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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 18
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Kunstchronik
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0323

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Yir. 18


Runſtehroniß,.

* Barmen. Das im Auftrage des Kunſtvereins für
die Rheinlande und Weſtfalen vom Maler Alb. Baur jr.
ausgeführte Gemälde „Einbringung der Leiche des er-
ſchlagenen Erzbiſchofs Engelbert in Schloß Burg“ iſt der
Gemäldeſammlung in der Auhmeshalle zu Barmen als Ge-
ſchenk überwieſen worden.

* Berlin. Der Sitzungsſaal des Abgeordneten-
hauſes wird mit Wandbildern deutſcher Städte bekannt-
lich geſchmückt werden. Kürzlich hat Prof. Mar Uoch ſeine
Zchilderung von Königsbergi.Pr. für eine Flächẽ rechts vom
Präſidententiſch vollendet. Das Bild zeigt im Vordergrunde
die Symbole der Pferdezucht, der Fiſcherei, der Land- und
Forſtwirthſchaft. Ein Pferdehändler feilſcht mit einem
Käufer um den Preis zweier Pferde, in der Mitte ſitzt eine
Fiſcherfrau mit einem Uorb Fiſche und unterhält fich mit
einem alten Schiffer, an der rechten Seite iſt in einem kegen
Fachgeſpräch ein Bauer mit drei Förſtern vertieft. Der
Hintergrund zeigt die Stadt im Schnee mit ihren Kirch-
thürmen und einer einſamen Straße, in der eine Droſchke
langſam ihres Weges zieht. — Der Plan einer kün ſtler-
Folonie in Dahlem iſt aufgegeben worden. Die Be-
theiligung der Künſtler war zu gering.

Braunſchweig. Dor einiger Zeit wurden hier in
dem Lipmannſchen Haus aufgeklebke Wandgemälde aus
der Bokokozeit entdeckt. Dieſe Darſtellungen aus dem
alten Teſtamente wurden gereinigt und vom Beſitzer dem
ſtädtiſchen Muſeum geſchenkt.

»Daxrxmſtadt. Das endgültige Ergebniß der Ab-
rechnung über die vorjährige Ausſtellungſder Künſtler-
Folonie liegt nunmehr vor. Es handelt ſich um einen
Fehlbetrag von 252 288 Mark, ſo daß die Garantiefonds-
zeichner mit 96 Prozent der gezeichneten Beträge heran-
gezogen werden ſollen.

*Düſſeldorf. Ein Denkmaltag ſoll hier am
25. und 26. September ſtattfinden.

* Köln. Die Gemäldeſammlung des Muſeums
Wwallraf-Kichartz hat einen neuen HKatalog bekommen,
den dritten ſeit ihrer Begründung. Der Herausgeber, Prof.
C. Aldenhoven, hat für den wichtigſten Beftand der Saͤmm-
lung, die altkölniſche und die mit ihr zufammenhängende
altniederländiſche Schule, zum erſten Male eine kritiſche
Sichtung geboten, für die man ihm weit über die eigent-
lichen Fachkreiſe hinaus dankbar ſein wird. Der neue
Katalog ſteht auf der Höhe der modernen Muſeums-Wiſſen-
ſchaft und iſt der großen Bedeutung der Sammlung durch-
aus würdig. Aldenhoven hält übrigens an dem Aamen
Meiſter Wilhelms, als Begründers der gothiſchen Malweiſe,
feſt und weiſt die Verſuche ab, daß die Madonna mit der
Erbſenblüthe der Schule des Meiſters und nicht dieſem
ſelhſt zugewieſen, daß ferner die vielumſtrittene Madonna
mit der Nelke aus der Dürer-Sifte geſtrichen werde.

Nürnberg. Zur Feier des 5ojährigen Beſtehens
des Bermaniſchen Mufeums waren am 16. Juni ver-
ſchiedene Kürſtlichkeiten eingetroffen.

Paris. Das Muſkum der dekorativen Künſte
wurde am 4. Juni wiedereröffnet.

* Rom. Zur Theilnahmie an dem von Prof. Meurer
hier abgehaltenen Kurfus für ornamentales Pflanzen:
ſtud ium hat das preußiſche Handelsminiſterinm in diefem
Jahre drei Direktoren und fechs Lehrer, aus Erfurt, Magde-
burg, Barmen, Hanau, aufgefordert.

Koſtock. Städtiſcherſeits iſt die Verlegung des
Alterthumsmuſeums aus dem Liudenkofe und dieſenige der
Sammlungen des Roftocker Aunſtpereins aus dem Hauſe
der Gewerbeſchule nach dem Sozietätshauſe beſchloſſen
worden. Der Kunſtverein wird zu den Geſammtkoſten, die
gegen 77000 MF, betragen, 4500 Mk. beiſteuern.

