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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 9
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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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Vr. 9

Berliner Kanstschaa.,

Don Franz Imhof.

Im Künſtlerhauſe repräſentirt eine Karl Ludwig-
Ausſtellung den künſtleriſchen Nachlaß des unlängſt ver-
ſtorbenen Berliner Meiſters. Er war nicht, wie die von
kamecke und Graf Kalckreuth, ein großzügiger Spezialiſt
der Hochgebirgsſchilderung, aber er ſtand ihnen durch Friſche
und Geſundheit der Naturauffaſſung und die Sicherheit der
techniſchen Mache nahe. Sein Darſtellungsgebiet dehnte
ſich über die Schweiz und Tyrol wie über andere pittoreske
Gegenden Süd- und Mitteldeutſchlands aus, von denen er
völlig wahrheitsgemäße Abbilder von echt künſtleriſchem
Geſchmack lieferte. Gerade die Tendenz des Pittoresken,
für Diele eine Augenweide, läßt ihn heute als einen nicht
modernen Landſchafter erſcheinen, obwohl ſelbſt das Pittoreske
neuerdings wieder Mode wurde, freilich in einer
Miſchung mit ſentimentaler Romantik. Außer einer Fülle
köſtlicher Gelſtudien, die indeß gegenüber den heutigen
ſchludrigen Leiſtungen vieler Landſchafter ſich wie fertige
ſorgfältige Bilder ausnehmen, ſind nicht wenige umfang-
reiche dioramenartige Gemälde von ſtarker Wirkung der
Schilderung vorhanden. Die älteſten Arbeiten Karl Ludwigs
reichen noch in die Epoche zurück, die eine gewiſſe Stili-
ſirung des Landſchaftsbildes als Bedingung für ein Kunſt-
werk anſah, und auch in der figürlichen Staffage einzelner
Gemälde, wie einer Zeklobenſchlucht, Quellnymphe, Wilden
Jagd, trat damals bald eine klaſſiziſtiſche, bald eine roman-
tiſche Neigung hervor. Später folgte Ludwig ausſchließlich
ſeiner kräftigen, ſinnenfreudigen Natur, die ihn zur emſigen
Beobachtung aller Naturerſcheinungen, die ihn intereſſirten,
drängte. Durch Werke dieſer realiſtiſchen Richtung erhält
dieſe ſtattliche Kollektion ihr eigenthümliches Gepräge.

Von der bekannten holländiſchen Lenbachſchülerin
Thereſe Schwartze⸗Amſterdam ſieht man in einem Veben-
raume zwei vorzüglich gemalte Bildniſſe von wuchtigem
Ausdruck, darunter das des Präſidenten Krüger, in deſſen
breiten, groben Geſichtsformen die gerühmten Eigenſchaften
des Mannes, Entſchloſſenheit, Zähigkeit und Frömmigkeit,
überzeugend wirken.

An der Ausführung eines neuen Wandelpanoramas
im Hauſe Leipzigerſtraße 73/74 iſt unter Leitung von Max
Fritz, von dem die ſämmtlichen Skizzen und Entwürfe
herrühren, eine kleine Gruppe bekannter Maler beſchäftigt
geweſen. Die landſchaftlichen Szenen des Panoramas be-
ziehen ſich auf eine Beiſe, die jener geſchätzte Berliner
Landſchafter im Auftrage eines Konſortiums im Frühjahr
1901 auf der Luſtyacht „Prinzeſſin Diktoria Luiſe“ unter-
nommen hatte. Die Folge der Schilderungen beginnt und
endigt mit je einem ausgedehnten Wandelgemälde, das bei
der Hinfahrt von Genua nach Palermo, bei der Rückfahrt
von Athen nach Neapel eine lange Keihe höchſt feſſelnder
Küftenparthien. an uns vorüberziehen läßt. Dazwiſchen
ſind noch zehn Einzeldarſtellungen ethnographiſch, topo-
graphiſch und maleriſch bedeutſamer Stätten zu ſehen,
welche die Beiſenden in Palermo, Konſtantinopel, auf der
Krim am Schwarzen Meere, im HKaukaſus, zu Trapezunt
und endlich in Athen kennen lernten. Zuſammen mit den
gegebenen Erläuterungen, der leiſen Mandolinen-Muſik
hinter der Szene und dem künſtlichen Beleuchtungswechſel
von Sonnenuntergang und aufgang kommt das Ganze zu

trefflicher Wirkung. Im Einzelnen laſſen die Bilder, neben
mancher formalen Flüchtigkeit, welche die Eile der Her-
ſtellung entſchuldigt, auch wiederum ganz beſonders ge-
lungene Parthien von echt maleriſcher und dekorativer Schön-
heit erkennen. So iſt die Leiſtung des genannten Künſtlers,
dem J. Schenker, H. Müller-Münſter und A. Janſen
bei der Ausführung wacker halfen, eine impoſante und
bewundernswerthe.

