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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 18
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Dworaczek, Wilhelm: Wiener Kunstbrief: XXIX. Jahresausstellung im Wiener Künstlerhaus
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Ein Fachverband des Kunstgewerbes
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Gustav, Leopold: Münchener Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0321

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VLr. 18


träts von Léon Bonnat, Leon Frangois Comerre, Bes-
nard, Jules Lefebvre, F. D. Bridgman in Paris be-
ſonders zu nennen. Unter den franzöſiſchen Landſchaftern
ſtehen H. S. Bisbing, Horton, Eugone Dail, Dannat,
weeks, Chierot, Troncy u. A. im vordergrund.
Julius L. Stewart in paris hat ein paar Nymphen-
bilder voll koloriſtiſcher Vorzüge ausgeſtellt. Guillaume
Dubufe's „Haus der heiligen Jungfrau“ iſt trotz der
Größe des Formats ſehr fein in der Farbe und wirkt
ſympathiſch. Sonſt erheben ſich Genre— und Hiſtorienbild
raum über das Mittelgut anſtöndiger Galleriebilder. Wir
müſſen uns daher ein näheres Eingehen auf die einzelnen
Erſcheinungen des Raummangels halber leider verſagen.
Beſonders erwähnt ſeien nur die Bilder des Amerikaners
George Hitſchcock, der eine ſo wunderſame Uunſt beſitzt,
eine Frauengeſtalt mitten unter Blumen zu ſtellen und
einen wundervollen Geſammtakkord zu finden. Ich habe
das ſchon öfters an ihm bewundert, und die poetiſche und
diskrete Kraft, mit welcher Hitſchcocks Art immer wieder
von Veuem packt, flößt Achtung vor dieſer echten Künftler-
natur ein. Er hat auch diesmal wieder, unter viel Tüch-
tigem und ſehr viel Mittelmäßigem, als eine der wenigen
bedeutſamen Aunſterſcheinungen auf mich gewirkt.

%.

Ein Fachperbanc
des Kunitgewerbes.

n einer Zeit, wo oft ſelbſt ganz nebenſächliche

Beziehungen und Neigungen den Anlaß zur

Gründung eines Vereins oder Verbands bieten,
nimmt es umſomehr Wunder, daß bisher das deutſche
kunſtgewerbe einer Pertretung ſeiner gemeinſamen wirth-
ſchaftlichen Intereſſen gänzlich entbehrt hat. Wohl giebt
es allenthalben wirthſchaftliche Vereinigungen der ver-
ſchiedenſten Gewerbe und Induſtrien, denen ſich Kunſt-
gewerbetreibende mit Dortheil angeſchloſſen haben; wohl
giebt es vielfach ſelbſt leiſtungsfähige Sonder-Verbände
einzelner Zweige des Kunſtgewerbes Indeſſen fehlte es
bis jetzt vollkommen an einem Derbande, welcher ſie alle
umfaßt, die ſämmtlichen Zweige auf dem weiten Gebiete
des Kunſtgewerbes.

Freilich findet man in einer Anzahl der größten
Städte ſchon längſt auch Uunſtgewerbe-Bereine. Dieſe
haben ſich aber durchaus andere Aufgaben geſtellt, als
diejenige, die wirthſchaftlichen Intereſſen der ſelbſtſtändigen
Uunſtgewerbetreibenden zu fördern. Die Geſchichte und
die Aeſthetik des Kunſtgewerbes ſind es, welche in den
Uunſtgewerbe-vereinen ihre Pflege finden. Und in der
Chat bietet ſich hier Stoff genug, um Vereinigungen von
großer Mitgliederzahl andauernd in ernſter Arbeit zu be-
ſchäftigen. Auch noch die Förderung der wirthſchaft-
lichen Intereſſen der zu ihren Mitgliedern zählenden
teunſtgewerbetreibenden in den Bereich ihrer Thätigkeit zu
ziehen, dazu muß ihnen Kraft und Zeit fehlen, denn die
Anforderungen an ihre Leiſtungsfähigkeit würden hier ins
Unendliche wachſen.

