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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 15
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Berliner Kunstschau
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0269

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Vr. 15


erſehnten Ziel in den Armen hält, iſt Defreggers dunkle
Farbengebung imitirt. In der unvollendeten, helltönig
bunten Allegorie der „Freude“ mit zarten knoſpigen
Uinderfigürchen erinnert man ſich F. A. von Aaulbachs.
Ein feines Bildchen iſt z. B. die ſchwarzhaarige „Nymphe
mit Amor“; für die Idee des bedrängten Konditorburſchen
ſcheint mir die Leinwand zu groß. Sonſt ſind noch ein
Paar farbenſatte Bauernköpfe und einige Stillleben da,
die, ohne apart zu wirken, dennoch nicht nach Jedermanns
Geſchmack gemalt ſind. Die Arbeiten von Volz repräſen-
tiren zumeiſt dekorative Entwürfe. Der Künſtler hat die
Bibellegende wie die antike Mythe auf einen volksthüm-
lichen Märchenton geſtimmt, und zu den ſchalkhaft-lieblichen
Geſtalten paßt auch die helle bunte Farbengebung. Eine
dunklere Interieurkompoſition iſt die Kinderpredigt in
einer italieniſchen Kirche; hier wirkt der Kontraſt der
lcindlichkeit und der Myſtik des Ortes eigenthümlich feier-
lich. Eine umfangreiche „Grablegung Chriſti“ erſcheint
noch unfertig roh.

Auch dem Andenken der beiden Ausländer J. Ch.
Cazin und Domenico Morelli wird durch je eine
Leinwand gehuldigt. Morellis auf hellgrünen Meeres-
wogen wandelnder Chriſtus im ziegelrothen Gewande ge-
hört zwar koloriſtiſch nicht zu den erfreulichſten Malwerken
des Italieners, aber der überſinnliche, ſtill verklärte Aus-
druck Chriſti feſſelt doch ungemein. Cazins hinter einem
Hauſe traurig ſchreitender Petrus ſcheint wie aus einem
alten Bilde von Giotto oder Maſaccio entlehnt; der herein-
brechende Abend erfüllt den eingehegten Garten mit tiefer
wehmüthiger Stimmung.

L. Klein-Diepold Gerlin) ſieht es in einigen gut
gemalten Bildniſſen, Bauerntypen und abendlichen Dorf-
anſichten auf kräftige Farbeneffekte ab. Freudige Zuſtimmung
findet beſonders Alfred Loges Gerlin) mit zahlreichen
zierlichen Naturausſchnitten märkiſcher und Harzgegenden,
nicht nur friſch und feinfühlig durchgeführten, ſondern
auch pikant beleuchteten winzigen Landſchaften. Die junge
Künftleraruppe „Berliner Mal al en DorLan E.
Hentſchel, Th. Elfert, offenbart ſcheinbar wieder einen
Rückgang zu gewiſſen Gepflogenheiten der alten Schule;
die Herren befleißigen ſich ſolider Mache, aber ſie ſind bei
ihrer Tendenz, die Natur zu vereinfachen und zu be-
ſchönigen, leider nicht frei von Manier.

Der Salon Schulte enthält dieſes Mal außerdem
Bilder von A. Harriſon (aris), Ed. kacziany (Budapeſt),
M. Rabes (Berlin), M. Lenz (wien), ferner Skulpturen
der Berliner Bildhauer Wernekinck und Hans Latt. In
den beiden Vorderräumen hat ſich eine höchſt feſſelnde
Sammlung von photographiſchen Gummidrucken Land-
ſchaften, Genre, Bildniſſe) der bekannten Amatenre Henne-
berg, Spitzer, Watzek in Wien und B. Kühn in Innsbruck
aufgethan.

S SOl

2

Runſtehronibk.

Tangermünde. Dom Geh. Baurath Möbius-
Magdeburg ſind Pläne zur Wiederherſtellung des Kapitel-
thurmes und des Gefängnißthurmes auf der „Burg“ ge-
ſchaffen worden. Die Ausführung geſchieht auf Befehl
des Kaifers und wird 32000 ME Koften verurſachen.

Braunſchweig. Für die Ausmalung der vor-
nehmſten Räume des Kathskellers iſt von der Bauͤ—
leitung auch eine Darſtellung der Bathhäuſer der alten
Weichbilder in Ausſicht genommen worden. — Die Aus-
malung des großen Saales, der in der Gewerbeſchule
für den Kunſtgewerbeverein reſervirt worden iſt, wurde.
dem Hofdekorationsmaler Guenſen übertragen.

