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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 3
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Semper, Hans: Die Plastik auf d. Intern. Kunstausstellung in München
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Pudor, Heinrich: Die bildende Kunst in Finland, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0047

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Yr. 3

Die bildende Runſt in Finland.

Von Dr. Heinrich Pudor.

(2. Fortſetzung.)

wenden uns nunmehr der geſchichtlichen

Entwicklung von Malerei und Skulptur
zu. Vächſt dem Architekten Engel war für die Ent-
wicklung des künſtleriſchen Lebens in Finland von
Bedeutung der Maler Robert Wilhelm Ekman (geb.
I808 in Vyſtad, geſt. 1875 in Obo). Er hat hier
nicht etwa eine nationale Malerei begründet, aber
er war im Gegenſatz zu Engel und dem Komponiſten
Pacius, die beide Hamburger waren, Fine, und er
nahm das Nationalepos Halevala, durch LTönnrots
Ueberſetzung neuerdings bekannt geworden, als Stoff
zu ſeinen Gemälden, wie z. B. in dem Bilde
Wäinömöinen (der Gott des Geſanges) im Studenten-
haus in Helſingfors aus dem Jahre 1866, dann
Greta Baapaſalo, die Uantele ſpielend, in der
Gallerie des Kunſtvereins in Helſingfors. Im Dome
von Obo ſieht man Fresken von ſeiner Hand zur
ſchwediſch⸗finiſchen Geſchichte (aus d. J. 1850—54).
In rein künſtleriſch-techniſcher Hinſicht ſind dieſe
Werke ſchwach, aber immerhin ſind ſie ein bedeuten-
der Verſuch, eine nationale Kunſt zu begründen.
Ekman ſtarb 1875 in Obo.

Weiter verdienen die beiden Thiermaler Magnus
von Wright (1810 - 1868) und Ferdinand von Wright
(geb. 1822) genannt zu werden, die in ihrer Art
Vorläufer Bruno Liljefors' ſind, weiter der Hiſtorien-
maler Erik Johan Töfgren (1825 - 1884) und der
Candſchaftsmaler Werner Holmberg (geb. 1830 in
Helſingfors). Die beiden Letzteren erhielten ihre Aus-
bildung in Düſſeldorf. Holmberg ſchloß ſich dann
an die realiſtiſchere Bichtung des Norwegers Gude
an. Unter ſeinen Werken mag „Ein heißer Sommer-
tag“ in der Univerſität von Helſingfors und eine
idealiſtiſche Waldlandſchaft in der Gallerie genannt
werden. Holmberg ſtarb in Düſſeldorf im Jahre
1860. In Paris machten ihre Studien die Genre-
maler Adolf von Becker (geb. 1831) und Severin
Falkmann (1851 —89). Die meiſten heimiſchen Maler
gingen indeſſen in Düſſeldorf in die Lehre, und die
Düſſeldorfer Art kommt daher am meiſten in der
finiſchen Kunſt jener Epoche zum Ausdruck. Ferner
genannt ſeien aus dieſer Zeit der Genremaler Karl
Emanuel Janſſon (1846—74), die Landſchaftsmaler
Hialmar Munſterhjelm (geb. 1840) und Berndt Lind-
holm (geb. 1851).

Bevor wir die Entwicklung der Malerei weiter
verfolgen, wollen wir uns nach den erſten Spuren
einer finiſchen Plaſtik umſehen.

In der Aula der alten Univerſität in Obo ſieht
man eine Anzahl Reliefs, welche Szenen aus der
finiſchen Geſchichte darſtellen. Sie rühren von Erik
Cainberg aus dem Jahre 1814 her. Sie tragen den


Stempel der Naivität einer frühen Kunſtperiode, aber
zugleich die Anzeichen des Klaſſizismus unverkennbar
an ſich. Nächſt Cainberg verdient genannt zu werden
der in Stockholm 1828 geborene Carl Eneas Sjöſtrand,
der 1863 nach Finland überſiedelte und zu Stoffen
aus der Kalevala plaſtiſche Kunſtwerke ſchuf (ſo die
Uoloſſalſtatue „Kullervo ſpricht zu ſeinem Schwert“).
Auch von ihm gilt das oben von Ekman Geſagte.
Im Uebrigen hat die Plaſtik ſich von Anfang an
günſtiger entwickelt als die Malerei, inſofern ſie nie-
mals ſo ſtark der Ausländerei verfiel wie dieſe. Auf
Sjöſtrand folgten Walter Buneberg (geb. 1858)
und Johannes Takanen (1849 - 1885): Beide er-
hielten ihre Ausbildung in Kopenhagen und begaben
ſich ſpäter nach Rom. Es iſt ſehr zu bedauern, daß
Takanen ſo früh ſtarb, denn er hatte offenbar ein
ſtarkes Talent von modern realiſtiſcher Färbung.
Seine Aino aus d. J. 1876, die Geſtalt aus Kale-
vala, dargeſtellt als nackte Frauengeſtalt mit wallen-
den Locken, mit der Linken die Stirn beſchattend, iſt
ein vortreffliches Werk, das die große Volksthümlich-
keit, die es genießt, voll verdient. Es iſt gut mo-
dellirt und geſund naiv empfunden und dabei von
finiſchem Nationalcharakter. Weniger bedeutend iſt
dagegen Takanens Bebecka, die in dem Charakter
ſpielender Kleinplaſtik gehalten iſt.
Eortſetzung folgt).

S
Die Ölastik

auf d. Intern. Runstausstellung in München.

Don Hans Semper. :

4

3 den Jahresausſtellungen des Münchener Glas-
palaſtes nahmen die Werke der Plaſtik neben
denen der Malerei durchwegs, und ſo auch diesmal,
eine ziemlich beſcheidene Stelle ein. Dieſe auffallende
Erſcheinung läßt ſich zum Theil wohl aus den be-
ſchränkten Raumverhältniſſen des Münchener Glas-
palaſtes erklären, wurzelt aber wohl hauptſächlich
in dem Mangel an Volksthümlichkeit, welcher in
Deutſchland unter dem Drucke der archäologiſchen
Lehre von der unerreichbaren Vollkommenheit der
Antike dem plaſtiſchen Schaffen unſrer Zeit noch
immer anhaftet. Trotz dieſer beſchränkten Vertretung
von Werkender Plaſtik, welche keine auchnur annähernde
Ueberſicht über den Geſammtſtand des heutigen
plaſtiſchen Schaffens gewährt, bieten ſich erſtere in
dieſem Jahre im Münchener Glaspalaſt im Ganzen
doch vortheilhaft zur Schau, ſowohl hin-
ſichtlich der günſtigen, dekorativ wirkſamen und nicht
überhäuften Aufſtellung in dem kreuzförmigen, lichten
Mittelſaal um das klare, ſprudelnde Waſſerbaſſin
herum, als auch in Bezug auf die Auswahl der aus-
geſtellten Werke, wenn dieſe auch vielfach nur aus
kleineren Probeſtücken der einzelnen Muſter oder aus
Modellen beſtehen.

Wenn, wie billig, hier zuerſt den Werken deutſcher
Plaſtik einige Seilen gewidmet werden, ſo bedeutet
 
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