RKunstchronik. _

* Berlin. Die Akademie der Künſte hielt zu
Kaijers Geburtstag, am 22. Januar, eine öffentliche
Sitzung in der Singakademie ab. Die Feſtrede hielt das
Senatsmitglied Prof. Dr. Karl Krebs. — Zem nach Dresden
übergeſiedelten Profeſſor E. Bracht gaben die Mitglieder
der Akademie der Aünſte am ı8 Zanuar ein HFẽſteſfen
im Künſtlerhauſe. Präſident Ende überreichte dem Ge-
feierten eine von ſämmtlichen Mitgliedern unterzeichnete
Adreſſe. — Am 20. Januar wurden im Sitzungsfaal des
neuen Niederbarnimer Kreishauſes die Bildwerke
aufgeſtellt, welche aus Mitteln des Landeskunſtfonds und
des Kreiſes geſchaffen worden ſind. Die große Mittelniſche
gegenüber dem Eingang, an der Nordwand, nimmt die
don Wenck modellirte Figur Kaiſer Wilhelms II. ein. An
der Südwand, zu beiden Seiten des Eingangs, ſtehen die
Allegorien der Gerechtigkeit von Günther-Gera und der
„Mäßigung? von Hofäus. An den beiden Schmalwänden
befinden ſich die von Prof. Woldemar Friedrich gemalten
Wandbilder. Das eine zeigt die Heimkehr der Bernauer
Sieger nach dem glücklich abgeſchlaͤgenen Huſſitenangriff;
das Motiv des anderen Werkes iſt der Zeit des Großen
kurfürſten entnommen und ſpielt zu Oranienburg. Jenen
beiden, im Bilde dargeſtellten Epochen gehören auch die
Bürger- und Soldatenfiguren an, welche in Niſchen die
Gemälde flankiren; es ſind ein „Kaufmann“ von Eritz
Heinemann, ein „Sämann“ von Stephan Walter, ein
„Trinkender Krieger“ von Gomanski und ein „Stürmender
Soldat“ von Petri. Die ſieben Bildwerke ſind bei der
Aktien-Geſellſchaft vormals H. Gladenbeck & Sohn in
Bronze gegoſfen. — Bildhauer und Ziſeleur Rohloff hat
für das königliche Schloß zu Bukareſt zwei neue große
Beliefs in getriebenem, vergoldetem Kupfer nach eigenen
Entwürfen vollendet. Im Maßſtabe von 0,75 : 2 m ge-
halten, veranſchaulichen ſie Kunſt und Handel.

»Deſſau Prinzeſſin Friedrich Karl von Preußen
hat der Stadt ein von ihr geſchaffenes Oelgemälde, eine
Landſchaft des linken Elbufers bei Wörlitz, zur Aus-
ſchmückung des Bürgermeiſterzimmers im neuen Bathhauſe
als Geſchenk überwiefen.

Leipzig. In dem Prozeß Geyger gegen Klinger
wird Klinger trotz der formellen Beſtellung eines Rechts-
anwolts ſeine Angriffe gegen Geyger vor Gericht perſön-
lich vertreten. Es heißt, er wolle ſeine bisherigen Mit-
theilungen durch neues Material ergänzen. Warten wir ab.

»Münſter. Der Berliner Geſchichtsmaler Eritz
Grotemeyer hat das von der Stadt beſtellte Gemälde „Die
Friedensverhandlungen im Rathhausſaale zu Münſter 1648”
vollendet. Das Gemälde iſt übrigens für die Düſſeldorfer
Ausſtellung angemeldet

* Karlsruhe. Dem Kronberger Maler Wilhelm
Süß, deſſen keramiſche Leiſtungen große Beachtung finden,
wurde hier von Staatswegen ein „Meiſteratelier für
Keramif” eingerichtet. Das neue Unternehmen wird
künſtleriſch auch von Hans Thoma berathen.

»München. Der bekannte Kunſtmaler F. M. Bredt
hat auf ſeinem Landſitz in dem herrlichen Ruhpolding


heim geſchaffen, das Alles vereinigen ſoll, was für Körper
und Geiſt, Geſundheit und Ausbildung gewährt. .

+ * Wien. Xn hieſigen Kunſtkreiſen mehren ſich die
Stimmen, die gegen den lanfänglich mit Begeiſterung auf-
genommenen Plan der Gründung einer „Modernen
 
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