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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 8
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Wirth, Robert: Bemerkungen zur Bildnißkunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0135

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QNummer 8. 'gäer[in, 20. Januar 1902. VII. Zahrgang.

Zeitschrift für kunst und Runstgewerbe. *

Organ für die Intereſſen aller Gikdenden Künſtker.




Herausgeber: Prof. Dt. Georg Galland, Charlottenburg.
Telephon Amt Charlottenburg, 2To. 1083.

Erſcheint anı 5. und 20. des Monats. Abonnements pro Quartal 2 Mk. —

2 Kr. 40 Hr Gei direkter Zuſendung 2,50 Mk. = 2 MKr. 80 Hr) bei allen

Buchhandlungen und Poſtämtern. Goſtzeitungs-Preisliſte Nr. 4304). Einzel-

nummer 40 Pf. =50 Hr. Inſeratenpreis für die dreigeſpalt. Millimeterzeile
— 25158

Derlag hermann Walther Verlagsbuchhandlung, G. m. b. H.,
Berlin SW., Kommandantenſtr. 14.

Inhalt: Bemerkungen über Bildnißkunſt ¶II Don Robert Wirth. —
Die Promotrice Ausſtellung in Rom I). Von Helen Zimmern —
Offenes Schreiben aus Holland. — Die Ausſtellung der werke geborener Kölner
Meifter. Don L. SHarſchagen. — Düſſeldorfer Kunſt. Von £ Garſchagen.
— Die Winterausſtellung der Münchener „Sezeſſion“. Von TLeopold Guſtadb. —
Berliner Kunſtſchau. Bon Franz Imhof. — Kunſtchronik; Neue Denkmäler;
Perſönliches; Preisausſchreiben; Kunſt- und Künſtlervereine; Dom Kunſtniarkt;

Bücherſchau; Der Amateur⸗Photograph. — Unſere Abbildung.

Bemertzungen zur Bildnißkunſt.

Von Robert Wirth, Plauen i. P.

1E

; enn alſo der Bildnißkünſtler als „Idee“ ſeines Vorwurfs
* deſſen ſeeliſche Eigenart, die ja eben auch die Aeußerlich-
keiten, die Süge, den Ausdruck des Antlitzes im Grunde

veranlaßt hat, zur möglichſt treuen Darſtellung zu bringen

ſucht, ſo muß er ſich doch dabei vor der Verſuchung hüten, dieſe ſeeliſchen
Beſonderheiten zu Abſonderlichkeiten übertreibend zu ſteigern. Wenn z. B.
von unſereren berühmteſten deutſchen Porträtiſten Fürſt Bismarck mit dem
geſpannten geöffneten Blicke gemalt und ſein Ausdruck dämoniſch erhöht
wurde, gleichſam als ſolle er als Gorgomaske ſeine Feinde ſchrecken oder
als wolle er ſeine Gegner gar verſchlingen, ſo iſt dies als eine Art Ueber-
reſt oder Wiederholung des bekannten Terribile des vierten vorchriſtlichen
Jahrhunderts der griechiſchen Kunſt zu bezeichnen. Daß man in dem
Hervorkehren der Leidenſchaftlichkeit, des Affekts oder der Unruhe, auch
dem einmal beliebten Heroiſiren einer Perſönlichkeit die Höhe einer
künſtleriſchen Wiedergabe zu erkennen habe, wird heute wohl Kiemand
mehr behaupten. Die Ruhe „der Linie iſt uns jetzt verloren gegangen,
ſagte die Kaiſerin Eliſabeth von Geſterreich, welche überhaupt die Auhe
für die Schönheit erklärte. In unſerer Zeit, da man in Gips den Nebel
(ECindberg oder die Luft Gakob Ungerer) oder die Nervöſe (wie ein

*
 
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