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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 22
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Pudor, Heinrich: Die Karlsruher Jubiläums-Ausstellung
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Zum Wiederaufbau des Campanile in Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0392

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tirt auch das ſchon bekannte, aus dem Jahre 1901
ſtammende Triptychon „Saure Wochen, frohe Feſte“
von Walther Georgi.

Auch abgeſehen von der „Scholle“ iſt München
ſehr gut vertreten, 3. B. durch Oskar Graf-Kreiburg,
der ein vorzügliches Bild „Altwaſſer“ geſchickt hat,
während ſein „Märchen vom Prinz Goͤldfifſch“ un-
fertig wirkt. Albext Lang hat ein intereſſantes Por-
trät des Malers E. Steppes ausgeſtellt, das ihn von
der günſtigſten Seite zeigt und fehr lebendig wirkt,
Emil £ugo einen ſehr charaktervoll konzipirten „Hinter-
garten“, der allerdings mehr gezeichnet als gemalt wirkt,
Tharles Palmié mehrere bekannte Bilder, Heinrich
Knirr ein ſehr charaktervolles Damenbildniß aus dem
Jahre I894. Stuck, den man in Düſſeidorf von
ſeiner beſten Seite kennen lernte, iſt hier nicht ſonderlich
gut vertreten. Hermann Urbans kraftvolle Perſön-
lichkeit dokumentirt ſein Bild „Melancholia“. Waliher
Chor hat ein höchſt individuell anmutendes Porträt
„Die Malerin“ geſchickt. Freiherr von Habermann
hat vier bekannte Bilder ausgeſtellt, darunter die ihn
von der günſtigſten Seite zeigende „Bacchantin“,
Hans von Bartels, der in Münſchen lebende Nieder!
deutſche, einige ſeiner prächtigen Aquarelle, die aufs
Neue den Wunſch nahe legen, daß ſich dieſer talent-
volle Künſtler immer mehr auf dieſe Technik kon-
zentriren möge. Fritz Baer, der in Düſſeldorf zwei
ſeiner prächtigſten Schöpfungen ausgeſtellt hat, iſt
hier mit ſeinem chacakteriſtiſchen „Herbſtabend im
HBochwald“ vertreten. Eines der delikateſten Bilder
der ganzen Ausſtellung iſt ferner Alfred Bachmanns
München) „Nordſee“. Leo Samberger (München)
hat einige ſeiner ſchon bekannten Biſder ausgeſtellt.
Zu den beſten Bildern der Ausſtellung gehören die-
jenigen Rudolf Schramms (Sittau), „Kühe“ und
„Hahnenkampf“.

Berlin iſt nicht ſonderlich reich vertreten. Allen
voran Franz Skarbina und Hans Berrmann. Dieſen
Beiden reiht ſich W. Hamacher an, der ein Bild
Abendwolken“ beigeſteuert hat: Vorn ſpritzt eine
Welle über einen Felſen hoch auf, durch die Wolken
bricht goldiges Licht der ſinkenden Sonne. Weiter
ſei das prächtige Bild „Leipziger- und Eriedrichs-
ſtraßen Ecke von Ulrich Hübner Gerlin] genannt.
Haul SchultzeKKaumburg hat ein ihn gut charakeri-
ſirendes Gemälde „Saaleburger“.

Es iſt, wie bemerkt, nicht unſere Abſicht, Alles
nur einigermaßen Bedeutende anzuführen, zumal
dieſe Ausſtellung gar ſo viel des Bortrefflichen ent-
hält. Beiſpielsweiſe ſeien noch Hermann Junker,
Rohert Haug, Otto Roffow, Eduard Steppes, Rudolf
Hellwag, Adolf Heller erwähnt, die ſämmtlich würdig
vertreten ſind. Hraf L. von Kalckreuth iſt hier mit
einem Porträt „Knabe am Boden kauernd“ vertreten,
das zu den eindrucksvollſten der Ausſtellung gehört.
Die Zuſammenſtimmung des Fleiſchtones mit dem
flimmernden Boſa des Anzuges iſt außerordentlich
wirkſam.