* Wien. Im neuerbauten Hauſe der Kunſthandlung
Artaria bilden drei Wandgemälde den künſtleriſchen
Hauptſchmuck des großen Ausſtellungsſaales. Es handelt
lich um kürzlich reſtaurirte vielfigurige Hompoſitionen eines
Meiſters des 18. Jahrhunderts, des großen G. B. Tiepolo,
der dieſe Malereien Cuft“ (Hera vertreibt die Selene),
Waſſer (Criumph der Amphitride) und Erde (Bacchus u.
Ariadne) einſt für die Dilla Girola am Comerſee, die

einem vexfahren des jetzigen Herrn Artaria gehörte, ge-
Faffen hatte. Ein xiertes Bild „Feuer“ iſt leider zu
Hrunde gegangen. — In der „AT. Fr. Pr.“ wurde neulich
über antike Wandgemälde in einem entdeckten arabi-
ſchen schloſſe zu Amra berichtet, deren Entſtehung
zwiſchen 500 und 700 n. Chr. anzufetzen wäre. Die ge-
danklichen, und künſtleriſchen Eigenthümlichkeiten dieſer
Bilder, die irgend einen myſtiſchen Kult illuſtriren, ſind
bisher noch nicht völlig aufgeklärt worden. Jedenfalls aber
zeigen ſie ein noch kräftiges Nachleben der anliken Eradition
in ihrer beträchtlichen foͤrmalen Schönheit.

* Wien. Angeſichts des Widerſtands, den in ganz
Italien die Idee der Beſeitigung der aiten herrlichen
„Piazza delle Erbe“ zu Verond findet, bemerkt vergleichs-
weiſe die „AT. Fr. Pr.“: Uns Wienern, die wir Tag für
Tag die merkwürdigen Gartenanlagen vor der kHarlskirche
und dieſe ſelbſt, das gefährdete und gefährliche Kunſtwerk
Fiſchers von Erlach, betrachten müſſen, käme ein derartiges
Plebiscit ſehr willkommen. Zpeziell die unregelmäßigen
Gruben vor der Kirche, welche Schüſſelwiefen darſtellen
wollen, und die dammartigen Straßen und Fußwege, welche
ſie durchkreuzen, könuen Niemandem gefallen. Auch die
Idee, die Flügel der Kirche, welche als freie Chore gedacht
waren, durch neue Hebäude zu belaſten und zu bedrängeuͤ,
erweckt lebhaften Widerſtand.

S

Ausstellungen.

»Berxlin. Die Große Berliner Uunſtaus-
ſtellung hat noch nachträglich ein Monumentalgemälde.
von Prof. Artkur. Kampf „Deutſche Mönche verbreiten
das Chriſtenthum in Polen“ aufgenommen, natürlich im
Ehrenſaal.

Sln Die Singer Eo N -G. hat in ihrem
neuerbauten Geſchäftshauſe Teipzigerſtr. 92 eine Ausſteliung
moderner Kunſtſtickereien und Vähmaſchinen-Arbeiten ım-
entgeltlich geöffnet.

* Berlin. Der Hiſtorienmaler . E. wolfrom er-
öffnet demnächſt in ſeinem ſchönen Atelier in der Königin
Auguſtaſtraße 41 eine Ausſtellung ſeiner Arbeiten dus
letzter Zeit.

Braunſchweig. Eine Zeno Diemer-Ausſtellung
von Hochgebirgslandſchaften iſt im Altſtädter Rathhaufe
eröffnet worden und findet Beifall.

* Dresden. Einer Anregung der Königin von Sachſen
folgend, hat ſich unter dem Vorſitz des Gberhofmeiſters
v. Malortie ein Komité gebildet, um eine Ausſtellung
von in Sachſen im Pribatbeſitz befindlichen Kunft-
werken, Gemälden, plaſtiſchen Werken und Erzeugniſſen
des Kunſtgewerbes im Jahre (903 zu veranftalten. Der
Reinertrag der Ausſtellung ſoll einem wohlthätigen Zweck
zufließen.

*Düſſeldorf. „Freie Kunſt, Sonderausſtellung
Düſſelderfer Künſtler“ nennt ſich die hier kürzlich eröffnetẽ
zweite Aunſtausſtellung. Sie iſt ein Salon der Refüſirten.

FFrankfuxt a M. In der Juni-Ausſtellung des


der Stuttgarter Profeſſor E. Beiniger eine Soͤndérauͤs—
ſtellung ſeiner Werke veranſtaltet. Hertreten ſind ferner-
mit größeren Kolleftionen Adolf Menzel und Hans Choma.
Don älteren Franzoſen ſind zu bemerken G. Courbet,
E. Iſabey und C. £. Daubigny.

Gießen. Im Kunſtderein ſieht man eine Kollektion
Gemälde von Prof. L. Dettmann.

Bambuxrg. Bei M. Stettenheim Plaſtiken des
Bildhauers Boland Engelhard-Hannover. — Bei Bock eine
Sonderausſtellung des ſitalieniſchen Meiſters G. Previati.

Köln. Pom 29. Juni bis 13. Juli wird der
Kunſtverein in ſeinen Bäumen im Muſeum Wallraf-
Richartz eine Ausſtellung von 23 Gemälden Böcklins
veranſtalten, darunter werden ſein die beiden größeren
Werke „Malerei und Dichtung“ und „Der Urieg“ ferner
„Die Jagd der Diana“, „Veſus Anaoͤyomene“, „Centaur
und Nymphe, „Die Hoffnung“ ſowie die unvollendet ge-
bliebenen Bilder „Melpomene“, „Der raſende Roland“,
„Der hl. Paulus“ u. f. w. Alſo die ſattſam bekannte
„Nachlaßausſtellung“!
 
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