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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 24
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Kunstchronik
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0429

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Vr. 24

Runſtchronik.

Berlin. In der Nationalgallerie hat aber-
mals eine Neuordnung der Säle ſtattgefunden, über die
wir uns ein Urtheil noch vorbehalten. Eine weitere Der-
änderung wird die Ueberſiedelung der Gräflich Raczyns-
kiſchen Gallerie nach Poſen zur Folge haben; es ver-
lautet, daß in den dadurch frei werdenden Näumen eine
Porträtgallerie angelegt werden ſoll. Zwei Porträts
ſind übrigens der Sammlung kürzlich einverleibt worden:
eine von Ad. Hildebrand geſchaffene Büſte des Hygte-
nikers Max von Pettenkofer und ein Bildniß des Kechts-
gelehrten R. v. Gneiſt, gemalt von Beinhold Lepſins. —
Für den Senatsſaal der Akademie der Künſte malt Prof.
Hugo Dogel ein Bildniß von Ludwig Paſſini, der am
9. Juli das 70. Lebensjahr vollendet hatte.

* Budapeft. Von dem Bofmaler Auguſt des Starken,
kupeczky, hat Profeſſor Latköczy auf ſeiner Reiſe in
Fiume in Privatbeſitz ein bisher unbekanntes Gemälde
gefunden. Daſſelbe iſt ein Bruſtbild und ſtellt eine Dame
mit einem Barett vor.

Budapeſt. Ungariſcher Landesrath für
bildende Künſte. Hauptaufgabe dieſer jetzt reorgani-
ſirten Körperſchaft, die im Jahre 1871 gegründet wurde,
wird die Unterſtützung der Begierung in der einheitlichen
und planmäßigen Leitung der Angelegenheiten der bilden-
den Künſte durch Gutachten und Vorſchläge bilden. Ihr
Beruf wird ſich aber auch darauf erſtrecken, den künftle-
riſchen Intereſſen der Munizipien und Gemeinden zu-
dienen. In Angelegenheiten lokaler Vatur, welche die
bildenden Künſte oder das Kunſtgewerbe betreffen, wird
der Landesrath direkt mit den Munizipien und Gemeinden
verkehren. Damit iſt das Mittel geboten, daß die Provinz
anläßlich größerer öffentlicher Bauten, oder für den Fall,
daß ſie eine Statue, ein Gemälde oder einen bedeutenden
kunſtgewerblichen Gegenſtand anſchaffen will, das Gut-
achten und das Urtheil des Landesrathes für bildende
Künfte einholen könne.

Hannover. Ein neuer Perein von Freunden
und Gönnern der bildenden Kunſt hat ſich hier gebildet.
Die vereinigung verfolgt den Zweck, durch Jahresbeiträge
und freiwillige Beiſteuern die Mittel zu einer intenſiveren
Kunſtpflege, in erſter Linie für die Komplettirung unſerer
Muſeumsſammlungen, zuſammenzubringen. Als
Muſter hat wohl der Berliner Kaifer Friedrichs-Muſeums-
verein gedient, der ſeit Jahren erhebliche Summen ge-
ſammelt hat, auf die in Fällen, wo es gilt, bei Ankäufen
für die königlichen Muſeen ſchnell zuzugreifen, die Leiter
der fraglichen Inſtitute ohne Weiteres rechnen können.
Bereits ſind im hannoverſchen Kunſtſalon aus den Mitteln
des Vereins drei Bilder: ein Studienkopf von Defregger,
ein „ſteyriſcher hahn“ von Segantini und ein „Mädchen
vor dem Spiegel“ von Gppler angekauft.

»München. Die Frage eines Gipsmuſeums für
neuere Kunſt wird in hieſigen Kunſtkreiſen immer häufiger
berührt. Das baperiſche Nationalmuſeum birgt in ſeinen
unzugänglichen Kellerräunen eine umfaſſende Sammlung
von Gipsabgüſſen, die allmählich unverwerthet zu Grunde
geken muß, wenn nicht in abſehbarer Zeit Wandel ge-
ſchafft wird.

* Piacenza. In hieſiger Stadtbibliothek wurde ein
Botticelli von Profeſſor Benturi entdeckt. Das mittel-
große Bild iſt auf Holz gemalt und von einem Goldrahmen
in Quattrocento⸗Arbeit umgeben; es ſtellt die Szene dar,
wie die Jungfrau zuſammen mit dem kleinen Zohannes
den auf dem Rafen liegenden Jeſusknaben knieend anbetet.

* Rammenanu (Sachfen). Ein Fichte-Muſeum will
der Geburtsort des Philofophen in Erinnerung an ſeinen
großen Sohn ins Leben rufen.

