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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 1
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Ziegler, Walter: Die Trockenstiftzeichnung
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Gustav, Leopold: VIII. Internat. Kunstausstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0013

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5

Grates iſt zu beachten, daß in der Längsrichtung der
Striche und möglichſt der Schnittrichtung entgegengeſetzt
der Schaber zu führen iſt.

Mit Kippelfeilen kann man eine größere Anzahl Feil-
ſtriche erzeugen, die ähnlichen Charakter zeigen wie der
geſchnittene Strich. Größere Tiefen ſind aber mit der
Feile nicht zu erreichen, und hat der ſo erzeugte Ton
immer etwas Graues. Gewiſſe Schleiftöne laſſen ſich auch
mit Trockenſtiftzeichnung verquicken.

Dem Drucken der Platten ſollte der Künſtler unbe-
dingt beiwohnen. Die zähe Druckfarbe hängt ſich kräftig
in die Vertiefungen und an die Seitenwände des Grates
an. Wird eine ſo eingeſchwärzte Platte mit dem Lappen
aufgetont, ſo zieht ſich die Farbe in jener Bichtung, in
welcher mit dem Lappen gewiſcht wird, über die Platte,
es ſteht alſo neben dem Striche eine verlaufende Dunkel-
heit. Mehr als bei jeder anderen Tiefdruckplatte kann
hier vom Drucker der Effekt beeinflußt werden.

* 2

Auch mit dem Schmirgelſtein kann gezeichnet
werden. Man bereitet ihn ſelbſt, indem man aus ſehr
feinem Schmirgel oder beſſer aus feinſtem Karborundum-
pulver mit Thon eine Maſſe knetet, aus der man mit der
Laubſäge kurze Stifte ſchneidet. Dieſen ſchleift man eine
rundliche Spitze an. Ein Bleiſtifthalter dient zur
Aufnahme.

Da der Stift aus winzig kleinen, diamantharten
Körnchen beſteht, ſo wird auf der Platte ein Strich er-
zeugt, der aus einer Anzahl ſehr feiner Linien zuſammen-
geſetzt iſt. Es reſultirt ein graudruckender, weicher Strich
bezw. Ton, der dem Blatte das Ausſehen einer Bleiſtift-
zeichnung verleiht. Man iſt mit dieſer Technik im Stande,
faſt ſo bequem wie mit Bleiſtift auf Papier zu arbeiten.
In einer tonig zugeſtrichenen Fläche laſſen ſich leicht
zeichnend Lichter ſchaffen. Der Polierſtahl vertritt auch
hier den Radiergummi. Der Schmirgelſtein läßt ſich, bei
Abnutzung, auf Schmirgelpapier wieder nachſchärfen.

Natürlich ſind Zeichnungen mit Schmirgelſtein beim
Drucken ſehr vorſichtig zu behandeln, da der erzeugte Grat
ſehr dünn iſt und ſich bald abnutzt. Vortheilhaft iſt daher,
ihn in Verbindung mit der Schneidnadel und dem Zeichen-

diamant zu benutzen.

* *
*

Am Schluſſe dieſes Kapitels beſpricht Ziegler noch die
Trockenſtiftzeichnung auf ı mm dicken Gelatineplatten,
die weiß zu färben und mit einer ſehr ſcharf geſchliffenen
Schneidnadel zu behandeln ſind, und endlich auf wenigſtens
ı mm dicken Celluloadplatten. Letzteres Material kann
durchſcheinend gewählt werden, was für die Pauſe der
Zeichnung angenehm iſt; es hat gegenüber der Gelatine-
platte noch den Vorzug, daß es weicher und gegen Feuchtig-
teit unempfindlich iſt. Mit beiden Materialien aber läßt.
ſich nur eine beſchränkte Anzahl guter Drucke erzielen.

Gelatine darf weder mit der bloßen Hand berührt, noch
behaucht werden. Auch iſt eine Korrektur bei dieſem Material
faſt ausgeſchloſſen; höchſtens läßt ſich mit einem gut ab-
gezogenen Schaber ein Schnittgrat behutſam fortſchaben.
Um die fortſchreitende Arbeit beurtheilen zu können, reibe
man mit größter Vorſicht ſehr dünne Einreibeſchwärze, die
mit etwas Klauenfett geſchmeidig gemacht iſt und mit
einem ſehr weichen Leinenlappen aufgeſtrichen wird, über-
die Fläche. Gedruckt wird eine ſolche Platte auf der

Kupferdruckpreſſe mit Oelfarbe, wobei nur trockenes
Papier Verwendung findet und nur kalt gedruckt werden
darf.

