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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 4
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Imhof, Franz: Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0071

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werthe Uebung zu erlangen, die uns aus den ca. 200
werken dieſer „Sehzeſſions-Ausſtellung“ überwältigend ent-
gegentritt. Manche ſonſt kaum hervortretenden Kräfte
entwickeln in Parodie und Satire eine nicht gewöhnliche
Begabung; aber auch namhofte Künſtler, wie A. Hertel,
meperheim, H. Bohrdt, F. Jüttner u. A. ſind in dieſer
Sammlung vertreten. Ich habe ſchon oben die ultra-
modernen landſchaftlichen Stimmungsbilder von Prof.
Hertel, die auf buntem vorſatzpapier improviſirt ſind, an-
geführt; ſie bieten als Satire auf eine verſchrobene Uunſt-
auffaſſung ungefähr das Beſte, was vorhanden iſt. Auf
anderen Bildern werden Böcklin, Lenbach, Stuck, Uhde,
Samberger, G. Mar u. v. A. in wirkſamer Weiſe parodirt.
Darüber iſt ſchon ſo viel geſchrieben worden, daß wir uns
hier Einzelheiten verſagen dürfen; nur auf die ſorgfältig
gearbeiteten humorvollen Plaſtiken von Ernſt Seger möchte

ich noch beſonders hinweiſen.

*
Wegen Raummangels folgen „Salon Wertheim“
und „Künſtlerhaus“ im nächſten Hefte.

P
Kunftebronik.

* Berlin. Zur nächſtjährigen Großen Berliner
Kunftausf{tellung hat die Dereinigung Berliner Archi-
teften auf Anregung des Herrn Wolffenſtein den Befchluß
gefaßt: Es ſoll im Wege eines Wettbewerbs unter den
Mitgliedern der Dereinigung ein Entwurf für die Umge-
ſtaltung der Ausſtellungsräume am Lehrter Bahnhof in
dem Sinne gewonnen werden, daß ein größerer Mittel-
raum als Zentralpunkt der Ausſtèllung Zeſchaffen wird.
Somit fcheint in den Kreiſen der Architekten die Neinung
zu herrſchen, daß etwas Beſonderes, geſchehen müſſe, um
der Ausſtellung wieder einen neuen, feſſelnden Rahmen und
damit ein verſtärktes Intereſſe zu geben. — Im Königl.
tunſtgewerbemuſeum iſt eine Sammlung ſchwediſcher
Eextiſarbeiten zur Schau geftellt. Ausſtellex iſt der.
ſchwediſche Derein der „Handarbetets vänner“. Es handelt
ſich vorzugsweiſe um freie Kompofitionen ſelbſtändiger
Künftler, daneben auch um Uopien nach älteren ſchwediſchen
Muſtern: Gobelins oder Haut - lisse⸗Gewebe, Leinen-
webereien, Stickereien, geklöppelte Spitzen u. dexgl. .ſind
in beträchtlicher Auswanl vorhanden. — Die Sonder-
ausſtellung für moderne Kleinplaſtik, welche vom
Hohenzollern-⸗Uunſtgewerbehauſe für dieſen Herbſt
geplant war, iſt bis Mitte Januar 1902 hinausgeſchoben.
Die Ausſtellung ſoll drei Monate dauern. Anmeldungen
werden erbeten.

* Berlin. Für die Sammlung der antiken
Skulpturen wurden neuerdings an GOriginalen erworben:
der Marmor-Torſo eines nackten Uriegers, der ſich, rück-
lings zu Boden geſtürzt, halb aufrecht hält, offenbar ge-
hörig zu der Gruppe verwundeter Gallier, welche das
weingẽſchenk des Attalos auf der atheniſchen Akropolis
bildeten, ferner: Kopf und Bruſt eines bärtigen, mit der
Eorques geſchmückten Galliers, in Größe und Arbeit den
Galliern Toͤmifcher Sarkophage ähnlich, endlich eine Büſte
des Perikles zum Einſetzen in eine Statue oder Herme
gearbeitet. — Die Uunſtſchriftſtellerin Helen Zimmern
aus Florenz hält in dieſen Tagen, zum Beſten des American
MWoman’s Tlub in Berlin, im Saale des Viktoria-Lyceums
einen Zyklus von vier voxträgen über Floxentiniſche
Kunft und Künftler: Dom, Baptiſterium und Kampanile,
die Medici, Botticelli und Benvenuto Cellini.

- Ba a S Ca N Gl e ſtellt
Alf. Bachmann eine Sammlung von Gemälden und
Studien aus, die der Künſtler ſeiner Beiſe nach Island und
— verdankt. Es ſind effektvolle Schilderungen

arunter.