* Rom. Bisher war in Italien der Beſuch aller
ſtaatlichen Muſeen, Sammlungen, Gallerien und
Ausgrabungsſtätten am Sonntag unentgeltlich geſtattet.
Vom ı. Sept. d. J. an iſt, nach einer Berfügung, nicht
mehr der Sonntag Gratis tag, ſondern der Donnerftag.
Die Aenderung entſpringt der rein fiskaliſchen Anſchauuns,
daß mehr eingeht, wenn man am Sonntag freigiebt, als
umgekehrt. Die Maßregel wird in der italleniſchen Preſſe

als antiſozial lebhaft angegriffen. Man weiſt darauf hin,
daß die anderen Länder ſich in immer ſteigendem Maße
bemühen, zu Gunſten der Dolkserziehung den Beſuch der
Muſeen ganz unentgeltlich zu geſtatten, während Italien
unter einem „demokratiſchen“ Miniſterium ſelbſt den freien
Sonntag abſchafft, für den der Donnerſtag nur ein unge-
nügender Erſatz iſt.

* Weimar. Dem Goethe-Nationalmuſeum iſt
eine werthvolle Zuwendung gemacht worden: ein lebens-
großes Porträt Goethes in Gel, das der während der
zwanziger Jahre als Hofmaler und Profeſſor in Weimar
wirkende Ehregott Grünler (aus Zeuleuroda) gemalt hat.
Grünler konnte es nur auf Grund von ein pagr Bleiſtift-
ſkizzen, die er flüchtig auf Papier warf (eine davon iſt im
Goethehauſe), fertigen. Es entſtanden damals zwei Bilder,
von denen das eine den Dichter darſtellt in dem Augen-
blicke, wo er die Kunde vom Tode Karl Auguſts empfängt,
während er auf dem anderen, Schillers Schädel in der
Hand, dargeſtellt iſt. Dieſes zweite Bild nun hat vor
Kurzem die Goethe-Geſellſchaft in Wien käuflich
erworben und im Goethehauſe aufgehängt.

*Wien. Gleichzeitig mit der Peröffentlichung der
kaiſerlichen Entſchließung, betreffend die Errichtung einer
modernen Gallerie für das Königreich Böhmen in
Prag, wird auch die baldige Errichtung einer ſolchen
Gallerie in Wien angekündigt. Sie ſoll bereits in
nächſter Zeit proviſoriſch in den unteren Räumen des Bel-
vedere eröffnet werden. — Der Moſaik-Fries am
Hauptportikus des Reichsrathsgebäudes iſt nach dem Ent-
wurf des Malers Lebiedzki von dem Tiroler Inſtitut für
Glasmalerei in Innsbruck jetzt vollendet worden. Darge-
ſtellt iſt die Göttin des Beiches, thronend in Mitten an-
muthiger Gruppen weiblicher Genien, die plaudernd und
lauſchend ſich der ſtolzen Herrin zuwenden.

$

Nusstellungen.

*Aachen. In der Ausſtellung im Suermondt⸗Muſeum
ſtenen Landſchaften von Eugen Bracht-Dresden,
F. Mackenſen-Worpswede und Günther -Meltzer-—
Berlin im Mittelpunkt des Intereſſes.

*Baden-Baden. Im „Badener Salon“ ſieht man
ein virtuos gemaltes Bildniß des Kurdirektors Grafen
Vitzthum v. Eckſtaedt von Alfred Hamacher-Düſſeldorf;
daneben findet eine Anzahl Sportbilder des Müncheners
O. Huber Beachtung.

»Barmen. Die noch immer herumirrende ſog.
„Nachlaß-Ausſtellung Böcklins“ iſt jetzt glücklich hier
angelangt und vom „Kunſtverein“ in der Buhmeshalle
ausgeſtellt. Wann wird endlich der Unfug aufhören, den
man mit dem Andenken Böcklins treibt, indem man jenen
„Nachlaß“ als würdig des Meiſters allerwärts zeigt 5

-Berlin. Bei Ed. Schulte bildeten kürzlich zwei große
religiöſe Malereien H. v. Uhdes aus früherer Zeit, „Die
Grablegung“ und „Die Kriegsknechte“, echte Schauſtücke,
die den Münchener Meiſter als Schüler oder Nachempfinder
des Rubens in den wuchtigen Formen und der lebhaften
Färbung zeigen. — Im Künſtlerhaus hat die Eröffnungs-
Ausſtellung eine Sammlung franzöſiſcher Gemälde
und farbiger Radirungen Pariſer Künſtler zur Uenntniß
gebracht; im Vordergrunde ſteht A. Besnards dekorative
Malerei: „Die glückliche Inſel“. Wir kommen darauf
zurück. — Der geſchätzte Berliner Bildhauer Harro
Magnuſſen hat in der hieſigen Kunſthandlung von
Keller und Beiner eine Kollektiv-Ausſtellung ſeiner
Werke unlängſt eröffnet. — Im mBohenzollern-Kunſt-
gewerbehauſe wird am ı. Okt. eine Ausſtellung der
neuen Frauentracht eröffnet werden.

„ Cfhenurs. Wwnßſhnnte gefällt Ad
Echtlers 1896 gemaltes Stimmungsbild „Ein Kondolenz-
Befuch“ außerordentlich. Daneben finden Landſchaften von
Harniſch-Dresden, Stagura, Schreyer und Ed. Compton-
München Beachtung.

*Dresden. Der Kunſtſalon Ernſt Arnold hat
die neue Saiſon zu Beginn September mit einer Sonder-
ausſtellung franzöſiſcher Künſtler eröffnet; es ſind
 
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