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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 7
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Zimmern, Helen: Die Promotrice-Ausstellung in Rom, [1]
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Plehn, A.: Schwedische Kunsthandarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0120

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— ein Mann, der ſich zu keinerlei Konzeſſionen an
den Geſchmack des Publikums herbeiläßt.
Ein ganz erheblicher Fortſchritt macht ſich da-
gegen in der Landſchaft bemerkbar, wenn auch der
fkandinaviſche Einfluß nicht nur in der Wahl der
Motive, ſondern auch in Auffaſſnng und Behandlung
nicht überall im günſtigen Sinne fühlbar iſt. Anſtatt
den ſonnigen Charakter ihrer in Licht und Glanz ge-
tauchten heimiſchen Landſchaften wiederzugeben, ziehen
die jüngeren Ztaliener es nur zu oft vor, ſie ſo zu
malen, wie ſie zu abnormen Zeiten erſcheinen, von
Begen überſchwemmt oder in herbſtliche Nebel ge-
hüllt. Unter den Landſchaftern älteren Stils verdient
Surdi Anerkennung. Auch Piccioni, Beniscelli
und Biseo ſind gut vertreten, letzterer mit einer
höchſt bemerkenswerthen Skizze „Wüſte“, wo der
Eindruck der Dürre und der ſengenden afrikaniſchen
Sonnengluth wunderbar erzielt iſt. Ebenfalls vor-
trefflich ſind die poetiſchen Landſchaftsbilder Nor-
berto Puzzinis, der zu der Gruppe jüngerer
Maler zählt, deren erkorener Führer und Meiſter der
Römer Giovanni Coſta iſt. Damit komme ich zu den
Aquarelliſten, während ich bisher nur von der Gel-
malerei ſprach. Und doch haben die römiſchen
Künftler feit den letzten Jahren im Aquarell eigent-
lich mehr Gutes geleiſtet. Betritt man die den
Aquarellen gewidmeten Räume, ſo iſt die erſte
Wirkung die einer wohlthuenden Ruhe füw die von
den vorher geſchauten oft recht grellen Tönen an-
geſtrengten Augen. Eine zarte Pinſelführung und
echt künſtleriſche Auffaſſung, wie Battaglia, Bom-
ptani, Santoro, Ferrareſi, Pascucci und
noch verſchiedene Andere in ihren „modernen“
Candſchaften — wenn ich mir diefen Ausdruck bei
Motiven erlauben darf, die der Natur angehören, —
zeigt auch Luigi Bizzani bei ſeinem Beſtreben,
antike römiſche und pompejaniſche Szenerie zu
ſchildern. Einige noch haben verſucht, ſtarke, um
nicht zu ſagen grelle Tinten in die Waſſerfarben-
technik einzuführen, aber hierdurch vielfach eine ſelt,
ſame und unnatürliche Morbidezza bewirkt. Ercoli-
Simoni, Cipriani befinden ſich unter dieſen, wie die
durch Sonderſäle geehrten Pio Joris und Petiti.
Pio Joris' ſtarke Seite iſt das Kolorit, und darauf-
hin wollen ſeine Schöpfungen beurtheilt ſein. In
ſeinen Kirchenfeſt⸗Szenen, ſeinen Uerzenlicht-Effekten,
ſeinen Dämmerungs-Studien, ſeinen grell von der
Sonne beleuchteten Straßenbildern, ſeinen lachenden
Meerlandſchaften, ſeinen in lebhaften Tönen gemalten
Stoffen und Gewändern — überall bekundet er ſich in
erſter Linie als der Meiſter des Farbenſtudiums um
der Farbe willen. Er ſchwelgt im Licht und in
kräftigen Kontraſten, und ſind auch ſeine Experimente
oft gewagt und nicht immer anziehend, ſo liegen
ihnen doch ſtets ſorgfältige Beobachtung und künſtle-
riſches Empfinden zu Grunde. Bei Petiti dahingegen,
der eine Sammlung von Landſchaften ausgeſtellt hat,
zu denen die Motive verſchiedenen Gegenden Italiens
entnommen ſind, kommt zuerſt das Gefühl und dann
die Farbe. Jede ſeiner ländlichen Szenen, jeder
Baum, jede Blume, jedes Stück See und jeder Fleck
Himmel athmet einen Hauch reinſter Poeſie, der
Poeſie in der Vatur, die der Maler aus ſeinem
innerſten Verſtändniß heraus dem Beſchauer ver-
ſtändlich zu machen weiß. Die Werke dieſer beiden
Meiſter gehören wohl mehr der älteren als der
neueren Bichtung an, ſind aber darum nicht minder
hoch zu ſtellen . — — —
Ein Schlußartikel folgt.)

