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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 17
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Pudor, Heinrich: Die Karlsruher-Jubiläums-Ausstellung
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0304

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Vr. 17

Künftler. Von anderen Ausſtellungen ſind bereits
die ausgeſtellten Werke von Wrba (München),
A. volkmann (Bom), Franz Stuck, Karl Merz,
J. Limburg (Bom), Mar Klinger, A. Hildebrand u.
a. bekannt. Auch Fritz Klimſch (Charlottenburg) hat
mehrere reizvolle, nur etwas nippesartig wirkende
Statuetten geſchickt.

Runſtchronik.

»Berlin. Durch eine Anzahl von Zeitungen iſt die
Nachricht gegangen, daß in Künſtlerkreiſen der Gedanke
der Errichtung eines Neubaues für ein großes Kunſt-
ausſtellungsgebäude, welches auch anderen Zwecken
dienſtbar gemacht werden könnte, verfolgt wird. Das iſt
durchaus irrig, da man ſich im Gegentheil dahin ſchlüſſig
geworden iſt, daß die Erhaltung der jetzigen Ausſtellungs-
anlage den Anforderungen der Künſtlerſchaft am meiſten
entſpricht. — Das Beethoven-Modell von Max Klinger,
das gegenwärtig in der Sezeſſion-Ausſtellung ſeinen Platz
erhalten hat, iſt in Berliner Künſtlerkreiſen ſchon ſeit
längerer Zeit bekannt, und es wird daran erinnert, daß
dieſe Arbeit bereits vor Jahren auf der großen Berliner
kunſtausſtellung zurückgewieſen worden iſt.

»Berlin. Eine kleine Gemäldegallerie, beſtehend
aus 16 Gelbildern, hat der verſtorb. Prof. G. Schauer
teſtamentariſch der Stadtgemeinde überwieſen. Unter den
Gemälden befinden ſich Arbeiten von Meyerheim, Bennewitz
v. Löfen d. A., I. Schloeſſer, Schauer, Amberg, Plockhorſt,
Ernſt Hildebrandt, Wenglein, Th. Weber und Chr. Kröner.
Von Breitbach ſind Kopien dabei, ein Murillo mit dem
Chriſtuskind und das ſchlafende Chriſtuskind nach Baffael.
Ein Theil der Bilder ſoll zur Ausſchmückung der ſtädtiſchen
Krankenanſtalten und Kapellen dienen.

Breslau. Dom Provinzial-Ausſchuß. Die
in Anregung gebrachte künſtlerifche Ausſchmückung
der Waͤndflächen des kleinen Sitzungsſaales im Landes-
hauſe, deren Koſten ſich etwa auf 10000 Mk. belaufen
würden, wurde abgelehnt, es ſollen aber die Mittel zur
Beſchaffung eines Bildes Friedrichs des Großen für
dieſen Saal von dem Provinziallandtage erbeten werden.
Aus dem Stipendienfonds zur Förderung des Kunſt-
gewerbes wurden 2 Schüler der hiefigen Kunſt- und
T(unſtgewerbeſchule mit Beihülfen von je 200 Mtk. für das
Sommerſemeſter bedacht.

* Dresden. Die Gruppe „Zwei Mütter“ von Prof.
B. Epler, welche die Stadt aus den Mitteln der Günz-
ſtiftung behufs Ausführung in Bronze ankaufte, iſt jetzt in
den Anlagen der Bürgerwieſe aufgeſtellt worden. Sie ſtellt
eine Szene aus der Sintfluth dar: Eine Mutter hat ſich mit
ihrem Kindlein auf einen wellenumtoſten Felsblock gerettet.
Eine mächtige Tigerin, ihr Junges in den Zähnen haltend,
verſucht die verzweifelnd abwehrende junge Mutter von
der ſchmalen Zufluchtsſtätte zu verdrängen.

»Hamburg. Der Senat hat bei der Bürgerſchaft
beantragt, daß für die Vebenarbeiten, welche mit der Her-
ſtellung des für den großen Rathhausſaal vorgeſehenen
Gemäldeſchmuckes verbunden ſind, der Betrag von 22 000MF.
bewilligt und zur Verfügung der Kommiſſion geſtellt, ſowie
daß der bewilligte Betrag in das Budget des Jahres 1902
nachträglich eingeſtellt werde.

* Karlsruhe . Auf ſeinen Studienreiſen an der
unteren Donau hat Herr Maler Fikentſcher zahlreiche
ſiebenbürgiſch⸗- ſächſiſche und ſiebenbürgiſch- rumäniſche
Bauernſtickereien und Töpfereien geſammelt und
dieſe dem hieſigen Kunſtgewerbemuſeum zur Aus-
ſtellung überlaſſen. Beſondere Beachtung verdienen die
mannigfachen Leinenſtickereien, unter denen ſich namentlich


kleinere Schrankdecken, gewebte Handtücher und Bänder,
ſowie einzelne Koſtümſtücke befinden. Bis Ende Mai waren
auch noch die Werke des verſtorbenen Direktors Götz im
Aunſtgewerbemuſeum ausgeſtellt.

