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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 4
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Neue Denkmäler
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Persönliches
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Preisausschreiben und Stiftungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0073

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mann „verdächtigt” die Freifrau v. d. Heydt als Heine-
Enthuſiaſtin. „Sie habe Heine in den Aniagen des Ver-
ſchönerungs-Vereins an der Königshöhe ein Denkmal
geſetzt. Daraus könne man erſehen, welche Anſchauungen
im Familienkreiſe des Freiherrn v. d. Heydt herrſchen.
Sehr richtig) Wenn auch das ſogenannte Denkmal mur
aus Dreck und Steinen zuſammengeſetzt ſei, ſo ſei es doch
noch viel zu ſchön für Heinrich Heine (Bravo! Sehr gut!),
der die Literatur ſo beſchmutzt habe und im Allgemeinen
als Schmutzfinke im deutſchen Dichterwalde gelte.“ So
der Herr Bäckermeiſter. ;

»Bamm. Geplant ein Curnvater Jahn-Denkmal
auf dem Diktoria-Platz. Intereſſent: der Curn - Derein
„Germania.“

»Hameln. Geplant eine Bismarckſäle.

»Bagen i. W. Geplant ein Denkmal für den
Schöpfer des Stadtwaldes, Barkort, daſelbſt: Obelisk und
Medaillonporträt. Die Erben Harkorts tragen die oſten.

Graudenz. Aaiſer wilhelm L.-Brunnen.
Man beabſichtigt, Bildhauer Joh. Boeſe, Berlin, zunächſt
mit einer Modellſkizze zu beauftragen.

Stuttgart. Monumental-Brunnen für den
Bismarck-Platz geplant (vom Bürgerverein). Architekt
Schiller will Skizzen unentgeltlich fertigen.

*Wien. Auf dem Zentralkirchhof wurde das Grab-
denkmal für Johann Strauß, ein Werk des Bildhauers
Johannes Benk, enthüllt.

* Krems a. d. Donau. Der Gemeinderath gab dem
Erſuchen von Bürgern ſtatt, es möge dem Schöpfer des
Dreibundes, dem Fürſten Bismarck, ein Denkmal errichtet.
werden, und bewilligte hierfür einen Platz im Stadtpark.

*Bermannſtadt. Geplant ein Denkmal der
Kaiſerin Maria Thereſia, als Stifterin des hieſigen
Waiſenhauſes.

Warſchau. Geplant ein Denkmal für den Kom-
poniſten Chopin.

*Paris. Im Dezember ſoll hier das Heine-
Monument des Bildhauers Haſſelries enthüllt werden.
Kunſtminiſter Roujon und Catulle Mendès werden ſprechen.

S
personliches.

»Gedenktag. Am 26. November wird Profeſſor
Rudolph Stang in Amſterdam, der ausgezeichnete
Kupferſtecher, ſeinen 70. Geburtstag feiern. Die dortige
wie auch die deutſche Künſtlerſchaft werden gewiß den
Tag nicht vorübergehen laſſen, ohne dem verehrten, lieben
Meiſter einen ſichtlichen Ausdruck der großen Werth-
ſchätzung zu geben, den ſeine überwiegend im klaſſiſchen
Linienſtich ausgeführten Hauptwerke nach Raffael, Lionardo
da Vinci, A van Dyck, Franz Hals u. A. im vollen
Maaße verdienen. Rudolph Stang wurde in Düſſeldorf
geboren, hat die rheiniſche Akademie beſucht, war zunächſt
Lithograph geworden und wurde im Fache des Uupfer-
ſtiches ein Schüler J. Kellers, in deſſen Geiſte er Bieles,
zumal nach Werken der Düſſeldorfer Nazarener, ſtach.
Seine Jugendwerke bekunden bei allem Fleiße, aller Fein-
heit, allem Schwunge der Zeichnung noch nicht die male-
riſche Empfindung ſeiner ſpäteren Schöpfungen. Als er
in den ſiebenziger Jahren des Jahrhunderts Raffaels
Spoſalizio vollendete, ging ein Zug der Begeiſterung durch
die intereſſirten Kunſtkreiſe. Es ſchien, als ſei die glanz-
volle Zeit des klaſſiſchen Linienſtiches, die Epoche eines
Edelinck und Baffael Morghen, wieder aufgelebt. Stang
hatte dem gelungenen Werke nicht nur den Profeſſortitel,
ſondern auch die Ehre der Mitgliedſchaft der Berliner
Akademie der Künſte, neben anderen Auszeichnungen, 31
danken. Aber keine deutſche Hochſchule fand ſich, die dem
bewunderten Kupferſtecher durch einen Lehrſtuhl die Mög-
lichkeit ruhigen Schaffens eröffnete; das Ausland mußte
an ihn herantreten. Der kunſtſinnige Leiter der Abtheilung
für Kunſt und Wiſſenſchaft im holländiſchen Miniſterium
des Innern, Jonkheer Dr. V. de Stuers, war es, der
Stang an die Amſterdamer Rpksakademie van Beeldende
Kunſten berief, wo er ſeit einer Beihe von Jahren eine
Generation von holländiſchen Radirern, unter denen ſich
tüchtige Kräfte befinden, erzog. Eine Ausſtellung ſeiner