Die Celluloidplatte wird mit ſcharfer Schneidnadel
und mit dem Stichel bearbeitet. Die gratartigen Ränder
der Striche ſind ſehr rauh, unregelmäßig und müſſen mit
dem Schaber entfernt werden, ſo daß nur die vertieften
Striche drucken. Korrekturen ſind im Uebrigen auch hier
unmöglich. Das Drucken kann mit Gelfarbe auf feuchtem
Papier geſchehen, doch iſt ſtarke Spannung der Preſſe
und Erwärmung der Platte zu vermeiden, weil letztere
dadurch ſich verzieht und wirft. Celluloid läßt ſich übrigens
im Galvanobade mit einem leichten Kupferüberzug ver-
ſehen, und es können ebenſo gut galvanoplaſtiſche Nach-
bildungen der Celluloidplatten hergeſtellt werden, welche
dann auch verſtählt und wie jede Metallplatte gedruckt
werden können.

P

München:
VIII. Internat. Runstausstellung.

Don Leopold Guſtav.
IV.

Q@flnbadp hat ſich diesmal nur mit einem beſcheide-
— nen Baum begnügt. Seine farbig ſo reizvollen

Frauenbildniſſe werden von den Männerporträts
an künſtleriſchem Werth überwogen. Die Malweiſe eines
Döllingerbildniſſes aus früheren Jahren iſt dem Miquel-
porträt aus letzter Zeit durch die größere Ruhe und Aus-
geglichenheit vorzuziehen; das hindert nicht, daß wir das
Bild des Miniſters für äußerſt gelungen halten; beſonders
der Blick der Augen iſt unverkennbar echt und charakte-
riſtiſch. F. A. v. Kaulbach bringt wieder u. a. mehrere
in der Farbenſtimmung deliziöſe Porträts ſeiner Gattin
und ſeines Kindes. In der harmoniſch geſtimmten Frauen-
ſchönheit findet Kaulbachs Können ſeinen vollkommenſten
Ausdruck, dagegen vermag er die Runenſprache von Petten-
kofers intereſſantem Haupte nicht reſtlos zu löſen. Tini
Rupprecht giebt u. a. ein feintoniges Doppelbildniß zweier
Töchter Herzog Karl Theodors; aber in dem Porträt der
Kronprinzeſſin von Rumänien hebt ſich die Künſtlerin über
Alles, was ich je von ihr geſehen, hinaus. Obwohl als
Repräſentationsbild gefaßt — es ſtellt die Prinzeſſin in
goldgeſtickter Landestracht neben einem Throngeſtühl ſtehend
dar —, hat die Malerin ſich von dem Flimmern des Goldes
und der koſtbaren Gewänder nicht zu Aeußerlichkeiten ver-
leiten laſſen. Der Ausdruck der etwas elegiſch blickenden
Augen iſt ohne Süßlichkeit überzeugend gegeben, und der
Linienfluß der ſchlanken Geſtalt von ſchlichter Natürlichkeit.
Das Bild iſt von ſtattlichem Umfang, enthält aber keine
einzige maleriſch todte Stelle. Papperitz und Pernat, unſere
Porträtiſten der eleganten Welt, werden diesmal von dem
Karlsruher Propheter übertroffen, der ein temperamentvoll
hingeſtrichenes Damenbildniß und ein kühl vornehmes Bild
eines jüngeren Herrn geſandt kat. Brütts Selbſtbildniß
iſt ſprechend ähnlich; famos abgeſtimmt in den Tönen des
braunen Hintergrundes gegen den bräunlichen Bart, iſt die
Lichtbehandlung ebenſo virtuos wie diskret. Feine kolo-
riſtiſche Qualitäten weiſt Karl Horns Porträt einer Dame
in Weiß auf. Auguſt Heyn weiß aus den charakteriſtiſch
 
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