* Koburg. Am 30. GOktober begann im hieſigen
Uunſtverein eine Ausſtellung von Gemälden aus dem
Privatbefi der Herzogin-Wittwe. Gegen Mitte November
folgt eine Ernſt Liebermann-Ausſtellung. Unter den von
der Herzogin zur Verfügung geſtellten Bildern befinden
ſich u..a.: Angeli, Franz Stuͤck von Brandt, H. v. Haul-
bach, A. Fink, G. Jaquèt, Makowsky, F. Bouband, Tand-
ſeer/ Bugo Kanfmann, Serra u. A. Beſonders intereſſant
ſind die ruſſiſchen Meiſter. ;

* Magdeburg. Die Vovember-Ausſtellung
des Kunftvereins hat ihren Anfang genommen. Den
Anziehungspunkt bildet beſonders eine Anzahl Hiſtoxien-
bilder von R. Haug-Stuttgart, Szenen des kriegeriſchen
Lebens in den Freſheitskriegen. Baneben intereſſixen die
Tollektionen von Wilh. Feldmann-Berlin, Bich. Thierbach-
Stolberg und M. E. Marchaud-München.

»Botha. Der 306jährigen Wiederkehr, des He-
burtstages Herzogs Eryſt des Frommen wird allenthalben
gedacht werden! Im Schloſſe Friedenſtein ſoll eine Aus-
ſtellung der eingegangenen Modelle und Skizzen, zum
Denkmal des Berzogs, wie der Schätze der Sibliotgek
unſeres Muſeums und Münzkahinets, ſoweit ſie ſein Leben
und Wirken veranſchaulichen, ſtattfinden.

Feipzig. Bei Bel vecchio wird foeben die
November-Dezember-Ausſtellung mit einer Uollektion
der farbigen Künſtler-Steinzeichnungen „Künſtleriſcher
Wandſchmück für Schule und Haus“ eröffnet. Fernex ſind
Werke folgender Künſtler neu zur Ausſtellung gelangt:
Prof. Frdr. Preller, Paul Kofen, Ernſt Vollbekr, Joſ.
Rummelspacher, H. Schlittgen, Prof. G. Koch, Frau Prof.
M. Hormuth, Kallmorgen, Horſt⸗Hacker, Ml B. Sturm-
höfel, F. Münſterfeld, B. Lambert, P. A. Predil, L. Steiner,
L. Friedecke, L. Flycht, K. Ztockmever . D. aA. — Bei
müttentzwey-Windſch ſind folgende Neuheiten zu ver-
zeichnen: Karl Leipold, Störort, mit 4 größeren See-
ſtücken, darunter „Im Panat Atlantiſcher Ozean“; Prof.
max Chedy, Weimar, mit 2 Porträts „Orientale” und
„L’enfant prodigue?; Albert Gos, Genf, mit 21 Alpen-
landſchaften Th. Johannſen, Tondern; ferner Einzelwerke
von Bans Dahl, Berlin („Gegen wind und Wellen!);
A. Chiele, München („Zur Gamsbrunſt“) und ſchließlich
C. Armbruſt, Kaſſel („Scherzo”).

* Dresden. Am 3. Vovember wurde die Inter-
nationale Kunſtausſtellung geſchloſſen. Eine um-
faſſende Zuſchrift, welche die „Dresd. V.“ aus Künftler-
kreiſen bringt, betont, daß es auf die Daner die wirthſchaft-
lichen Intereſſen der heimiſcheu Künftler bedenklich ſchädigen
müſfe, derartige „Internationalen“ mit hohem Koſten-
aufwand in Szene zu ſetzen. Gegenüber der Meinung,
daß man vor Allem um fünſtleriſche Anregungen beſorgt
ſein müſſe, heißt es am Schluſſe des Schreibens: „Auf die
Dauer hängt auch der Ruf einer Uunſtſtadt nicht ab von
den Ausſtellungen, welche ſie veranſtaltet, ſondern von
dem, was in ihren Mauern an Aunſt geſchaffen wird.
Hier anzuregen dadurch, daß alle verfügbaren Mittel auf
einen Punkt gelenkt werden, das iſt. Kunftförderung. Die
Anreguͤngen, die ſie brauchen, werden ſich die Künſtler,
wenn fie uur zu Gelde kommen, ſchon zu verſchaffen wiſſen;
keine Sorge darum.“

* Bremen. Der Neubau der Kunſthalle iſt jetzt
ſoweit vorgeſchritten, daß dieſelbe den Mitgliedern am
ı. Dezember wieder zugängig gemacht und die permanente
Ausſtellung eröffnet werden kann, während die Ausſtellung
der Sammlungen noch verſchohen werden mußte. Durch
den Umbau, der etwa eine halbe Millien beträgt, hat die
Kunfthalle im Innern ein ihrer Beſtimmung würdiges
Ausſehen erhalten.

*Dresden. In Emil Bichters kunſtſalon
folgte auf die Sonderausſtellung der Mitglieder der „Sooiété
moderne des beaux-arts“ aus Paris eine neue Ausſtellung
von Porträts von F. Laszlo (Budapeſt) und zahlreichen
Werken der Worpsweder Künſtler.

* Breslau : Ausihmücung der Angtomie.
Im Auftrage des Geh. med KRKaths Prof. Pr. Haſſe hatte
der Landſchaftsmaler R. Sliwinski es übernommen, ein
Gemälde der alten Anatomie zu fertigen. Daſſelhe ſollte
feinen Platz im Treppenhauſe der neuen Anſtalt neben
der vom Kultusminiſterium geſchenkten Kopie der Rem-
 
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