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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 21
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Paris: Internat. Holzschnittausstellung 1902
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Zur Kunstpflege in Bayern
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Kunstchronik
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Kunsthistorisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0377

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Vr. 21


der unterſten Bedienſteten werde man ſicher noch wo anders
finden. . Abg. Wagner (lib) erklärte, die Ablennung ent-
behre der objektiven Würdigung; das ſei die Politik der
Nadelſtiche, wobei aber den Schmerz nicht Diejenigen
ſpüren, gegen welche ſie gerichtet ſind. Abg. Fränk er-
klärte, es ſei das Jecht der Abgeordneten, aus politiſchen
Gründen die zum Staatsbetrieb nicht abſolut nöthigen Aus-
gaben abzulehnen. Es half aber alles nichts, die 100 000 Mk.
wurden mit denſelben Stimmen wie oben abgelehnt.

Dabei frug Abg. Dr. v. Daller, ob es wahr fei, daß
bei Abhaltung der Kunſtgewerbeausſtellung im Glaspalaft
die Abhaltung von internationalen Kunſtausſtellungen in
München auf drei Jahre hinans unmöglich gemacht werde,
wodurch München als Kunſtſtadt ſchwer“ beeinträchtigt
werde. Staatsrath v. Schraut erklärte, darüber keine Aus-
kunft geben zu können, weil der Glaspalaſt zum Miniſterinm
des Innern gehöre... Auf die Menferungen in jener denk-
würdigen Sitzung, die nicht etwa in Bückeburg oder Greiz,
ſondern in München ſtattfand, wird man in anderen
Ländern wohl ausrufen: Wir Barbaren ſind doch frei-
gebigere Leute!

Runſtchronik.

* Baden-Baden. Das hieſige Atelier Joſef von
kopfs iſt vom Künſtler ſelbſt zu einem Plaſtik-Muſeum
umgeſtaltet und dem Großherzog als Geſchenk angeboten
worden. Profeſſor von Kopf hat im Laufe ſeines Lebens
eine große Reihe von Fürſten, Diplomaten, Gelehrten,
modellirt, die hier ſämmtlich zu ſehen ſind. Dazu kommen
Porträtreliefs und ideale Schoͤpfungen; im Ganzen ſind es
gegen 180 Werke.

* Berlin. Der künſtleriſche Schmuck im Sitzungsſaale
des Ahgeordnetenhauſes wird 3. 5. von Brof Loch
ausgeführt. Es ſind maleriſche Anſichten aus den ver-
ſchiedenen preußiſchen Provinzen Bildneriſch treten zwei
Statuen Becht“ und „Geſetz' von Ad. Brütt hinzu.

* Düffeldorf. Das von X Settegaſt (} 1890) vor
vielen Jahren geſchaffene Altax-Fresko „Krenzigung Chriſti“
in der Maxkirche ſoll vom Hiſtorienmaler H. Vüttgens,
einem Schüler Ed. von Gebhardts, reſtaurirt werden.

* Kopenhagen. Die Vy Carlsberg-Glyptotek
iſt kürzlich abermals durch zahireiche Arbeiten von Con-
ſtantin Meunier bereichert worden.

* Rom. Auf Anregung des Präſidenten der Harvard-
Univerſität, Elliot, des bekannten deutſch⸗amerikaniſchen
Ztaatsmannes Carl Schurz und des geldgewaltigen
J. Hierpont Morgan ſoll hier ein amerikaniſchẽs Rational-
inſtitut zum Studium der Baukunſt, Malerei und Bild-
hanerei errichtet werden. Ein ähuliches Inſtitut wird
ferner in Paris ſubventionirt werden, wofür Miß Smedley
das Grundkapital ſpendet.

* Wafhington. Der ruſſiſche Schlachtenmaler We-
reſtſchagin weilt zur Zeit in Fort Myer bei Waſhington,
wo Präſident Rooſevelt ihm ein Atelier hat herrichten
laſſen. Dort iſt er mit einem Bilde der Schlacht bei San
Juan Hill beſchäftigt. In derſelben war der damalige
Oberſt Rooſevelt anweſend. Die demokratiſche Auffaſſung
leidet es freilich nicht, ihn in den Mittelpunkt zu ſtellen.
Zwar iſt er der einzige Mann zu Pferde, aber dafür iſt
er in der künſtleriſchen Kompoſition ſoweit zurückgedrängt,
daß er ſie durchaus nicht beherrſcht Ein Theil von San
Juan Hill bildet den Hintergrund, und oben in der Ferne
erklimmen die Soldaten unter Gberſt Rooſevelts Befehl
den Gipfel.

* Wien. In der kürzlichen Sitzung der Hernalſer
Bezirksvertretung kam das Projekt, auf dem Platze der
früheren Hernalferlinte eine volksoper zu errichten, zur
Sprache. Die Bezirksvertretung erklärte ſich bereit, den
genannten Platz zu dem erwähnten Zwecke zu überlaſſen.
— Wie bekannt wird, hat der greife Privatier Ludwig
Reithoffer einen Theil ſeiner werthvollen Gemäldeſammlung
der im Entſtehen begriffenen modernen Gallerie in
Wien gewidmet. Die der Gallerie zugedachten 26 Kunft-

ſchöpfungen dürften insgeſammt einen Werth von mindeſtens
160000 K. repräſentiren. Es ſind Bilder darunter von
Waldmüller, Gauermann, Caſſaert, Jacque, Verboeckhoven,
H Bürkel, R. Ruß, Guillemin, K. Becker, Pettenkofen,
Munkacſy u. a.

