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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 9
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Kunstchronik
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0161

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Gallerie“ im oberſten Stockwerk eines erſt zu erbauenden
„Hiſtoriſchen Muſeums der Stadt Wien“ ſich äußern. Man
hält die Nachbarſchaft zweier ſo verſchiedenartiger Samm-
lungen für bedenklich. In der „V. Fr. Pr.“ heißt es:
„Man ſoll an der Hutſchnalle des Grafen Kolowrat und
an den Zeidenſtrümpfen der Tänzerin Mimili vorbeidefiliren
müſſen, ehe man ſich das Becht erobert, vor Böcklin und
Makart, vor Klinger und Segantini ſeine künſtleriſche An-
dacht zu verrichten? Zwei oder gar drei Stockwerke ſoll
man emporklimmen müſſen, um erzgegoſſene Gruppen und
marmorne Standbilder, die doch in einen ebenerdigen Licht-
hof hineingehören, in ein paar Dachkammern anzuſtaunend
Es ſcheint undenkbar, daß das nach dem Geſchmacke der
in künſtleriſchen Dingen ſo empfindlichen Wiener ſein ſoll.
Kaum errichtet, wird die moderne Gallerie dem Fluche
der Lächerlichkeit anheimgefallen ſein. Eine todte Miß-
geburt wird man ſie heißen.“

»PpPrag. Die Gründung einer Landesgallerie für
Bößnhmen dürfte bevorſtehen. Zum Präſidenten des
Kuratoriums iſt Graf Johann Harrach ernannt worden.

Florenz. In der Kirche San Domenico wurden

Fresken aus dem 15. Jahrhundert kürzlich entdeckt.
Sie befinden ſich in der Nähe der Sakriſtei. Ihr Uunſt-
charakter läßt die Hand des Lorenzo Coſta vermuthen,
eines der bedeutendſten Maler der italieniſchen Früh-
renaiſſance.
Waſhington.« Der ruſſiſche Maler Wereſcht-
ſchagin weilt hier gegenwärtig und arbeitet an einem
Gemälde, das die Schlacht von San Juan Hill auf der
Inſel Cuba darſtellt. Präſident Rooſevelt, der an der
Spitze ſeiner Beiter an dieſem Kampfe theilgenommen
hatte, hat dem Maler mehrere Sitzungen bewilligt.

Nusstellungen.

233en Die aroße SDerliner Kunjians-
ſtellung 1902 wird vom 3. Mai bis einſchließlich 28. Sep-
tember dauern. Zugelaſſen werden Werke lebender
Künftler aller Länder aus dem Gebiete der Malerei, Bild-
hauerei und Baukunſt, der zeichnenden und vervielfälti-
genden Künſte, welche der Aufnahme-Prüfung unterliegen.
Zeder Künſtler darf nicht mehr als drei Werke ausſtellen,
wobei zpkliſche Darſtellungen als ein Werk gelten. Vur
die Werke der perſönlich Eingeladenen ſind jury- und
frachtfrei.

* Berlin. In der neuen Ausſtellung von Eduard
Schulte iſt eine größere Anzahl Jagd- und Sportbilder
verſchiedener namhafter Künſtler vertreten. Zunächſt


und Sport“, zu deren Mitgliedern Frieſe, Kappſtein,
G. Koch, Kuhnert, Mar Landsberg, Ernſt Otto, O. Pflug,
Ruſche, Simmler, Sperling, Karl Wagner und Karl
Zimmermann gehören. Dann haben intereſſante Werke
jagdlichen Inhalts die Düſſeldorfer Alfred Graf Brühl,
Chr. Kröner und Mar Hünten eingeſandt, ferner C. von
Reth, Aachen, und der ſchottiſche Jagdmaler Charles Stuart,
London. Eine große Kollektion Oelgemälde, Paſtelle und
kohle-Zeichnungen von F. von Pauſinger, Salzburg,
zeichnet ſich hauptſächlich durch die Treue aus, mit der die
jagdbaren Thiere, Hirſche, Rehe und Gemſen, wiederge-
geben ſind. Das impoſanteſte Werk aber, ein Werk von
unbeſchreiblicher Großartigkeit iſt die gewaltige „Sauhatz“
von Heinrich Zügel, München. Michael und Anna Ancher,
Kopenhagen, bringen eine Anzahl in kräftiger Manier ge-
malte Bilder mit däniſchen Fiſchertypen und Marinen, und
eine reichhaltige Sammlung graphiſcher Arbeiten ſandten
die „Munchener Graphiker“ G. Braumüller, M. Hey-
mann, G. Kohrt, E. Neumann, B. Pfeiffer, A. Souci,
B. völkerling, H. Wolff, E. Wolff-Simmermann ein.

Hannover. Hannoverſcher Kunſtſalon. Veu
ausgeſtellt: Viktor weishaupt-Kalsruhe großes Bild
Viehherde“, Robert Haug-Stuttgart 3 Bilder „Ueber-
flügelt“, „Ueber der Stadt“ und „Kampf im Kornfeld“.
F. Sturtzkopf⸗Weimar „Kürbißſtillleben“ Müller-
Wachenfeld, hier, „Abend“. P. F. Meſſerſchmitt-
München „Aus der Franzoſenzeit“ und 9 kleinere Studien
und Skizzen.

