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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 1
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Dresden: Intern. Kunstausstellung 1901
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Ziegler, Walter: Die Trockenstiftzeichnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0012

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Speiſezimmer, das nach dem Entwurf des Architekten
C. Schaudt⸗Dresden ausgeführt worden iſt, des-
wegen rühmend erwähnt, weil es ſich von allem Ge-
ſuchten, protzig Originellem fernhält, woran ſonſt
kein Mangel iſt. Pankols Zimmereinrichtung iſt
durchweg unpraktiſch und geſchmacklos, in Vielem
ſehr gut der von Melicha-Wien entworfene Salon
in dunklem Mahagoni... Sum Schluß können wir
nicht unterlaſſen, einen Umſtand zu erwähnen, der
uns von prinzipieller Bedeutung zu ſein ſcheint. Bei
den verſchiedenen Eröffnungsfeierlichkeiten wurde in
den Beden und dann auch in der Preſſe ſtets
dankend der Staatsregierung gedacht, die das Wohl
der Ausſtellung auf jede Weiſe ſo ſehr gefördert
habe: dieſelbe hülfreiche Staatsregierung hat aber


erhöht, daß den Künſtlern, deren Werke zur Ver-
looſung angekauft wurden, ſtatt der bisherigen 10
Prozent 20 Prozent vom Preiſe abgezogen werden
müſſen. Da die Ankaufskommiſſion zudem noch ganz
beträchtlich handelt und drückt, ſo kann ſich Jeder
ausrechnen, was ungefähr für den Künſtler bleibt.
Wer das — Förderung der Kunſt auf jede Weiſe
nennen will, mag's thun: vielleicht bringt's ihm
etwas ein. A UG

P
Die Troehenſtiftzeichnung.

Aus dem Werke: „Die Techniken des Tiefdruckes“
von Walter Ziegler.5)

*

— ſehr empfehlenswerthes Buch, das unſere
— Malerradiſten und Kunſtfreunde mit Vutzen leſen
— werden, hat ein geſchätzter Fachmann veröffent-
licht, deſſen eingehende Bemerkungen über die Techniken
des Tiefdruckes alle heutigen gebräuchlichen manuellen
künſtleriſchen Herſtellungsverfahren von Ciefdruckplatten
berückſichtigen und zwar mit bemerkenswerther Klarheit
des Ausdrucks, die um ſo erfolgreicher iſt, als durch eine
größere Zahl ſelbſtgefertigter Illuſtrationen in jeder Art
der geſchilderten Technik die Lehren des Verfaſſers noch
weiter erläutert werden.

Walter Ziegler ſagt: Was der Buchdruck für die
Litteratur iſt, das iſt die graphiſche Reproduktion für die
bildende Kunſt. Und er ſagt damit für die Wiſſenden
kaum zu viel. Aber zu den Gattungen der Beproduktion
gehören außer dem Tiefdruck bekanntlich nicht nur die
mechaniſchen Vervielfältigungstechniken, ſondern auch der
Holzſchnitt und der klaſſiſche Kupferſtich als Arten des
Hochdruckes, wie ferner die Lithographie als Flachdruck.
Somit umfaßt der Stoff des vorliegenden Zieglerſchen
Buches zwar nur einen Abſchnitt des Geſammtgebietes,
aber freilich das Hauptkapitel, welches hier in ſeiner
reichen Anwendbarkeit und ſeinen vielſeitigen techniſchen
Schwierigkeiten auf Grund von gediegenen Uenntniſſen
und Erfahrungen beleuchtet und gewürdigt wird.

Es ſei heute nicht unſere Abſicht dem Autor auf den
vielen techniſchen Wegen, die er den aufmerkſamen Leſer
wandeln läßt, zu folgen. Wir greifen nur ein Kapitel
heraus, das eine verhältnißmäßig leichte Spezialtechnik be-


von allgemeinem Intereſſe ſein dürfte: die Trocken-

*) Derlag von wilh. Knapp, Halle a. S. 1901. (Pr. 8 MIP.)