»Leipzig. Eine Ehrung hat der Künſtlerverein
ſeinem Ehrenmitgliede Max Klinger in den Räumen des
Vereinshauſes in der Boſeſtraße bereitet. Eine große An-
zahl von Kunſtfreunden unſerer Stadt war zu einer Bee-
thoven-Feier Seitens des Vorſtands eingeladen worden, der
damit nachträglich das künſtleriſche Ereigniß der Vollendung
und Ausſtellung der Klingerſchen Beethoven-Statue feiern
wollte.

* Kölna. xRh. Im Kunſtgewerbemuſeum ſind zur
Zeit fünf große Chorfenſter ausgeſtellt, die von Graf Chiele-
Winkler für die Kirche in Kattowitz geſtiftet ſind. Sie ſind von
Landbauinſpektor Mettegang entworfen und in der Glas-
malereianſtalt von Beuter & Reichardt in Köln ausgeführt.
Sleichzeitig ſind die für die Kanzel derſelben Kirche von
Bildhauer Joſeph Fink hergeſtelllen Eichenfüllungen mit
den Balbfiguren der Evangeliſten zur Ausſtellung auf-
genommen.

* Speyer. Wie bekannt, hat der Landtag 120000 Mk.
für die Arbeiten in der Kaiſergruft unſeres Doms bewilligt
und in den nächſten Tagen wird mit den Bauarbeiten be-
gonnen werden. Die Pläne ſind vom Bauamte in Speyer
unter der Oherleitung der Herren Profeſſoren v. Schmidt,
Gabriel Seidl und des Oberbaurgths Stempel in München
gefertigt. Die Ausführung der Gruft wurde Herrn Bau-
meiſter L. Moos, der auch die Ausgrabungsarbeiten vor-
nahm, übertragen Die Steinſärge der Salier-Kaifer bleiben
unherührt liegen Als Steinmaterial wird rother und
weißer Sandſtein benutzt. Die den Gräbern entnommenen
Sehenswürdigkeiten, wie Kleider, Grabkronen, Ringe werden
an einem Platz im Dom zur Beſichtigung ausgeſtellt.

Aürnberg. Für das Germaßiſché Mufeum
angekauft wurde ein Werk von Gerard Terborch (1617 bis
1672), das ſich in franzöſiſchem Privatbeſitz befand Das
auf Leinwand gemalte, 58 cm hohe, 46 em breite Bild iſt
mit dem Monogramm des Künſtlers und der Jahreszahl
1658 ſignixt. Hargeſtellt iſt gegen einen dunkelgrauen
Eintergrund eine junge, vor einem Ciſche mit aufgeſchlagenem
Buche ſitzende Dame.

* Marienbad. Die Umgeſtaltung des benachbarten
Bades Königswart ſoll von dem Maler Olbrich-Darm-
ſtadt nach eigenen Ideen ausgeführt werden. Es ſollen
Hotels, Beſtaurants, Cafés, Theater, Kafıno, Konzertſäle,
Tanz- und Verſammlungsſäle, Ausſtellungs- und Unter?
Jaltungs-Etabliſſements, Wohnhäuſer, hydropatiſche An-
ſtalten errichtet werden.

* Wien. Zu Ehren Mar Klingers gab der be-
kannte Spekulant in Montanwerthen Herr Karl Wittgen-
ſtein ein glänzendes Bankett im „Grand Hotel“. Zugegen
war neben Mitgliedern der hieſigen Sezefſion“ u a. auch
der Untexrichtsminiſter von Hartel. Der fonſt ſo wortkarge
Alinger dankte in einer kurzen Anſprache. — Die Agitation
zur Gewinnung von Mitteln, die einen Ankauf des „Bee-
thoven“ ermöglichen, dauert ungeſchwächt fort. Der Stadt-
rath hat die Forderung von 20000 Kr. abgelehnt.

* Kopenhagen. In die Beihe der „ausgrabenden“
Mächte tritt jetzt auch Dänemark ein. wie das „Athenäum“
meldet, hat der Sultan ſeine Zuſtimmung zu den Aus-
grahungen ertheilt, die eine daͤnifche Erpedition auf der
Inſel Rhodos plant. Die Koften für diefe Unternehmung
werden aus dem Earlsberger Fonds gedeckt, mit andern
Worten, ſind von dem bekännten Beſitzer der Ny Karls-
berger Brauerei, Jacobſen, geſtiftet, der mit ſeinen Mitteln
ſchon mehrere Muſeen ganz nen gegründet und dem Staate
und der Stadt geſchenkt hat. Dié Expedition iſt unter die
Leitung von Dr. Blinkenberg, dem Archäologen, geſtellt
worden und wird Kopenhagen im Mai verlaffen. Die
kleine Stadt Lindos, an der NKordoſtküſte, bei der ſich zahl-
reiche Ruinen und alte Gebäude befinden, iſt zunächſt aus-
erſehen, als Mittelpunkt der Ausgrabungsarbeiten zu dienen.

S
 
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