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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 10
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Aus der Praxis
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Kunst- und Künstlervereine
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Vom Kunstmarkt
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Yir. 10


Drittel ihres Durchmeſſers zuſammengepreßt und das Kopt-
oxyl iſt fertig. Man iſt mithin im Stande, von Koptoryl
viel dünnere Platten zu verwenden, als bisher bei dem
natürlichen Material möglich war. Becht originell iſt die
künſtleriſche Verzierung und Muſterung des Koptoxvls.
Die mit Ausſchnittſägen hergeſtellten Ornamentirungen
werden unter hohem Bruck in die weichen Koptoxylplatten
hineingepreßt und verbinden ſich dadurch innig mit dieſen.
Ebenſo reizvoll geſtaltet ſich die Verzierung bei geringem
Druck, das Ornament erſcheint dann als Flachrelief.
*Berlin. Wegen unbefugter Nachbildung aus
der Pariſer Wochenſchrift „La vie illustrée“ verhandelte
kürzlich die ?. Strafkammer des Landgerichts L gegen die
inzwiſchen eingegangene hieſige Zeitſchrift „Reporter“.
Eins der entlehnten Bilder, „die Hände des Präſidenten
Krüger“ darſtellend, war auf mechaniſchem Wege nach-

gebildet worden, bei zwei anderen — „Präſident Loubet
und General Brugere auf dem Anſtande“ und „Der Prä-
ſdent und der General im Geſpräch“ — hatte ein Zeichner

nach dem Vorbilde beſondere Bilder mit kleinen Ab-
weichungen und Aenderungen hergeſtellt. Der Angeklagte
gab dieſe Thatſachen zu, behauptete aber, in gutem
Glauben gehandelt zu haben. Der Staatsanwalt beantragte
150 M. Geldſtrafe. Der Gerichtshof erkannte aber nach
den vom Vertheidiger geltend gemachten Geſichtspunkten,
namentlich auch, weil die in der franzöſiſchen Geſetzgebung
vorausgeſetzte Niederlegung in 3 Exemplaren nicht nach-
weisbar ſei, auf Freiſprechung des Angeklagten.

S
kunst · und Rünstlervereine.

»Lübeck. Der Derein von Aunſtfreunden be-
ſchäftigte ſich in ſeiner letzten Verſammluug mit „Maß-
nahmen zur Erhaltung des Stadtbildes“. Gerügt wurde
die Verunſtaltung mancher Stadttheile durch die Beklame-
ſchilder und Anpreiſungen, die, in ſchreienden Farben her-
geſtellt, geradezu häßlich wirken. Bezüglich der Prä-
miirung von Veubauten, zu welchem Zweck der Staat
jährlich 5000 Mk. ausſetzen ſoll, beſchloß man, die Vor-
ſtädte davon auszuſchließen, auch ſoll die Prämie dem
Bauherrn, nicht dem Architekten zuerkannt werden.
Prämiirt die Jury in einem Jahre keinen Bau, ſo iſt der
Betrag für ſpätere Jahre zurückzuſtellen.

*Barmen. Am 23. Januar hielt der Aunſtverein
ſeine diesjährige Generalverſammlung ab. Die Mit-
gliederzahl beläuft ſich auf 1222 Perſonen. Durch die
Ueberſiedelung des Vereins in ſeine eigenen, zweckmäßig
und vornehm-behaglich eingerichteten Räume in der Ruhmes-
halle, durch die nunmehr leichte Zugänglichkeit der Ge-
mäldeſammlung, durch die ſtändige, immer Veues bietende
Kunſtausſtellung hat ſich der Verkehr bedeutend gehoben.
Yn Lapitalſtiftungen ſtiftete die verſtorbene Wittwe des
früheren Vereinsvorſitzenden Emil Blank und Herr Fr.
Wilh. Lohmann je 10000 ME, außerdem iſt aus dem
Vachlaſſe von Hermann v. Lohr ein Kapital von 2000 Mk.
zu erwarten. Die Gemäldeſammlung wurde durch zwei
werthvolle Geſchenke bereichert; Frau Blank überwies dem
verein das große Hiſtorienbild „Paulus predigt zum erſten
Mal in Rom“ von Profeſſor Baur, und Herr Karl Tölle
ſchenkte ein Bismarck-Porträt von Lenbach.

*Düſſeldorf. Kunſtverein für die Khein-
lande und Weſtfalen. Die Mitglieder werden in
dieſem Jahre zwei Prämien erhalten, im Frühjahre das
illuſtrirte Prachtwerk „Ein Jahrhundert Düſſeldorfer Kunſt“
und im Herbſte eine Gravüre nach Dautiers Gemälde
„Am Brunnen“. Seine Verlooſungsankäufe wird der
Derein diesmal auf der in Düſſeldorf ſtattfindenden großen
deutſchnationalen Kunſtausſtellung bewirken.