Es bleibt uns noch die Aufgabe, über die
kunſtgewerbliche Abtheilung der Ausſtellung
einige Worte zu ſagen. Im Kiittelpunkt derfelben
ſteht Mar Läuger, ein Künſtler, der durchaus
modern iſt, ohne die Uebertreibungen und Einſeitig-
keiten der modernen kunſtgewerbüchen Künſtler zu
theilen. Ausgegangen iſt er von der Ueramik, und
zwar von der Delfter und badiſchen Bauerntöpferei.
Weiter hat er ſeine Wirkſamkeit auf faſt alle Gebiete
kunſtgewerblichen Zchaffens ausgedehnt. Auf der
Karlsruher Ausſtellung rührt die ganze Einrichtung
des Wohnraumes 22 von ihm her. Seine Möbel



ſind einfach, von gedrungenen Formen, behäbig, für
den praktiſchen Gebrauch entworfen; fie erhaͤlten ihren
hauptſächlichen Schmuck durch Schloß, Halter und
Beſchläge. Letztere breiten ſich oft über die ganze
Vorderſeite der Möbel aus und beſtehen aus Schmiede-
eiſen mit Meſſingeinlage. Auch ſeine Wandleuchter,
Standlampen und Kronleuchter ſind in ungekünſtelten,
die Eigenart des Materials betonenden Formen aus-
geführt. Mehr im üblichen modernen Sinne linear
ſind ſeine Entwürfe zu Sophakiſſen, von ſeiner Frau
Lusgeführt. Vor Allem aber iſt ſeiner keramiſchen
Arbeiten zu gedenken, die in den Thonwerken Kandern
ausgeführt werden, und zwar nicht nur Vaſen und
Hebrauchsgeſchirr, ſondern auch Kacheln und Flieſen.
Nach letzterer Richtung hin halten wir Läugers Wirk-
ſamkeit ſogar für beſonders werthvoll. Seine GOfen-
kacheln ſind muſterhaft: das Dekor iſt aus dem
Aaterial gleichſam gefloſſen, der Farbenfreude iſt
Rechnung getragen und der Charatter iſt im All-
gemeinen gut deutſch-bäuerlich. Aehnliches gilt von
ſeinen Wandflieſen. Eine hervorragende Albeit iſt
die große Kreuzigung aus Flieſen von Dietzſche⸗Cäuger.
Auch der Architekt Hermann Billing in Karlsruhe
hat die Einrichtung eines Wohnrc umes (31) ausge-
ſtellt und offenbart Geſchmack und Individualität,
und läßt die Berückſichtigung des Gebrauchszweckes
nicht vermiſſen. Beſonders gelungen ſind ſeine
Metallarbeiten (ausgeführt in den Karlsruher Künſtler-
werkſtätten) und Stickereien. Weniger günſtigen Ein-


Kornhas, Karlsruhe, und die nach Entwürfen Pro-
feſſor Choma’s und W. Süßs von der großherzog-
lichen Majolika- Manufaktur ausgeführten Arbeiten.
Auch Eliſabeth Schmidt⸗Decht, Konftanz, hat gute
Majoliken und Fayencen ausgeſtellt. Sehr originell
iſt der Entwurf für einen Bronzebrunnen für das
Rathhaus in Duisburg von Raßel und Dietſche:
über den Band des Brunnenbeckens kriechen waſſer-
ſpeiende Krokodile und Schildkröten, während oben
ein Drache Waſſer ſpeit, auf dem ein Putto mit dem
Dreizack reitet. Endlich erwähnen wir noch von
kunſtgewerblichen Arbeiten des Auslandes einen her-
vorragend ſchönen Lampenfuß in Bronze von Ville
Vallgren, eine höchſt originelle Klavierlampe, „Die
Fee mit dem Schrein“ von Laporte-Blairſy und eine
große Prunkvaſe in Marmor von Formen, die in
ihrer Ueppigkeit berauſchend wirken, von Jean

Antoine Inialbert.

Zum Wiederaufbau
des Campanile in Venedig.

er Plan der Erneuerung des Glockenthurmes

der Markuskirche Denedigs iſt, wie letztens

ſchon erwähnt, ſogleich gefaßt worden. Die,
welche ſich bei uns für die berufenen Rathgeber in allen
öffentlichen Kunſtangelegenheiten halten, haben ſich dieſe
eminente Sache nicht entgehen laſſen; ſie haben ihr promptes
„für“ oder „wider“ bezüglich einer Rekonſtruktion des ein-
geſtürzten Thurmes zur allgemeinen Kenntniß gebracht.
Natürlich haben die Parteigänger jener Moderne, die den
„Geiſt der Zeit“ allein gepachtet zu haben ſich einbildet,
ſehr entſchieden dafür plädirt, daß der Campanile ein aus-
 
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