Die Gemeinſamkeit der Intereſſen aller Kunſtgewerbe-
treibenden der Induſtrie und des Bandels zu erkennen,
das war der allerneueſten Zeit vorbehalten geblieben.

wunderbar genug! Giebt es doch ſogenannte Intereſſen-
vertretungen ſchon wie Sand am Meer, und iſt doch die
wichtigkeit der Aufgaben, die dieſen trotz des Beſtehens
leiſtungsfähiger Handels- und Gewerbekammern zufallen,
längſt allſeitig anerkannt, wie auch der Handelsminiſter
Möller kürzlich betont hat. Endlich hat nun alſo auch das
Uunſtgewerbe ſeine Intereſſen-Vertretung begründet, indem
ſich zunächſt die erſten Berliner Firmen des Kunſtgewerbes
zu einem „Fachverband für die wirthſchaftlichen
Intereſſen des Kunſtgewerbes“ zuſammengeſchloſſen
haben.

Es braucht wohl nicht erſt geſagt zu werden, wie
große Dortheile ſich den Kunſtgewerbetreibenden dadurch
bieten müſſen, daß dieſelben ſich dem Fachverbande an-
ſchließen. Dieſer bezweckt nach S ſeiner Satzungen, „die
wirthſchaftlichen und handelspolitiſchen Intereſſen aller
Gruppen der Kunſtgewerbetreibenden, ſowohl der Induſtrie
als des Handels, zu vertreten und zu fördern.“ Hierzu
rechnet der Fachverband insbeſondere die Mitwirkung bei
Feſtſtellung der Etats für kunſtgewerbliche Anſtalten aller
Art, wie Fachſchulen, Muſeen u. ſ. w. bei Dergebung
öffentlicher Arbeiten und Berufung Sachverſtändiger, in
Ausſtellungsfragen, bei der Geſetzgebung auf dem Gebiete
des Urheberrechts, des Geſchmacks- Gebrauchsmuſter- und
Markenſchutzes u. ſ. w., in Zollfragen und bei Abſchluß
von Handelsverträgen. Es wird alſo hier die möglichſte
verbilligung des Rohmaterials und die Löſung der mannig-
faltigen anderen wichtigen Fragen aller intereſſirten Ge-
werbe, ſowie des ihnen naheſtehenden Handels erſtrebt.
Hiermit iſt aber der vorausſichtliche Nutzen für das einzelne
mitglied noch lange nicht erſchöpft; denn in diefem Fach-
verbande wird es, wie wohl in keinem anderen Vereine,
den Mitgliedern geboten, mit den erften Perſönlichkeiten
aus ihrem Induſtrie- oder Geſchäftszweige in nächſte Be-
rührung zu treten und von maßgebendſter Stelle jede Art
von fachmänniſcher Belehrung zu finden. Auch dürfte es
nicht zu unterſchätzen ſein, daß in Folge der allgemeinen
vielſeitigkeit der Gruppen, welche der Fachverband um-
ſchließt, ſich der Geſichtskreis jedes Mitgliedes in unge-
ahnter Weiſe erweitern wird, und zwar auf Gebieten, die
dem unſeren ganz nahe verwandt ſind. Beſteht der Fach-
verband zwar zunächſt nur in Berlin, ſo iſt es doch nur
eine Frage kurzer Zeit, daß er ſich über ganz Deutſchland
ausbreiten wird. Schon regt man ſich in München, dort
einen Zweigverein zu begründen.

Für den ſicheren Gang der Geſchäfte wird es auch
von Vortheil ſein, daß der Generalſekretär des Fachver-
bandes, Bruno Wolff-Beckh, ſich mit den Fragen des
Kunftgewerbes ſchon früher von den verſchiedenſten Ge-
ſichtspunkten aus beſchäftigt hat. Die Geſchäftsſtelle des
„Fachverbandes für die wirthſchaftlichen Intereſſen des
Uunſtgewerbes“ befindet ſich Berlin W., Leipzigerſtr. 13.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt nur 10 Mark jährlich.

S
Münchener Kunstschau.

(Derfpätet.)

er Kunftverein bietet in den letzten Wochen vor der Er-
öffnung des Glaspalaſtes erfahrungsgemäß qualitativ
nicht allzu viel. Immerhin darf aus den Bilderſerien
der letzten Zeit einiges dervorgehoben werden, ſo die zahl-
reichen Aquarelle eines mir bis jetzt nicht bekannten Ed.
 
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