Schule hatte Stang vor ca. 10 Jahren im Salon Gurlit
in Berlin veranſtaͤltet. In Amſterdam hat Stang auch
ſeinen berühmteſten Stich, das „Abendmahl“ nach Lionardo,
vollendet. Seitdem radirte er eine Anzahl größerer und
kleinerer Blätter, wie van Dycks „Madonna mit dem
„Engelstanze“ (ffizien), Franz Hals' „Schalksnarren“
Kyksmuſenm), das Knieſtück der jungen Königin von
Holland u. ſ. w. In dem „Abendmahl“ gelang es ihm,
durch die menſchliche Schönheit und Würde der tief be-
ſeelten Apoſtelköpfe wie durch das maleriſch wirkſame
Spiel von Licht und Schatten die Ehre des Malers
Lionardo und feiner unſterblichen Schöpfung wiederherzu-
ſtellen. Als Künſtler, als Lehrer und als Menfch, der
vor einiger Zeit eine ſchwere Krankheit glücklich über-
wand, wird man Rudolph Stang in dieſen Tagen herzliche
Huldigungen darbringen.

* Berufungen. Die Nachricht, daß Prof. E. Bracht;
der ſich als Künſtler wie als Lehrer an der Berliner
Hochfchule der größten Sympathie erfreut, als Nachfolger
des verſtorbenen Profeſſor F. Preller an die Dresdener
Akademie gehen werde, ſcheint uns aus derſelben Quelle
zu kommen, die ihn kürzlich als Gudes Nachfolger be-
zeichnete. Brachts künſtleriſches Schaffen ſog jüngſt ſein
Beſtes, Schönſtes aus dem märkiſchen Boden, und es wird
ihm einſt unvergeſſen bleiben, daß er ſeinen Schülern die
Augen für die Farbenreize der Heimat öffnete. . Vorläufig
glauben wir jene Nachricht nicht. — Auch Max Klingers
Berufung nach Wien bewahrheitet ſich nicht. Die Abſicht
ſoll an den zu hohen Forderungen Klingers geſcheitert
ſein. Als Nachfolger Zumbuſchs nennt man nun den
Bildhauer Bittertich. An Stelle Eiſenmengers ſoll
ein Münchener Profeſſor berufen werden. — Mariano
Benlliure, Madrid, wurde zum Direktor der ſpaniſchen
Kunſtſchule in Rom ernannt.

»Auszeichnungen. Profeſſor Robert Schleich wurde
zum Ehrenmitglied der Akaͤdemie der bildenden Künſte in
München ernannt. — Den Malern Anton Laupheimer
und Max Slevogt in München wurde der Titel eines
Profeſſors verliehen.

»„VNekrolog. Geſtorben der Landſchaftsmalex Prof.
Franz Xaver von Riedmüller, der 1829 zu Konftanz
Zeboren wurde. Er hatte ſeine Ausbildung bei Schirmer
in Karlsruhe erhalten. Der Großherzag von Baden er-
nannte ihn 1873 zum Hofmaler. Seine Landſchaften
zeugen von friſcher Unmittelbarkeit der Auffaſſung und
poetiſcher Empfindung. Er entnahm die Motive ſeiner
Gemälde den verſchiedenſten Gegenden Deutſchlands, der
Schweiz und Italiens. — In Wien iiſt der Horträt- und
Beiligenmaler Karl Schüller, 50 Jahre alt, geſtorben.
Er hatte unter Laufbenger und Eiſenmenger an Zer
Wiener Kunſtgewerbeſchule ſeine Studien gemacht. Be-
kannt iſt ſein Rubinſtein-Bildniß, das den Boſendorfer
Saal in Wien ſchmückt. — Zu Hampſtead bei London iſt
in ihrem 55 Lebensjahre die Malerin Kate Greena-
way geſtorben. Nach den deutſchen Kinderhumoriſten des
„Struwwelpeter“ und von „Max und Moritz', Hofmann
und Buſch, iſt kein Künſtlername, deſſen Werke das Leben
des Uindes zeigen, ſo populär geworden, wie der von Kate
Greenaway! Ißre vielen Kinderbücher, die aljährlich
den interuͤationalen Weihnachtsmarkt aller Welttheile
ſchmückten, erwarben ihr Freunde und Känfer bei allen


Gefchichts- und Genremaler Profeſſor F.. C £und,
z5 Jahre alt. Er ſchuf eine große Anzahl Gemälde,
u. J. die in der königl. Gemäldefammlung befindliche
„Epiſode der Schlacht bei Fredericia“, ferner die Schweden
auf Kronborg“ u. A. Sein Hauptwerk bilden die großen
Deckengemälde im Dom zu Wiborg

S

Preisausschreiben und Stiftungen.

* Berlin. Aus der Ernſt Keichenkeim-Stif-
tung für junge befähigte Maler aus den hoͤhexen
Semeftern dẽr aͤkademiſchen Hochſchule für die, bildenden
Künſte zu Berlin, wurden zwei Stipendien xon je 600 Mk.
ı) dem Maler Paul Hildebrandt aus Tuchel, 2) dem
Maler Hans Lindenſtädt aus Frankfurt a. O. für das
Jahr 1901/1902 verliehen.
 
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