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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 12
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Ein Grundanstrich für Holzmalerei
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Kunstbrief
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— „«2


EinSrundanifrich für Holꝛmalerei.

Nachdruck verboten)

as Grundiren für die Holzmalerei wird häufig
in ſo unzweckmäßiger Weiſe ausgeführt, daß
— es ange meſſen erſcheint, dieſen Gegenſtand
einmal etwas eingehender zu behandeln. Jede Fläche,
ob alt oder neu, muß unbedingt vor dem Anſtrich mit Sand-
papier abgerieben und dann ſehr ſorgfältig vom Staub
gereinigt wer den. Die Grundfarbe iſt mit gleichen Teilen
Terpentin und Leinöl anzuſetzen und nur ſoviel Trockenöl
beizumengen, als erforderlich iſt, um die Farbe in mäßiger
Zeit zum Trocknen zu bringen. Zuviel Trockenöl macht
die Oberfläche rauh. In der Regel ſind zwei Anſtriche für
altes, drei für neues Holz erforderlich. Nach jedem Anſtrich
muß dieſer, ſobald er trocken iſt, von Neuem leicht mit
Sandpapier abgerieben werden. Vor dem Gebrauche iſt.
die Farbe zu filtriren; man erſpart dann viel Sandpapier,
—nd die Arbeit wird auch ſauberer.

will man Eichenholz malen, ſo iſt für den Grund-
anſtrich beſter franzöſiſcher Ocker mit Bleiweiß zu miſchen
und dann etwas rohe Umbra beizumengen; man erhält auf
dieſe Weiſe eine durchaus natürliche Holzfärbung. Für
hellere Eiche iſt Chromgelb ſtatt Ocker zu verwenden, doch
bleibt dann die Umbra fort. Für dunkle Eiche kann man
der erſteren Miſchung Venetianiſches Roth und etwas ge-
brannte Umbra hinzufügen. Für Querholz oder knorrige
Eiche iſt dieſe Miſchung ebenfalls verwendbar. Will man
grüne Eiche darſtellen, ſo kann man nach „Weſtern Painter“
dies erreichen, indem man einen ganz dünnen Anſtrich von
Chromgrün über helle Eiche legt. Ganz alte oder antike
Eiche erhält man mit einem dünnen Anſtrich von Lampen-
ruß über gewöhnliche Eiche. Die erwähnten dünnen An-
ſtriche können in Oel angeſetzt ſein und müſſen mit einem
Borſtenpinſel aufgetragen werden.

Eſche iſt etwas heller als helle Eiche, und iſt hier
etwas rohe Umbra zu verwenden. Für ungariſche Eſche
verwendet man etwas Chromgelb. Für aſtanie gilt das-
ſelbe wie für Eſche, nur iſt dieſe Farbe etwas dunkler und
mit etwas Both anzuſetzen.
vFuür Ahorn iſt eine helle Grundfarbe weſentlich. Man
füllt etwa zwei Drittel des Farbentopfes mit gut auf-
gelöſtem Bleiweiß, ſetzt einen Theelöffel Chromgelb zu,
ungefähr halb ſoviel gebrannte Sienna und ſehr wenig
Venetianiſches Roth. Es kommt darauf an, einen Grund
zu erhalten, der der Farbe des hellſten Holzes ſoweit als
möglich gleichkommt.

Kirſche kann wie Eſche angeſetzt werden; nur iſt ſtatt
GOcker und Umbra rohe Sienna zu verwenden. Dies gilt
für natürliche Kirſche. Für gefleckte Kirſche iſt ein Grund
von gelbem Gecker mit ODenetianiſchem Roth zu tüpfeln.
Dunklere Schattierungen von gefleckter Kirſche erfordern
kein Bleiweiß. Niemals ſollte zum Grundiren Indiſches
Roth verwendet werden, da es nicht transparent iſt, und
daher ſolch Grund immer ſchmutzig ausſieht. Für alte
Uirſche oder Walnuß kann der Farbe etwas Mennige bei-
gemengt werden; man muß dieſelbe dann aber von Zeit
zu Zeit gut umrühren.