- München. Die Deutſche Geſellſchaft zur
Beförderung rationeller Malverfahren (e. V.)
hielt am 12. Januar im Uunſtgewerbehauſe ihre General-
verſammlung ab. Ueber die Thätigkeit des Vereins im
vergangenen Jahre verbreitete ſich der erſte Schriftführer,
Prof. Dr. Büttner Pfänner v. Thal, der beſonders her-
vorhob, daß die techniſche Verſuchsanſtalt des Vereins eine
große Anzahl von Fragen, von gerichtlichen und anderen
Gutachten zu erledigen hatte. Die techniſche Kommiſſion

hat die vor mehreren Jahren aufgeſtellte Skala der
Normal⸗Farben weiter ausgearbeitet und Hr. Dr. Munkert
wird darüber demnächſt eine umfaſſende Schrift heraus-
geben; ferner ſollen die einzelnen Farben der Skala jetzt
nach dem Spektrum feſtgeſtellt werden, wozu ſich Profeſſor
Dr. Baehlmann bereit erklärt hat. Sein HBauptaugenmerk
hat der Derein in letzter Zeit beſonders darauf gerichtet,
ſeine an Vorzüglichkeit und Vollkommenheit einzig da-
ſtehende Farbenſammlung, die mit einem Koſtenaufwande
von ca. 16000 Mk. innerhalb 20 Jahren angelegt worden
iſt, in geeigneten Räumen aufzuſtellen. Die Mitglieder-
zahl des Vereins iſt im Vorjahre um das Dreifache ge-
wachſen. Die Einnahmen des Dereins beliefen ſich auf
ca. 4000 Mk.

$

Uom Kunstmarkt,

* Dresden. Die Kal. Gemäldegallerie hat das Ge-
mälde „Die apokalyptiſchen Reiter“ von Arnold Böcklin
aus der Sammlung Seeger in Berlin für 38000 Mk. an-
gekauft. Dieſer Ankauf war eine Nothwendigkeit, da
Böcklin in der Kgl. Gemäldeſammlung bis jetzt nur mit
ſeinem „Frühlingsreigen“, einem ſeine Eigenart nur wenig
zeigenden Bilde, vertreten war.

»Wien. Eine 10000 Blätter ſtarke Privatſammlung
von Porträts namhafter Aerzte und Naturforſcher iſt vom
Kupferftich - Kabinet der Wiener Hofbibliothek erworben
worden.

»Wien. Die Baron Widerhoferſche Kunſt-
ſammlung gelangt am 18. Februar durch die Kunfthand-
lung Hirſchler zur öffentlichen Verſteigerung. Die
Sammlung, zumeiſt Gemälde, umfaßt beiläufig 200 Objekte.
Von alten Meiſtern ſeien genannt: A. Bloemaert, Pieter
Breughel d. A., A. Canaletto, Caravaggio, Guercino,
v. Dyck, F. Guardi, Hamilton, v. d. Helſt, A. Janſſens,
M. Mierevelt, Molenaer, Moreelſe, v. d. Neer, Aetſcher,
Oſtade, B. Peters, Ravenſtyn, Guido Reni, Cornelius und
Hermann Saftleben, Teniers d. J., v. d. Velde, Zorgh
u. v. A. der holländiſchen, italieniſchen und niederländiſchen
Schule.

»Paris. Die Verſteigerung der Hapaſchiſchen
kollektion alter japaniſcher und chineſiſcher Kunſt
hatte als Ergebniß die Summe von 100579 Frs. Im
durchſchnitt waren die vom Experten geforderten Preiſe
überſchritten worden, und namentlich der Verkauf der
Bronzen, des Porzellans und der „Vetſukos“ verlief ſehr
lebendig. Unter den Bronzen erzielten chineſiſche Ritual-
vaſen, Trinkgefäße u. ſ. w. aus dem 12. bis 3. Jahr v. Chr.
Preiſe von 3100, 3900, 3100, 7100 Frs., ſolche aus nach-
chriſtlicher Zeit 620 bis 5000 Frs. Die japaniſchen Bronzen
gingen mit 500 bis 1000 Frs. ab. Unter den „Inrös“
erreichten einzelne Stücke von Ritſuo 1000, 1150, 1400 Frs.
Eine Reihe von Kämmen aus Elfenbein, Schildpatt u. ſ. w.
wurden bis auf 300 Frs. pro Stück getrieben. Bei den
Töpfereien waren die höchſten Preiſe 700 bis 1000 Frs.

Paris. Unter den Kunſtverſteigerungen der letzten
Wochen ſind diejenigen der Sammlungen Lataſte und
Laſalle nervorzuheben. Erſtere brachte 210600 Frs. für
35 Gemälde neuerer Meiſter, von denen zu nennen ſind:
Corot „Fluß“ 12200, Weiher am Morgen“ 7000, „Fiſcher“
7800. Daubigny „Aufhorchender Hirſch“ 19200, „Brücke
bei Mantls“ 3100. Decamps „Im Orient“ 7000, „Selbſt-
bildniß“ 2300. Diaz „Im Waſd“ 11200. Dupré „Fluß“


bei der Ebbe“ 2000. Ziem „Am Morgen“ 10500, „Abend
am Kanal Grande in Denedig“ 23500 rs. — Die Samm-
lung Laſalle brachte 692000 Frs. für 386 Nummern:
alte und neue Gemälde, Zeichnungen, Porzellan, Fayenzen,
Bronzen. Möbel, Gobelins. Beſonders Altmeißen war
glänzend vertreten.

* Rom. Für den heutigen ſchwunghaften italieniſchen
Kunſtſchmuggel bieten die Berichte des Generaldirektors
der Alterthümer zu Rom koſtbares Material. Denn zu
ſeinen Amtspflichten gehört auch die gerichtliche Verfolgung
jedes unberechtigten Derkaufs von Kunſtwerken. Aus dem
neueſten Bericht über das erſte Halbjahr 1901 ſeien einige
intereſſante Einzelheiten mitgetheilt. Ein Mitglied der
 
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