* Dresden. Im Oberlichtſaale von E. Richters
Aunſtſalon (Pragerſtraße) iſt eine Sonderausſtellung von
Werken Emil Grliks eröffnet worden. Der Künſtler,
der über eine außerordentliche Vielſeitigkeit verfügt, war
in Dresden bereits auf der letzten „Internationalen Kunſt-
ausſtellung“ vertreten.

»Leipzig. Im „Kunſtverein“ nimmt Saſcha


intereſſe in Anſpruch. Er ſtellt in zehntheiliger Folge
das Bingen der Menſchheit um die Wahrheit dar. Die
Mitte der oberen Bilderreihe nimmt die Perſonifikation
der Wahrheit ein. — Bei Del Becchio iſt in der gegen-
wärtigen Ausſtellung vertreten: H v. Lenbach mit einem
Moltkebildniß, Hans Gude-Berlin mit dem Gemälde „Die
Clydemündung bei Glasgow“, L. Dettmann mit dem Bilde
„Die Sonne“. Ferner ſind u. a. Werke der Münchener
Uünſtler A. Seitz, Ad. Echtler, M. Stühler, A. Stazura,
Fauſtner und Kornbeck vorhanden. Ueber Gudes Ge-
mälde ſchreibt der Kritiker im „L. Tgbl.“: Ohne An-
wendung eines übermäßigen Farbenauftrages ſetzt der
Altmeiſter der Landſchaftsmalerei ſeine Töne hin und
weiß dabei eine Kraft und Poeſie des maleriſchen Ein-
druckes zu erreichen, der den andern, mit allem techniſchen
Raffinement ausgeſtatteten Stücken nichts nachgiebt. Die
dunſtige Atmoſphäre, in der die Sonne wie durch einen
zarten Schleier hindurchzublicken ſcheint und einen ſilbrigen
Geſammtton über die Tandſchaft breitet, iſt mit außer-
ordentlicher Feinheit veranſchaulicht. — In der Uunſthalle
von Beyer & Sohn ſind 3. St. etwa 20 Gemälde von
Glasgower Meiſtern vereinigt.

»Bamburg. Im Kunſtverein ſind, außer der im
Hauptſaale vereinigten Gruppe von 14 Werken G. Se-
gantinis, bemerkenswerth neue Arbeiten der Münchener Maler
R. Kaiſer, Ad. Erdtelt, O. Strützel, Hugo Bürgel, ſowie
der Bildhauer Fritz Behn-München und Peter Pöppelmann-
Dresden. — Bei Louis Bock E Sohnſind die Uollektionen des
Grientmalers Bruno Kichter und des Berliner Bildhauers
W. Wandſchneider, der vornehmlich Büſten intereſſanter
Zeitgenoſſen in Marmor und Gips ausſtellt, bemerkens-
werth.

Breslau. In der Ausſtellung Lichtenberg-
Schleſiſcher Kunſtverein im Muſeum der bil-
denden Künſte ſind gegenwärtig ausgeſtellt: eine Kol-
lektion intereſſanter moderner franzöſiſcher Bronzen von
Michel, Geroͤme, Boucher, Gardet ıc. Ferner ollektip-
Darbietungen der,Exposition des peintres de marine“,
der Breslauer Blumenmalerin Vees von Eſenbeck, des
„Märkiſchen Künſtlerbundes“ in der Geſammtzahl
ſeiner Mitglieder. Jelka Rofen iſt mit mehreren Leiſtungen
modernſten Stils vertreten, Karl O. Lynch von Town,
Dachau, mit guten Landſchaftsbildern, A. Zoff, Krems a. D.,
durch eine Anzahl Marinen, Eugen Schacher, Berlin, mit
einer Sammlung ſeiner lebenswahren Porträts. — Bei
Bruno Kichter lernt man den ſchleſiſchen Landſchafter
Paul Weimann in einer Reihe guter Arbeiten kennen.
Don W. Hamacher ſind mehrere Gouachen vorhanden,
von EK. Leſſing, K. Bieſe, G. Meißner, Wislicemus u. a.
hübſche Landſchaften, von Schlabitz ein intereſſantes Stück
Architekturmalerei, von Leibl eine alte Studie „Blinder
Bauer“ von 1862.

* £ranffurt a. M. Im Kunſtgewerbemuſeum
bewundert das hieſige Publikum eine Anzahl kunſtvoller
Stickereien der Dresdener Künſtlerin H. Mankiewiecz.

»Heidelberg. Im Kunſtverein hat die letzte
Ausſtellung mit dem Schaffen von drei heimiſchen Talenten,
E. Idler, H. GOſthoff und Weyßer, bekannt gemacht, mit
vorwiegend gut gemalten Landſchaften, auch einigen Bild-
niſſen.

»Aachen. Im Suermont-Muſeum giebt es zur
Zeit eine Ausſtellung des Wieners Schram.

»Bonn. Im Provinzialmuſeum wurde auf Der-
anlaſſung der Bramaͤtiſchen Geſellſchaft eine neue Ge-
mäldeausſtellung eröffnet, die neben einer großen
Anzahl vortrefflicher Radirungen diesmal auch mehrere
ſehr gute Oel- und Temperabilder bringt. Am meiſten
ſprechen die beiden in Tempera ausgeführten Landſchaften
von B. Soldin-Paris an, Stücke von ſtarkem Kolorit und
ſubtilſter Naturbeobachtung.
 
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