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Die Kunst-Halle — 7.1901/​1902

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Nr. 15
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Frankfurt a. M.: Kunstbrief
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Von Münchener Kunst
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Kunstbrief aus Abbazia
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Berliner Kunstschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.62513#0268
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ir 215

Namen gerichtet. Im Beſonderen wurden Bilder nam-
hafter hieſiger Maler erworben; daneben fehlt aber auch
die auswärtige und ſelbſt ausländige Kunſt nicht. Ein
nolländiſches Städtebild von Karel Klinkenberg-Haag iſt
eine Perle moderner Landſchaftsarchitektur, eine Keihe
Bilder von Spitzweg 7, Stadler, Eeller-Reutlingen, Stäbli
u. A bezeugen die glückliche Wahl der Erwerbungen. . . Drei
kunſtwiſſenſchaftliche Dorträge, die für die Vereinsmitglieder
im Gallerieſaale, während der Winterſaiſon, veranſtaltet
wurden, fanden aufmerkſames Intereſſe.

%
Von Münchener Kunst.

Die letzte Ausſtellung des Kunſtvereins ſchmückt
eine Bleiſtiftzeichnung „Elfenreigen“ von Moritz von
Schwind, deren keuſcher Reiz noch heute unvermindert zu
uns ſpricht. Es iſt dieſe Studie ein Entwurf zu dem
gleichnamigen Helbilde in der Städelſchen Gallerie in
Frankfurt; auch des älteren Eduard Schleich „Regenſtim-
mung“ hat mehr wie hiſtoriſchen Werth; die famoſe
Malerei der feuchten Atmoſphäre löſt Probleme, die gerade-
zu „aktuell“ ſind. Von einigen neuen Vamen, die ich an-
traf, läßt ſich leider nicht allzu Gutes ſagen; ohne eine
gewiſſe Eigenart iſt zwar weder Paul Laubmann, noch
Karl Jantſy-⸗Borvath; aber ſie ſind noch nicht wähleriſch
genug in dem, was ſie für ausſtellungsreif halten. Von
Jantſys Paſtellen ſind die im Spiel der Wellen ſich haſchenden
Nixenweſen flott gemalt; keck in der Bewegung erfaßt,
ohne Anlehnung an nahe liegende Vorbilder. Dem Paradies
fehlt es jedoch an Naivität und Schlichtheit, beſſer ſind
wieder Faunſzenen in Frühlingslandfchaft, etwas bizarr
muthen die Damengeſtalten an. Laubmanns Landſchaften
und das Figurenbild ſind ſo blaß und matt im Aolorit,
daß man ſie beinahe für Gewebe halten könnte. Die Bilder
ſind nicht okne eine gewiſſe beſchauliche Stimmung, am
beſten und friſcheſten wirkt ein weidenbeſetztes Bachufer,
aber der Laubwald 3. B. verſchwimmt völlig in einen grün-
lichen Mollton, als ſei er aus weiter Ferne gefehen.
Guſtav Köhler bringt neben einem größeren, tüchtig ge-
malten holländiſchen Genrebild „Schlimme Botſchaft“ eine
Anzahl kleiner Studienköpfe und Landſchaftsſkizzen, die
recht flott hingeſtrichen und gut geſehen ſind, dies gilt auch
von den Gelſtudien des Freiherrn v. Maſſenbach, von denen
beſonders die Dachauerin von unmittelbarem Beiz iſt.
Uhls individuell geſtaltetem Chriſtuskopfe auf dem Schweiß-
tuche der Veronika fehlt der myſtiſche Timbre, den das
Bild Jeſu hier wohl weniger entbehren kann, als wenn
es ſich um eine Darſtellung Chriſti ohne Wunder handelt.
Derſelbe Künſtler bringt noch eine Uollektion einwands-
freier orientaliſcher Landſchaften. Ein prächtiges Herbſtbild
mit viel Sonne iſt von Müller vom Siel. Ein Entenbild
von H. Mesmer bedarf beſonderer Erwähnung, wegen der
trefflichen Beobachtung des Federviehes und der virtuoſen
Malerei ſowohl des Gefieders, wie des trüben Waſſer-
tümpels. Becht zahlreich ſind gute Porträts; ſo die ſchlicht
gemalten und ſicherlich lebenswahren Männerbildniſſe von
W. Graebheim und Eugen Mever; ein pſychologiſch inter-
eſſantes Porträt eines älteren Herrn bietet Franziska
Bleicher, künſtleriſch ausgeglichener wirkt ihr Mädchenkopf
und ein paar Früchteſtücke von vornehmem Kolorismus.
Flott geſtrichen ſind auch die Frauenbildniſſe von Marie
Baushofer, die ſehr ſicher in der Zeichnung ſind; fein
und flüſſig gemalt iſt der Pelz und das Kleid auf Harveys
Damenporträt. Ernſt Liebermanns Farbſtiftlandſchaften
ſprechen wieder für die Sicherheit ſeines Könnens und die
poeſievolle Erfaſſung der Landſchaftsreize. Heinrich Reiffer-
ſcheid bringt Radirungen von ſchlichter Poeſie. Trefflich
iſt die Hügellandſchaft: „An Eduard Mörike“; einfach in
der Technik, aber es ſind die Motive bei aller Schlichtheit
des Vortrags innerlich empfunden. .. Wilhelm Buſchs
70, Geburtstag wurde durch einen Feſtabend im Künſtler-