* Köln. Der Dombauverein beabſichtigt eine Wieder-
herſtellung der alten Fenſter aus gebranntem Glaſe im


* Seipzig. Ein neues plaſtiſches Werk Max Klingers
iſt eine Büſte von Nietzſche, die gegenwärtig in Paris im
Auftrage des Künſtlers gegoſſen wird.

*London. Auguſte Rodin, der berühmte fran-
zöſiſche Bildhauer, weilte hier einige Tage bei dem Bild-
hauer John Tweed. Ihm zu Ehren fand ein glänzendes
Bankett ſtatt. Unter den zweihundert Theilnenmern fah
man die Maler Veil Whiſtler, John S. Sargent, Alma
Tadema, Legros u. A.

*Maifand. Die von dem deutſchen Forſcher Dr.
Müller-Walde im alten Kaftell der Sforza entdeckte, von
Lionardo da Pinci einſt ausgeführte dekorative Dar-
ſtellung der Decke eines Saales wurde von dem jungen
Maler Erneſto Rusca kürzlich wiederhergeſtellt. Auf dieſen
Saal „dalle Asse im Erdgeſchoß des Thurmes jenes
Uaſtells hatte vor Jahren zuerſt der hieſige Architekt
Beltrame auf Grund ſorgfältiger Archiv-Forſchungen auf-
merkſam gemacht. Müller⸗Walde fand darauf die Fragmente
der Malereien unter einer weißen Tünche, und die Koften
* Wiederherſtellung trug der Mailänder Advokat Pietro

olpi.

»München. Die ſchadhaft gewordenen Fresken
am Maximilianeum ſollen in Glasmoſaik erneuert
werden. Im Ganzen ſind es fünf Bilder: Stiftung des
Uloſters und Bitterhauſes Ettal durch Kaiſer Ludwig den
Bayer von Piloty (Mittelbild), Stiftung der Univerſität
Ingolſtadt durch Herzog Ludwig den Keichen von Piloty,
Sängerkrieg auf der Wartburg von Piloty, Hausvertrag
zu Pavia von Echter und Vertreibung der Türken vor
wien 1683 von Feodor Dietz. Für die Ausführung iſt die
heimiſche Glasmoſaikanſtalt von Rauecker in Ausſicht ge-
nommen.

»Keutlingen. Für die Wiederherſtellung der
alten Wandgemälde im Schiff der hieſigen Marien-
kirche wurde ein Staatsbeitrag von 400 Mk. bewilligt.
Die Geſammtkoſten belaufen ſich auf 850 Mk., wovon der
verein für chriſtliche Kunft in Stuttgart bereits 450 Mk.
zur Verfügung geſtellt hat.

Kiga. Das ſchon vor 25 Jahren geplante Kunſt-
muſeum ſoll endlich errichtet werden; eine Bauſumme
von 230000 Rubel ſteht zur Verfügung. In der vor
25 Jahren ausgeſchriebenen Konkurrenz um Entwürfe hatte
R. Speer-Berlin den L. Preis, C. Walter-Stuttgart den
ILI. Preis erhalten.

»Wien. Eine Kunſtdebatte im Berrenhauſe.
In einer der letzten Sitzungen des Budgetausſchuſſes des
öſterreichiſchen Herrenhauſes ſprach bei dem Kapitel des
Unterrichtsminiſters Graf Montecucoli ſehr ſcharf gegen
die Sezeſſion und gegen die Unterſtützung dieſer Kunſt-
richtuns durch das Ünterrichtsminiſterium Der Redner
fand dieſe Bichtung ungeſund und verderbt. Es ſei eine
kranfhafte Geſchmacksentwicklung. Namentlich zeige ſich
das in den Bildern Klimts, in der Philoſophie und der
Medizin, und vor Allem in den die Sittlichkeit tief ver-
letzenden (h Gemälden, die gelegentlich der gegenwärtigen
Ausſtellung von Klingers Beethoven von Klimt ausgeſtellt
worden ſéien. Das Unterrichtsminiſterium ſolle eine der-
artige Kunſt in keiner Weife unterſtützen, ſondern Alles
aufbieten, um dieſe Richtung einzudänimen. Selbſt der
Beethoven von Klinger fei eine ganz mißglückte plaſtiſche
Schöpfung. In aͤhnlicher Weiſe aͤußerte ſich Graf Monte-
cucoli über Chriſtus im Olymp, den das Unterrichts-
miniſterium ebenſo wie die Philoſophie und die Medizin
aus ſtaatlichen Mitteln angekauft habe. Durch ſolche An-
käufe werde die Sezeſſion gewiſſermaßen zur offtziellen
öſterreichiſchen Kunſt geſtempeit. Miniſter Hartel erwiderte:
Die Gemäide Chriſtus im Olymp und das Urtheil des
Paris von Klinger ſeien nicht mit ſtaatlichen Geldern an-
Zekauft, ſondern Stiftungen von Aunſtfreunden für eine
in Wien projektirte moderne Gallerie. Wenn vom Unter-
richtsminiſter gefordert werde, daß er auf die Entwickluns
einer Kunſtrichtung einen direkten Einfluß nehmen ſolle,
ſo müſſe er dies ablehnen. Es läge weder in ſeiner Macht,
noch hielte er es für richtig, die freie Entwicklung der
Kunft zu hemmen. Wenn die Moderne wirklich ſo ſchädlich
 
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