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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 5
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Die Aquarellmalerei und ihre Anwendung
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Aussprüche von Böcklin
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Gustav, Leopold: Die VIII. intern. Kunstausstellung, Schluss [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0084

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ſind wir heute, da das Aquarell rein maleriſche Qualitäten
im Wetteifer mit der Geltechnik zur Geltung zu bringen
ſucht, und die Verfeinerung unſerer Naturauffaſſung mit
einem geſteigerten Können auch in der Waſſerfarbentechnik
gleichen Schritt hält, daran gewöhnt, Aquarelle (ebenſo wie
Paſtellgemälde) auf großen Ausſtellungen zwiſchen Gel-
bildern jeder Gattung und Größe hängen zu ſehen, mit
denen ſie an Kraft und Tiefe wetteifern. Die heutige
Aquarelltechnik, die im Weſentlichen ſich zur Gouache-
malerei ausgebildet hat, iſt eine Lieblingstechnikder Künſtler

geworden.
S
Ausſprüche von Göchlin.)

Der glücklichſte Zuftand als ein Fördernder, iſt
für den Menſchen der Moment des Verſtehens.

Das beſte Kunſtwerk wird man daran erkennen,
daß die Kontraſte alle in der Vorſtellung, die aus-
gedrückt werden ſollte, nothwendige Faktoren ſind.

Alle Wirkung beruht auf Gegenſätzen von Farben,
Bewegungen, Mengen, Buhe und Unruhe 2c. . ...
Und wie das ſchon die Alten gewußt haben! Man
ſehe nur ſo einen antiken Kopf an .. . Im Profil
niemals etwa eine hohe Stirn und eine lange Vaſe.
Sondern Stirn niedrig, Naſe lang, Gberlippe kurz
u. ſ. w. Gegen die grade, ruhige, längere Linie
von Stirn und Naſe tritt die bewegte kürzere von
Mund und Kinn.

Auch wir ſind Naturanbeter — aber anders.
Grade weil wir es ſind, haben wir eine höhere Sorte
Beſpekt vor ibr (der Natur), als dies Sichkümmern
um ihre alten Hoſen und Stiefel, Bunzeln und
Warzen.

„Die Kunſt für Alle“. Sehr vorzüglich! Eine
nette Sorte! Ungefähr von der Hüte: „Aus dem
Volk für das Volk“.

Man muß nie etwas „Bedeutendes“ machen
wollen. Das thun die Streber, die nur an den Er-
folg denken. Man muß machen, was Einem gefällt.
Das iſt der einzige Weg, auf dem was wird.

Je leichtflüſſiger die Mittel, je ſchneller man das
Bischen, was man Eigenes zu ſagen hat, hinſchreiben
kann, um ſo weniger geht durch die Hinderniſſe des
Materials verloren.

Wenn es im Laufe der Arbeit plötzlich irgend-
wo fehlt, ſo fehlt es meiſtens nicht da, ſondern in der
Idee von vornherein.

*

Was Einer nicht ſucht, ſieht er nicht.

Man ſoll um Gotteswillen nicht am unrechten
Orte zeigen wollen, daß man ein fleißiger Schüler
war, daß man Kenntniſſe erworben hat, zeichnen kann
u. ſ. w. Für ſolche Knabenrenommijtereien hat das
einheitliche künſtleriſche Wollen keinen Platz. Alles
an ſeiner Stelle.


5. Bruckmann.

... Vorſtellung iſt nöthig, Nachahmung tödtlich.

Das iſt mir ein ſchöner Künſtler, Schöpfer: wenn
er einen kleinen Finger braucht, muß er warten, bis
die Lina Zeit hat.

(orträt) Ich habe von ihm gemacht, was ich
an ihm liebte, was mir ſein Eigenthümliches, Unter-
ſcheidendes, Erfreuliches war. Was geht mich's an,
was die Gattung für Merkmale hat.

*

Und mag ein Ding auch noch ſo ungeſchickt oder
verzeichnet ſein, egal, ich will in jedem Strich den
Willen ſehen, das iſt alles, Korrektheit nichts.

*

Eine wahrhaft monumentale Malerei ſoll wie
eine große Improviſation ſein.

Es iſt ungeheuer viel Handwerkliches in der
Kunft, viel Erfahrungsſache dabei, viel Probieren
nöthig, viel mechaniſche Arbeit.

*

(Auf ein Pleinair-Gemälde) Nichts können iſt
noch lange keine neue Richtung.

*

münchen.
die VIII intern. Kunſtausſtellung.

Von Leopold Guſtav.
(Schluß.)

8 on der vortheilhafteſten Seite repräſentiren
S ſich die beiden Säle franzöſiſcher Kunft,
deren Inhalt Albert Keller in Paris aus-
gewählt hat. Verſchiedene und gerade die vorzüg-
ſichſten Gemälde hat der Pariſer Kunftbericht dieſes
Blattes im Sommer bereits gewürdigt, ſo Besnards
im Seſſel kauerndes nacktes Weib, ein Bild, das ich
ſchlechihin für ein Meiſterſtück fublimer Malerei halte.
Dagnans Damenporträt ſtelle ich ſehr hoch; freilich
nock intenſiveres Leben ſpricht aus demjenigen von
Jules Lefebvre. Dagegen erſcheint mir Benjamin
Tonſtants Porträt Leos XIII. bei allex Virtuoſität
der Malerei, im Ausdruck ziemlich konventionell.
Reife Kunſt ſpricht aus Dechenands Herxenbildniß;
an Manets Porträt der Mille. Gonzales haben wir
noch heute das Leichte, Duftige der Stoffmalerei zu
bewundern, wenn auch die wenig differenzirte Zeich-
nung des Kopfes auf uns etwas kühl wirkt
Puvis de Chavannes' „Enthauptung Johannes
des Täufers“ läßt den deutſchen Beſchauer kalt.
Jean Webers Traͤpeſtirung des Baubes der Europa
Ind Aehnliches dokumentirt einen ſpezifiſch Hariſer
Humor, den wir nicht reſtlos nachempfinden können.
Die Figuren von Detailles Bonaparte in Aegypten
einzem betrachtet, zeigen das künſtleriſche Vermögen
des Schlachtenmalers im ſchönſten Licht, aher ſie
geben ein ſchlechtes Enſemble; jeder agirt für ſich,
das Gemeinſame fehlt.
Raffaelli iſt wieder der geiſtreiche und feinſinnige
Schilderer. Thierrots feintönige Landſchaft mit ba-
denden Frauen und Mesnards farbig ſublime Rinder-
heerde mögen unſere Auswahl des Beſten beſchließen.
Berſchwunden ſcheinen in der Hariſer, Kunft alle
Werke, in denen Kunſtſtücke der Technik Selbſtzweck
 
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