ſtiftzeichnung (Pointe sèche). Sie empfiehlt ſich für
die, welche Zeichnungen reproduziren wollen, dabei aber
jede Manipulation auf chemiſchem Gebiete, alſo die Aetzung
durch Säure, ſcheuen. Man arbeitet lediglich mit ſcharfer
Nadel auf blankem, hellem Metall, und der gezeichnete
Strich kann jederzeit durch Einſchwärzen voll ſichtbar
gemacht werden.

Die ſcharf geſchliffene Spitze der Schneidnadel wird
in das zäke Metall eingedrückt. Die Folge iſt, daß das
aus dem Striche verdrängte Metall an den Strichrändern
ſich aufhebt und einen zackigen Grat bildet. Je tiefer
die Spitze in das Metall eindringt, um ſo erhabener wird
auch der Grat daneben ſtehen, jedoch hat ſelbſt die ganz
ſchwach gekratzte Linie dieſelbe Beſchaffenheit. Wird dieſer
Grat nun durch Wegſchaben entfernt, ſo bleibt nur eine
ſchwach vertiefte Linie übrig; ſo daß ein gratloſer ge-
ſchnittener Strich nur wenig Kraft hat. Daher dient er
gewöhnlich nur als Nacharbeit bei geſtochenen und radirten
Platten zum Tonſchließen und Töneverbinden.

Da der Grat mitdruckt, ſo muß auch er bei ſelbſt-
ſtändigen Trockenſtiftzeichnungen in Berechnung gezogen
werden, um ſelbſt kräftige Tonwirkungen zu erzielen.
Leider biegt er zuweilen um, wenn er nicht gar abbricht,
auch wird er durch Einſchwärzen, Abreiben und Drucken ſehr
mitgenommen, ſo daß eine große Zahl guter Drucke von
einer ſolchen Platte nicht zu erwarten iſt.

Als Werkzeug dient am beſten eine ſehr derbe Nadel,
noch beſſer ein in Bleiſtiftform gefaßter Stichel, und ſind
hochbahnige und breite Stichel zu dieſem Zwecke verwend-
bar. Feinſte Nähnadeln, die nicht weiter geſchliffen werden,
und Zeichendiamant ſind für beſtimmte Zwecke zum Dor-
theil. Bauptſache iſt bei jedem dieſer Mittel eine äußerſt
feine Spitze, da nur ſie in die Platte eindringt. Kräftige
runde und fünfkantige Nadeln, ſowie eingezogene Breit-
ſtichel mit quadratiſchem Querſchnitt werden nach dem
Schleifen eine kreiskegelförmige Spitze zeigen, die ſich nach
allen Bichtungen führen läßt. Hochbahnige Stichel, die
beim Schleifen mehr eine ovalkegelförmige Spitze erhalten,
werden in der Längsachſe des Querſchnittes die haupt-
ſächlich ſchneidende Wirkung ausüben laſſen, daher mehr
für gerade oder ſanft geſchwungene Linien Verwendung
finden. Diamant beſitzt eine kryſtalliniſch geradlinige Spitze
und iſt am beſten für gerade Striche zu brauchen. So-
genannte Vogelzungen, die ein rundliches flachgedrücktes
und ſchneidendes Ende haben, können für ſanft ge-
ſchwungene, ſehr kräftige Linien mit Dortheil gebraucht
werden.

Die Platte bedarf — außer etwa der durch eine Pauſe
markirten Vorzeichnung — keinerlei Vorbereitung. Das
Zeichnen mit der Nadel geſchieht mit Gefühl, die Striche
können von der Hand und gegen die Hand geſchnitten
werden. Zu ſtarke Striche können mit dem Schaber ge-
mildert werden. Der Polirſtahl vertritt die Stelle des
Radiergummis und laſſen ſich damit nicht allzukräftige
Striche wieder wegdrücken, indem man den Grat in den
Schnitt zurückpreßt.

Hat man größere Parthien tonig zugeſchnitten und
will man den Eon mildern, ſo erreicht man dies durch
Abſchleifen mit Schleifkohle und Oel. Will man in lichten
Parthien geſchnittene Striche ohne Grad wirken laſſen, ſo
iſt das Abſchleifen mit Schleifkohle auch das geeignetſte
mittel zur Entfernung des Grates. Beim Abſchaben des
 
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