Schweclſche Kunſthandarbeiten.

Don A. Plehn.

Nachdruck verboten.

us Skandinavien ſind in den letzten Jahren die

beſten Anregungen für die Teppich- und Stoff-

wirkerei nach Deutſchland gekommen. Wicht
Scherrebeck allein hat einen Aufſchwung der Technik er-
lebt, ſondern auch in Berlin und an verſchiedenen anderen
Plätzen ſind Ateliers und Schulen für Bildweberei
gegründet worden. Aber ſie haben bisher ihre Erzeng-
niſſe nicht in dem Maße verwerthen können, wie es im
Intereſſe der ſowohl künſtleriſch wie techniſch beachtens-
werthen Höhe dieſer Leiſtungen wünſchenswertk wäre.
Bei uns iſt der Gebrauch, ſeine Wohnung mit ſolchen


weiterem Umfang einbürgern ſollte.

Anders in den nordiſchen Ländern. Dort iſt die Tra-
dition der Weberei als Haus- und Volkskunſt niemals er-
loſchen. In den einſam liegenden Behauſungen der
ſchwediſchen Landſchaften Schonen und Delekarlien ſaßen
noch Anfang der ſiebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
Frauen und Mädchen, welche nach altüberlieferten Muſtern
Gewebe herſtellten, die ſich durch kräftige Farben und
geſunde, einfache Formen fehr vortheilhaft von dem unter-
ſchieden, was in Gegenden mit induſtriellen Betrieben auf
fabrikmäßigem Wege geleiſtet wurde. Und nicht vor dem
Webſtuhl allein, auch mit der Nadel regten ſich die flei-
ßigen Finger und ſchafften Stickereien, die zwar anſpruchs-
los, aber gerade darum geſchmackvoll waren.

Die Weltausſtellung von Wien im Jahre 1875
brachte dieſen Arbeiten einen durchſchlagenden Erfolg und
gab damit die Anregung, den ſo lange ziemlich im Der-
borgenen geübten Künſten die Augen der Oeffentlichkeit
zuzuwenden. Es wurde in Stockholm ein verein gegründet:
Handarbetetsůänner nannte er ſich, zu deutſch: Freunde
der Handarbeit.

Er ſtellte ſich die Aufgabe, die alten Muſter mit mög-
lichſter Vollſtändigkeit zu ſammeln und Intereſſe wie
Fertigkeit für dieſe Bandarbeiten zu fördern. Dem letzten
Zweck diente eine Schule, welche ſich ſo gut entwickelt hat,
daß ſie jährlich 200 Schülerinnen ausbildet. Und im
Gegenſatz zu den Erfahrungen, die wir bis jetzt in Deutſch-
land mit ähnlichen Beſtrebungen gemacht haben, fand ſich
bald ein reges Intereſſe für die nationale Volkskunſt. In
Norwegen iſt es ähnlich gegangen Es handelte ſich eben
nicht um den Import eines neuen Lurxus, ſondern um
die zielbewußte Pflege einer Sitte, die noch in dem Leben
der Kation wurzelte. Der Stolz des ſeltener von den größeren
Nationen beachteten Landes, nun einmal in Europa Auf-
ſehen erregt zu haben, mochte das Seinige dazu beitragen,
um die gemeinnützigen Beſtrebungen zu fördern. Einfluß-
reiche Perſonen halfen durch perſönliche Mitarbeit oder
pekuniäre Beiſteuern; der Staat ſelbſt gab ſeine Aner-
kennung durch Gewährung eines Jahreszuſchuſſes an den
verein zu verſtehen. So fährt die ſchwediſche Kunſthand-
arbeit fort, nicht nur im eigenen Lande an Bedeutung zu-
zunehmen, ſie gewinnt auch im Ausland immer mehr an
Ruf. Die Pariſer Ausſtellung bewies es, daß die dreißig
Jahre ſeit dem erſten Erfolg nicht ungenützt verſtrichen


Deutſchland das zu finden, was den verwandten deutſchen
 
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