Um Mahagoni zu malen, muß man für den Grund
gelben Ocker, Venetianiſches Roth und Mennige verwenden.
Für Roſenholz-Grund nehme man Chromgelb, Mennige
und Venetianiſches Roth. Bei Zppreſſe iſt der Grund

etwas dunkler und enthält mehr Gelb als bei Eiche. Harte
oder gelbe Fichte erfordert denſelben Grund wie Eiche, nur
ein wenig mehr Gelb. Tanne erfordert etwa denſelben
Grund wie Eſche.

Hd.

8
Kunſtbrieſ.

— 41 Q I

ie Gepflogenheit, das geſammte Lebenswerk von
Künftlern, deren Kunſtſchaffen bereits der

2 Vergangenheit angehört, der Nachwelt wieder
vorzuführen, hat zu dem Syſtem der ſog. „hiſtoriſchen Aus-
ſtellungen“ geführt. Zuweilen kommt dabei der Künſtler
zu einem poſthumen Erfolg, den ihm die Mitwelt ſchnöde
vorenthielt. Der Kunſtverein führte in ſeiner 4. hiſto-
riſchen Ausſtellung die aus hieſigem Privatbeſitz geſammelten
werke von Anton Kadl (+ 1832) vor. Als tüchtiger
und fleißiger Landſchafter genoß dieſer Maler im damaligen
Frankfurt einen bedeutenden Ruf. Seine kleinen, grünen
Waldlandſchaften, in der Art der alten Holländer, wurden
wegen der außerordentlich delikaten Detailbehandlung viel
geſchätzt. Individuelle Eigenart war dagegen nicht die
ſtarke Seite dieſes Malers. Aber für den damaligen
Uunſtgeſchmack fällt das Anſprechende, was in ſeiner Auf-
faſſungsart liegt, mehr ins Gewicht, als die mancherlei
Bedenken, die wir heute an dieſen Bildern auszuſetzen
haben. — Von Serien moderner Künſtler nenne ich die aus
faſt achtzig Nummern beſtehende Kollektion von Alois
Penz, einem erſt kürzlich aus Graz nach Frankfurt überge-
ſiedelten Künſtler. Landſchaften, Paſtellbildniſſe, Figuren-
bilder nebſt kleinen Zeichnungen und Studien zeigen eine
ſehr verſchiedene Auffaſſungsart; man hat das Gefühl, als
ſei der Maler noch ſelbſt im Unklaren über ſeine indivi-
duelle Richtung. Neben realiſtiſchen Farbenproblemen aka-
demiſche Entwürfe, neben zart verſchwommenen Kinder-
bildniſſen derb koloriſtiſche Studienköpfe — Alles aber mit
einer gewiſſen ehrlichen Art des konſequenten Studiums
durchgeführt. - Jakob Alberts -Berlin zeigt ſich in
ſeinen Sittenſchilderungen als Maler der Halligen. Wir
ſehen das ſchichte Inſelvolk bei ihrer Thätigkeit auf dem
Fiſchfang, in ihrer ärmlichen Häuslichkeit, in der Kirche
und im Freien an der ſturmumtoſten Küfte ihrer einſamen
Eilande. Wilhelm Trübner-Frankfurt bot mit einer
kleinen Serie älterer, noch nie ausgeſtellter Bilder zwar
keine Ueberraſchungen, aber aufs Neue bewunderte ich
wieder die feine Tonbehandlung, die einzelne Arbeiten,
beſonders das „Porträt einer alten Frau“, zu „altmeiſter-
lichen“ Leiſtungen ſtempelt.

Ein künſtleriſches Ereigniß bedeutete die aus 100
Nummern beſtehende Serie der Amſterdamer Künſtler-
gruppe: „Arti et Amicitiae“. All' die großen Namen,
die ſich auf den internationalen Salons der letzten zehn
Jahre Medaillen holten, ſind zu finden: der kühne Kolorift
Breitner, der ſozialiſtiſch angehauchte Armeleutmaler
Israels, Mesdag, der große Poet des Ozeans, und
die feinſinnigen Landſchafter du Chattel, Baſtaert, de
Zwart we U,

Im ideellen Gehalt nüchtern, techniſch bravourös —
das iſt ſo die Quinteſſenz des Geſammteindrucks der
Holländer Was ſie ſchildern, iſt immer daſſelbe: das
 
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