anders vielleicht —, aber gewiß nicht beſſer!
Sie hätten dann wohl vieles weggelaſſen, was ich
nicht in das Bild hineingelegt habe, was Sie aber
herausgeleſen haben. Und gerade das hat mir am
meiſten gefallen. Wenn ich auch nicht von der Fauſt-
Szene ausgegangen bin, ſo habe ich doch gar nichts
dagegen, wenn Sie meinen Zentauren und ſeine Ge-
fährtin nachträglich auf die Namen Chiron und
Helena taufen. Ich habe mich ſogar ſelbſt ſchon an
dieſe Namen gewöhnt. Sollten Sie das Büchlein in
neuer Auflage herausgeben, ſo verſprechen Sie mir,
nichts wegzulaſſen, ſondern höchſtens zu ergänzen,
was Ihnen von meinen Mittheilungen brauchbar er-
ſcheint. — —

* * *

Schließlich füge ich noch zwei Ausſprüche Böcklins
bei, die ſich nicht auf die Gefilde der Seligen beziehen.

J. „Mit den Ausſtellungen habe ich meine liebe
Noth. Meine Bilder ſind meiſt für eine ganz be-
ſtimmte Beleuchtung berechnet. Bei den Bildern, die
ich auf Beſtellung gemalt habe, habe ich ſehr häufig
den Ort, an dem ſie aufgehängt oder angebracht
werden ſollten, genau auf ſeine Beleuchtungs-
verhältniſſe geprüft. Ich habe dann in meinem
Atelier die nämlichen Beleuchtungsbedingungen her-
geſtellt und unter dieſen das Bild gemalt. Wenn
nun ein ſolches Bild unter ganz anderer Beleuchtung
ausgeſtellt wird, ſo hat es natürlich eine ganz ver-

fehlte Wirkung. Dies iſt zum Beiſpiel bei meiner
augenblicklich (Jubiläumsausſtellung der Akademie
der Künſte zu Berlin 1886) ausgeſtellten „Heroiſchen
Landſchaft“ im ſchlimmſten Maaße der Fall. Die
violett⸗ſchwarzen Wolken erſcheinen hochblau. Darob
entſetzt ſich natürlich das Publikum“.

2. „Die Kunſthändler haben mir ſchon viel Ver-
druß bereitet. Da kaufen ſie in Paris meine Jugend-
ſünden auf und ſtellen ſie als meine neueſten Werke
aus. Und dafür ſoll ich ihnen gar noch dankbar
ſein“. —

Ich würde mich freuen, wenn die vorſtehenden
Mittheilungen zum Verſtändniß des heimgegangenen
Meiſters einiges beitragen könnten.

*
Die Einweihung des Düsseldorfer
Kunsfpalastes.

5* iſt deun kurze Seit vor Eröffnung der deutſch-

nationalen Ausſtellung am 8. März der monu-
mentale Kunſtpalaſt, deſſen zweigeſchoſſige Front
dem Kheine zugekehrt liegt, in feierlicher Weiſe ein-
geweiht worden. Die Idee dieſes Baues reicht bis
in die achtziger Johre des verfloſſenen Jahrhunderts
zurück. Aber erſt auf Grund eines von der Künftler-
ſchaft 1898 gefaßten Beſchluſſes trat die Angelegen-
heit in das erſte Stadium der Verwirklichung. Aus
dem Wettbewerb um den Entwurf eines Uunſtaus-
ſtellungsgebäudes ging der Düſſeldorfer Architekt
A. Bendemann als Sieger hervor. Sein Ent-
wurf kam mit Abänderungen der Faſſadenarchitektur
zur Ausführung und zwar wurde dieſe von der
Frankfurter Baufirma Ph. Holzmann u. Co. unter
Ceitung des Architekten E. Rückgauer übernommen.
Der Bau wurde im Juli 1900 begonnen und ſteht
jetzt mit ſeiner Front von 132 m, ſeiner Tiefe von
90 m. und feiner impoſanten Kuppel von 46 m Höhe
völlig fertig da. Als Material für die Hauptfaſſade
hat Tuffſtein gedient. Dank der Munificenz der
Stadt, die der Künſtlerſchaft einen Platz im Werthe
von 6 bis 700000 Mk. unentgeltlich zur Verfügung
ſtellte und der Gönnerſchaft des Kunſtvexeins für die
Kheinlande und Weſtphalen ſowie einer Privatperſon,
welche die Koſten eines Theiles des plaſtiſch-dekora-
tiven Außenſchmuckes übernahmen, geſtalteten ſich die
Baukoſten minder hoch, als ſie ſonſt geweſen wären;
ſie wuchſen trotzdem auf 1300000 Mt. an.

Die Hauptſache iſt, daß das Beſultat baukünſt-
leriſch ein ſehr erfreuliches iſt. Zowohl die Außen-
architektur, die in einem kraftvollen edlen Barockſtil
gehalten iſt, als auch die Innenanlage mit ihrer
Hruppirung und Ausgeſtaltung der Bäume entſpricht
in repräſentativer wie in praktiſcher Hinſicht den An-
forderungen, welche die Künſtlerſchaft an ein Unter-
nehmen folcher Art ſtellen konnte, das auf lange Zeit
den ehrgeizigen glänzenden Abſichten der Kunftftadt
Düſſeldoͤrf zu dienen berufen iſt. In Mitten, dieſer
Anlage umſchließt eine italieniſche Palaſtarchitektur
mit Säulen und Bogenſtellungen einen gärtneriſch
geſchmückten Ehrenhof. Außer dieſem Lichthof und
der Empfangshalle im Kuppelraum ſind noch vierzehn,
theils große, . theils kleinere, Ausſtellungshallen m
 
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