nauſe begangen, zu dem ſich die Künftlerfchaft und das
„offtzielle Rünchen' ungemein zahlreich eingefunden hatte.
Wenn auch, abgefehen voͤn der ſchoͤnen Rede Prof. Stielers,
der große Humoriſt neben Bichard Wagner und — Hans
Sachs nur kümmerlich zu Worte kam, fo zeigte das Feſt
doch wie unvergeſſen — neben ſeiner künſtleriſchẽn Schäßung
— Buſch als liebenswerthe Perſönlichkeit in München iſt.

Leopold Guſtav.

Kunsſbrief aus Abbazia,

n Abbazia am Quarnero hat ſich nun auch
eine Künſtlervereinigung gebildet, welche bereits
die dritte Ausſtellung veranſtaltet und in ſtetigem

Aufblühen begriffen iſt. Eine Beihe hervorragender
Künſtler gehören derſelben bereits an, und der kleine Kreis
erhält durch die vielen Maler, welche die Reize des Südens
und der Adria zu Vorwürfen ihres Pinſels wählen, ſtets
neuen Zuſpruch. Die diesmalige Ausſtellung bringt u. A.
eine ganze Beihe vortrefflicher Landſchaften (zumeiſt
Motive aus dem iſtrianiſchen Keſtland oder den Quarneriſchen
Inſeln Luſſin, Arbe, Veglia 2c.) von der in Abbazia
heimiſchen Malerin Leo Littrow, einer der hervorragendſten
öſterreichiſcheu Landſchafterinnen, deren Pinſel die Schön-
heiten des Südens mit beſonderer Kunft und Eignung
wiederzugeben weiß. Meiſter William Ungar, der be-
rühmte Wiener Badirer, gleichfalls ein häufiger Gaſt am
Guarnero, iſt mit einer Beihe ſeiner prächtigen, ſtimmungs-
vollen und techniſch meiſterlichen Radirungen vertreten,
während einer ſeiner Schüler, der hochbegabte Cl. M. Crucic,
durch eine ganze Beihe von Gelbildern, die kräftig in der
Farbe, fein in der Stimmung und geſchmackvoll im Motiv
ſind, ſowie zahlreiche Radirungen und mehrere entzückende,
feine Montypes — ein großes Können und eine tief
künſtleriſche Uatur offenbart. Von den übrigen durch-
wegs tüchtigen Künſtlern mögen erwähnt ſein Marie
Meinsburd, UE W de BeAuclatr CIMn
Anna Lynker, Louiſe Milbacher, Eugen und Gita
Ranſouet, M. Ruppe, Vicolaus Schattenſtein, B.
Scheyrer, C. winkler u. A. Die kleine Künſtlerkolonie
hat mit der diesjährigen Ausſtellung einen ſchönen und er-
freulichen künſtleriſchen Erfolg errungen.

7
Berliner Kanstschaua.

Salon € d. Schulke.

— urch die beiden Nachlaß-Ausſtellungen von
N. Gyſis und Wilhem Dolz lernt das Ber-
liner Publikum erſt dieſe beiden unlängſt ver-

ſtorbenen Münchener kennen, denn die Skizzen, welche die
vorjährige Große Ausſtellung von Gyſis enthielt, hatten
uns doch gar keinen feſten Begriff von ſeinem Können und
Wollen, ſeiner Malweiſe zu geben vermocht. Gewiß zeigen
hier manche Arbeiten eine intereſſante perſönliche Note,
aber koloriſtiſch hängt Dieles deutlich genug mit bekannten
Muſtern zuſammen. In ſeinen Tyroler Bauernſtuben,
ſogar in der dramatiſch-pathetiſchen „Wallfahrt“ einer
Mutter, die ihre ſterbende Tochter unmittelbar vor dem

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