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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 8
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Zimmern, Helen: Die Promotrice-Ausstellung in Rom, Schluss [2]
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Offenes Schreiben aus Holland
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0138

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litiſchen Grundſätzen, hat Sorra dieſe auf ſeinen
Kunftzweig mit Glück üpertragen. Wie er ſich die
Ergebniffẽ der heutigen Chemie zu Nutze macht, erhellt
aus den mannigfachen Färbungen und Abtönungen,
welche ſo effektvoll mur auf dieſem Wege bei Me-
tallen zu erreichen ſind. Seine Kombinationen und
Motive ſind alle direkt der Natur entnommen und
oft ebenſo originell wie einfach. 5. B. bemerkte ich
einen Bing, der, fein emaillirt, einer weißen Lilie
nachgeformt war, ſo daß der Stengel den Reif bil-
dete und der Kelch die Stelle des Steins vertrat.
Andere Ringe zeigen eine nackte Figur in gewundener
Stellung, wobei in der Modellirung eine harmoniſche
Vollkommenheit erreicht iſt, wie ſie oft bei größeren
Geſtalten vermißt wird. In Uolliers und Broſchen
ſind in bewundernswerther Weiſe Edelſteine, Gold
und Silber derartig kombinirt, daß jeder Beſtandtheil
die Schönheit des anderen zu erhöhen dient. Weit
mehr Künſtler im eigentlichen Sinne, als im gewerb-
lichen, nimmt Zorra nie Keproduktionen ſeiner
* vor, ſo daß jedes Stück einzig in ſeiner Art
leibt.
AUnd ſo könnte ich noch mehr Kunſtarten nennen,
die den tröſtlichen Beweis liefern, daß in Italien der
künſtleriſche Geiſt, wenn er auch zu Seiten ſchlummern
mag, nie ganz erſtorben iſt.

Die hiſtoriſch berühmte italieniſche Medaillen-
und Plakettenkunſt feiert eine glückliche Auferſtehung,
was wir großentheils dem neuen König zu danken
haben, der ein begeiſterter und gelehrter Numismatiker
und Sammler von Münzen und Medaillen iſt.
Während wir noch der Modelle für die neuen Mün-
zen harren, deren Prägung nach dem ausgeſprochenen
Willen des Königs eine der künſtleriſchen Traditionen
des Landes würdige ſein ſoll, hat der kürzlich in
Mailand zuſammengetretene geographiſche Kongreß
eine Gedenkmedaills modelliren laſſen, welche in
der jetzigen Ausſtellung vorliegt. Ihr Schöpfer ift
der junge Bildhauer Boninſegni, der die glückliche
Idee hatte, des Mailänders Tranquilli Cremonas
derühmtes Gemälde (über dieſem Künſtler ſprach ich
unlängſt in der „Kunſt-Halle“),Marco Polo ſtellt
ſeinen Vater und Onkel dem Tartarenchan Kublai
vor“ auf der Medaille nachzubilden. Seltſamer Weiſe
iſt, beiläufig bemerkt, das Original verſchwunden und
nirgends zu ermitteln. Die Inſchrift der Medaille
laufet: „Aurorae Paulus pateficit regna novasdus
impulit ausonios orbis adire plagas.“

Sie ſehen, daß die Ausſtellung im Hanzen nicht
ohne Intereſſe iſt und man dem römiſchen Komite
immerhin gratuliren kann, dieſe Sammlung der per-


die mindeſtens Beachtung verdient.

S


Mit großer Zuverſicht wenden wir uns an Sie,
überzeugt, daß das Ziel, welches wir ver-
; d folgen, Ihre volle Sympathie haben wird.
was wir wollen, das iſt, die unerträglichen Leiden der
Burenfrauen und Kinder lindern, welche dort in den Kon-
zentrationslagern in einer mehr als unmenſchlichen Weiſe


die einzige Chatſache, daß in dieſen Transvaaler Mord-

lagern ſchon über 13000 Kinder erlegen ſind. In dieſem
wilden Strauß, dem die ganze Welt zuſieht, ohne daß
Menſchengewalt ihm Schranken ſetzen zu können ſcheint,
wollen wir alle Diejenigen unterſtützen, welche unſere
Hülfe erreichen kann, damit nicht Alle umkommen.

