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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 7
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Dworaczek, Wilhelm: Die Herbstausstellung im Wiener Künstlerhaus
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Münchener Brief
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Imhof, Franz: Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0123

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Karl Sewy, Franz Ruß u. A. ſind gut vertreten. Hans
Temple hat eine Beihe von Porträts ausgeſtellt, die ihn
markiger und energiſcher zeigen als ſonſt. Leo Bernhard
Eichhorn lenkt mit einigen guten Porträts die Aufmerk-
ſamkeit auf ſich, während Kamilla Göbl in zwei Still-
leben hübſche Begabung bekundet. Ein beſonderes Wort,
„last but not least“, gebührt Egger-Lienz, der als
Landſchafter (Eloſtergarten, Herbſtſonne), ſowie im Genre
von Neuem ſeine markige Kraft und bodenwurzelnde Ur-
ſprünglichkeit erweiſt.
S

Münchener Rriei.

Q n
%@05 Bedentendſte, was man von Gemäldeaus-
m

ſtellungen in dieſem Herbſte ſeken konnte,

waren Nachläſſe. Sonſt bieten uns derlei
Kollektionen kurz verſtorbener Künſtler ſchlecht und recht
die beaux restes ihrer Ateliers und ein paar Werke, die
gerade zufällig ſich bei Kunſthändlern vorfinden. Der
Eindruck iſt dann natürlich kein überraſchender. Anders
bei Faber du Faur und Adolf Stäbli; da treten uns
die Perſönlichkeiten dieſer Maler, die ſtets in der Stille
ſchufen, in einer für uns neuen, impoſanten Totalität ent-
gegen. Stäbli hat — wie ſeine Kollektion im „Kunſtver-
ein“ zeigt — meiſt den regendräuenden Himmel gemalt
oder ſich thürmende Gewitterwolken. Welch' eine Leiden-
ſchaft liegt in ſeinen Bildern, im Stoff wie in der Mal-


jeder Pinſelſtrich ſitzt auch. Da iſt nichts, was dem Kunft-
philiſter im Geringſten entgegenkäme. Alles feſt, ſchroff
und hart. Neben dem ſchwarzen Gewölk das regennaß-
leuchtende, grelle Grün der Matten. Doch hat Stäbli
neben dieſen Bildern ſtärkſter Eigenart auch mildere Seiten
aufgezogen; ſo das regendunſtige Frühlingsbild: idylliſch-
ſanft von frohgelaunter Stimmung iſt nur eins, ein lenz-
blümiger Wieſengrund mit einer kleinen Kapelle. Auch
ein paar feine, intime, kleine Landſchaften ſind da —
jedenfalls direkt nach der Natur gemalt und im engſten
Zuſammenhang mit ihr. Gleichgültig laſſen nur einige
ältere Landſchaften.

Stäblis Zeichnungen ſind, mit einiger Uebertreibung
geſagt, geniale Notizen; nur, wenn man ſich in ſie verſenkt,
vird Einem klar, wie viel der Meiſter mit dieſen wenigen,
wuchtigen Strichen giebt.

Otto Faber du Faurs Bilder haben bei Heine-
mann eine geſchmackvolle Aufſtellung gefunden. Welch'
ein Farbenkünſtler, welch' ſublime Lichtprobleme hat ſich
der Maler geſtellt und gelöſt. Wie wußte er die Uni-
formen maleriſch zu behandeln: wie verſtand er dem Blau
der baveriſchen Infanterie alles Harte zu nekmen, wie
wunderbar die flackernden Farben eines in Bewegung be-
findlichen Reiterregiments zu geſtalten. Nur etwa bei den
Skizzen zur Schlacht bei Wörth ſind die Uniformen etwas
hart in der Farbe, aber hier ordnet ſich eben der Künſtler
den beſonderen Erforderniſſen der Panoramenmalerei
unter. Der Orient hat ihn zu manchem Bilde begeiſtert.
Die tauſend Farben des ſonnigen Südens, die prunkende
Leuchtkraft der Gewänder, in ihnen ſchwelgte Faber wohl
am liebſten. Als Hiſtorienmaler iſt er auch kein trocken-
nüchterner Erzähler geweſen; ſelbſt in den Napoleons-