S

Runsthistorisches.

. Deuilhland.

* Dresden. In Ofchab fand man kürzlich gothiſche
Wandgemälde, Fresken, im alten Archidiakonatshauſe bei
der Erweiterung von vier Fenſteröffnungen in der ehe-
maligen Eliſabethkapelle. Das Haus, eines der älteſten
Gebäude der Stadt, befand ſich bereits im erſten Viertel
des 14. Jahrhunderts im Befitze zweier Bitterfamilien.
Die Kapelle war anfänglich dem heiligen Leichnam und
Blute Chriſti gewidmet und erhielt ſßäter den Namen
Eliſabethkapelle. Die bisher aufgefundenen Fresken ſind
Reſte von acht Geſtalten in etwa halber Lebensgröße.

* Kayfersberg. Unſer altes Beichsſtädſchen wird
demnächſt um eine Sehenswürdigkeit ärmer werden: den
prachtvollen vielbewunderten Renaiſſancekamin des
Hauſes No. 59 in der Langſtraße. Er ſoll nämlich aus-
gehohen werden, um die Hohkönigsburg zu ſchmücken.

* Koblenz. Jüngſt wurden auf dem Speicher des
Pfarrhauſes, einem der älteſten Gebäude der Stadt,
zwei große beſchädigte Gelgemälde gefunden. Bei
Unterſuchung der Gemälde ſtellte ſich hecaus, daß es ſich
um Werke des 1292 geſtorbenen Malers Januarius
Zick handelte, darſtellend die Derurtheilung Jeſu durch
Pilatus und eine Grablegung. Die Letztere, aus deni
Jahre 1222 ſtammend, trägt die Aufſchrift eines ſpäteren
Zeitgenoſſen Zicks, aus der ſich ergiebt, daß ſich deſſen
Selbſtporträt auf dem Gemälde befindet.

*Ulm. Die Sammlung des Gewerbemuſeums hat
eine Neuordnung erfahren, der ein Katalog demnächſt
folgen ſoll. Sie enthält eine Menge alter und neuer Ulmer
Kunſt (Schränke, Tiſche, Bilder, Oefen, Schmuckwaaren),
die in ſtilvollen Bäumen, in Bokoko- und Empirezimmer,
in Zunft- und Bauernſtube untergebracht ſind. Das pracht-
volle Renaiſſancegetäfel an Thüren und Decken aus dem
Anfang des 17. Jahrhunderts gehört zum Schönſten, was
in dieſer Art in einer deutſchen Stadt zu ſehen iſt.

2. Ausland.

»Eſte. Ein Archäologiſches Muſeum wurde
hier am 6. Juli eröffnet. In der vorrömiſchen Epoche
war Eſte die Nekropolis der Veneter; deshalb lieferten
Ausgrabungen dem Muſenm ſehr reiche Ausbeute. Man
fand Gräber aus dem 8. Jahrhundert v. Chr.; die erſten
römiſchen Spuren waren nicht früher als im Jahre 148
v. Chr aufzuweiſen. Aus den Gegenſtänden, die man in
Grabdenkmälern fand, laſſen ſich Schlüſſe von Belang auf
die Entwickelung der Kunſt und Induſtrie der alten Veneter
ziehen; einige Urnen verrathen den feinſten dekorativen
Sinn, ebenſo Vaſen, die in allen Formen und jeder Farben-
gebung vertreten ſind. Im Ganzen hat man 2641 Grab-
denkmäler und 8000 ſonſtige Gegenſtände zuſammengebracht.

* Kairo. An Stelle des alten Gizeh-Muſenms
hat man ein neues Muſeumsgebäude errichtet. Die Arbeit
der Ueberführung der ägyptiſchen Alterthümer leitet z. Zt.
Profeſſor Maſpero. ;

Condon. Der kürzlich verſtorbene Lord Cheylesmore
hat ſeine Sammlung ensliſcher Mezzotint-⸗Portraͤts dem
britiſchen Muſeum vermacht. Es iſt dies die größte Privat-
ſammlung dieſer Art, die faſt 14000 Nummern zählt.

* Rom. Das italieniſche Miniſterium des öffentlichen.
Unterrichts hat in einem jüngſt ergangenen Erlaſſe den
freien Zutritt zu den ſtaatlichen Muſeen, Gallerien,
Ausgrabungen und Denkmälern durch neue läſtige Be-
ſtimmungen geregelt. Anſpruch auf freien Zutritt haben:
ı. die Künſtler, 2. die Profeſſoren der Archäologie, Ge-
ſchichte, Literatur und Kunſtgeſchichte, 3. die Studirenden
der archäologiſchen, hiſtoriſchen und Aunſtinſtitute der
philologiſchen und philoſophiſchen Fakultäten und der
Ingenieurſchulen. Den Gefuchen um jene Pergünſtigung
 
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