Es würde heißen das Künſtlerherz verkennen, wenn
wir es zu Wohlthätigkeit auffordern wollten, wiſſen wir
ja doch, wie er, der Künſtler, vermöge ſeines ſtarken
Empfindungslebens, mehr als ſo viele Andere Antheil
nimmt an den Leiden dieſer Unglücklichen. Wo es ein
Werk der Liebe gilt, wie hier, da klopfen wir voller Hoff-
nung bei Ihnen an, da wir ſicher überzeugt ſind, daß Sie
uns aufthun werden.

was wir von Ihnen wünſchen? Ein Werk von
Ihrer Hand. Zu den Malern und Bildhauern der Nieder-
lande treten wir, gleichwie zu denen des Auslandes, und
bitten um Kunſtwerke für eine Lotterie, deren Ertrag da-
zu angewendet werden ſoll, die Lage der armen Dulderinnen
in Süd-Afrika erträglicher zu machen, deren Dertrauen
auf ihrem unerſchütterlichen Glauben, aber auch auf
uns beruht.

viel iſt ſchon gethan worden, aber es bleibt noch
mehr zu thun übrig. Und während dort, Dank der un-
würdigen „Proklamation“, das Elend nur immer ſchlimmer
wird, wird es bei uns, die wir ſchon ſo viel geopfert
haben, immer ſchwerer, neue Beiträge zu ſammeln. Da
kam uns die Idee, uns an Sie zu wenden und uns Ihre
mächtige Hülfe zu erbitten — für diejenigen, welche in
diefen Lagern namenloſen Leidens ſich bemühen, ihr Da-
ſein noch zu friſten, bis die Kämpfer für Recht und Erei-
heit geſiegt haben oder, wenn das ihr Schickſal ſein ſoll,
gefallen ſind.

wir ſind überzeugt, daß, wo es hier gilt, dieſe Armen
zu unterſtützen, wir nicht vergebens an ihr Mitleid appel-
liren werden.

Haag, November 1901.

Der Ausſchuß für die internationale Lotterie von

Kunftwerfen : **

Dr: W. de Bidder, Vorſitzender. S. H. L. J. de Korte,
Schriftführer. Ihr. Dr. F. Beelaerts van Blokland,
Ihr. Dr. C B. J. van Haeften.
Unterfertigte unterſtützen dieſe Bitte von ganzem Herzen
und mit aller Energie.

H. w. mesdag, Dorſitzender von Pulehri Studio. Joſeph
Israols, Vorſitzender der holländiſchen Geſellſchaft der
zeichnenden Künſte. B. W. Janſen, Vorſitzende von Arti
et Amieitiae. Frau Annie Botha, Gemahlin des Generals
Louis Botha. Gräfin van Bplandt, geborene Uomteſſe
van Kechteren-Limpurg; Kaffenführerin des Amajuba-
Komites. Baronin A. van Harinxma Thoe Slooten, ge-
borene Baronin Collot d'Escury; Ehren-Hräſidentin des
Niederländiſch-Südafrikaniſchen Vereins.

G. A. A. Middelberg, Präſident des Niederländiſch-Süd-

* afrikaniſchen Dereins. x

* *
2

ı. Die Ziehung der Lotterie der eingeſchickten Kunft-
werke wird ſtattfinden im Beiſein eines Notars, nach Be-
kanntmachung des Datums und des Ortes.

2. vor der Ziehung wird im Haag eine Ausſtellung
der Kunſtgegenſtände veranſtaltet werden.

3. Der Ausſchuß iſt geneigt, in ſeinem Burean,
Molenſtraat Vr. 4, die für die Lotterie beſtimmten Kunft-
 
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