bildern ordnet ſich das Gegenſtändlich-Intereſſante der be-
abſichtigten koloriſtiſchen Wirkung unter. Und welch' ein
virtuoſer Zeichner Faber du Faur war, ſehe man nur an
ſeinen Pferden; in jeder Gangart, vom ſtürmiſchen Galopp
bis zum ruhigen Schritt, hat er ſie gebildet. Daß dieſer
eminenten Künſtlerkraft doch eine Schranke gezogen war,
zeigt das große Figurenbild „Ambulanz bei der Barrikade“
(1883 gemalt). Doch was will dies heißen neben der ſonſt
bewieſenen Meiſterſchaft. Sein Porträt, das Lenbach 1895
geſchaffen, hängt hier gleichfalls. Ein vornehmer Kaſſe-
kopf, dem Lenbachs Kunſt das Vollgeiſtige, das der ver-
ſtorbene beſaß, wunderbar aufprägte. ;
Lenbach! Im Künſtlerhauſe hat er eine Ausſtellung
ſeiner neueren Bilder veranſtaltet. In den Bäumen, die
in ſeinem Geiſte geſchaffen, nehmen ſich die Werke natür-
lich beſonders gut aus. Die Frauenbildniſſe ſind zahlreich,


auch der formalen Frauenſchönheit huldigen, wahre Ideal-
bilder eigener Art. Während die Herrenbildniſſe meiſt
eine tiefgreifende Charakteriſirungskunſt und ſchlichte Größe
offenbaren. So das lebensvolle Bild des Oberſten von
Goldhammer, das kränklich- durchgeiſtigte des Direktors
Herterich und, trotz des ſpaniſchen Hofkleides, auch das
Porträt des Großfürſten Michael von Bußland.
Leopold Guſtav.
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Berliner Kanstschau.

von Franz Imhof.

J. vollendung der Siegesallee-Standbilder. —
Die Kaiſerrede. — Das Pergamon-Muſeum.

Die Vollendung der Siegesallee-Standbilder bis auf
den geplanten ſüdlichen Abſchluß und die Eröffnung des
pergameniſchen Muſeums haben! in der Woche vor Weih-
nachten die Berliner Kunſtkreiſe lebhaft beſchäftigt. Der
Zuſammenhang beider kunſtgeſchichtlichen Ereigniſſe iſt,
mehr als durch das gemeinſame Datum, in einer am
gleichen Cage (18. Dezember) gehaltenen Kaiſerrede betont
worden. Der erlauchte Bedner hat bei einem Feſtmahl
im Schloſſe, daß die an beiden Schöpfungen werkthätig
Betheiligten um das Uaiſerpaar vereinigte, Gelegenheit
genommen, über ſein Verhältniß als Auftraggeber zu den
künſtleriſchen Kräften jener Sürften-Monumente im Be-
ſonderen zu reden, um daran allgemeine Bemerkungen
über die Berliner Bildhauerei und die moderne Kunſt zu
knüpfen. Ich glaube, dieſe Kaiſerrede, der an ſich
ſchon als eins der verſchwindend wenigen Dokumente fürſt-
licher Meinungsäußerung über Uunſt das höchſte geſchicht-
liche Intereſſe gebührt, wird einſt den wichtigſten Anhalt
geben für die Feſtſtellung des äſthetiſchen Glaubensbe-
kenntniſſes des Monarchen und auch für die herzerfriſchende
Coyalität, die der Kaiſer den Künſtlern erwiederte, indem
er zu ihnen in direkten Verkehr trat und ihnen dennoch
„das vollſte Maaß der Freiheit und Muße“ ſchenkte. An-
dererſeits wird der Vortrag den Beweis dafür finden
laſſen, wie energiſch er es verſucht hat, dem heimiſchen
Uunſtſchaffen das Gepräge ſeines eigenen Geſchmacks und
ſeiner glänzenden Perſönlichkeit zu geben. Der Kaijer
nat ſchon früher Aehnliches geſprochen und ſeiner Ab-
neigung gegen die ſogenannte moderne Kunft, zumal den
Xdturalismus, den er für unfähig hält, erzieheriſch
 
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