Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 8.1903

DOI Heft:
Düsseldorfer Kunstbericht
DOI Heft:
Keramische Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61999#0142
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
^20

Nr. 8

Die Aunst-^alle.

Zü55elöorfer Xunstbericlit.

lA^^nter den z. Zt. bei Ed. Schulte ausgestellten
Bildern interessiren vornehmlich die Porträts.
Der Düsteldorfer Reusing bietet eine größere
Anzahl, von denen das Porträt eines jungen Mädchens
nicht hlos koloristisch und in der Anordnung gut, sondern
auch vortrefflich in der Wiedergabe der Dargestellten
ist. Damenporträts liegen Reusing im Allgemeinen
besser als männliche Bildnisse; das zeigt er auch in der
eben ausgestellten Kollektion, in der er gut abschneidet
neben einer hervorragenden Sammlung F. A. Kaul-
bach'scher Werke, auf die unsere Leser bereits bei Ge-
legenheit ihrer Ausstellung in Berlin hingewiesen
wurden. Dagegen fallen einige Bildnisse von Meta
Weber ab trotz der Keckheit, mit der sie aufgefaßt und
gemacht sind. Lin Genrebild von Kirberg „Zu jung",
auf dem sich ein gar zu junger Freier der Mutter und
den Töchtern vorstellt, ist koloristisch vorzüglich. Sehr
interessirt ein Bild von Munkaozy „Wäscherinnen";
es erinnert an altfranzösische Landschaftsdarstellungen
von Watteau oder Pater und hat in Ton und Farbe
etwas sehr Reizvolles. Landschaften von Mar Lünten
zeigen vielen Farbensinn, aber die dekorative Behand-
lung der Bilder wird nur flüchtig fesseln können. Einige
Gebirgslandschaften von G. Macoo zeigen den Künstler
von der besten Seite. Bergmann pflegt zu wieder-
holen und kommt ohne Farbe kaum zur Geltung.
weiter sind mehrere Aquarelle von verschiedenen
Meistern anzuführen. Am besten sind Lifelmotive von
Risse und die Landschaften von Max Fritz, Berlin,
unter diesen vor Allem ein Schloß im Grünen und
eine Birkenallee. Ganz gut ist das große Bild „Zwei
Freunde", ein Pferd und ein Hund, von Neuhaus;
weniger gut in etwas roher Ausführung ein Pferde-
bild „An der Schwemme" von Koller. Der Gebhardt-
schüler Feldmann giebt eine Passionsszene in der Art
seines Meisters, der hier selbst mit dem älteren Bilde
„Altdeutsche Hausfrau" vertreten ist, die die Züge von
Gebhardt's Gattin besitzt. Die im Geiste der Schwind-
schen Epoche aufgefaßten „Deutschen Landschaften" von
Ernst Liebermann waren, wie die Porträts von
F. A. von Kaulbach, zuvor in Berlin zu sehen.
Eine sehr subtile Arbeit ist „Der Markusplatz zu
Venedig mit dem Campanile" von Th. Groll; das Bild
ist eine absolut präzis gezeichnete und ebenso solide ge-
malte Vedute mit sehr hohem Horizont. Alles ist bis zur
tadellosen Durchführung gemalt, die Architektur sowohl
wie die Staffage leuchtend im Kolorit und trotz aller
Schärfe nicht hart und von malerisch guter Wirkung.
So etwas will gekonnt sein, und es gehört unendlich
viel mehr dazu als zu den gewiß nicht ungeschickt ge-
machten Darstellungen verschiedenen Genres von Dirks,
die, zu einer Kollektion vereinigt, in der Kunsthalle
hängen. Die dekorative Mache, vereinigt mit einem
schönen Farbensinn, bringt da einige vorzügliche
Wirkungen hervor; aber wozu die Menge von
Werken, von denen keines absolut zu fesseln weiß.
Ehr. Kröner bringt ebendort vier kleinere Werke mit
wild und Wald in seiner bekannten Art. Lin großes
Waldbild, Buchen und Eichen mit seichtem Bache, von
Heinr. Deiters ist ganz herbstlich mit goldenen
Lichtern in den Buchen gehalten; so sieht der deutsche
Wald aus. Waldbilder ähnlich intimer Art hat auch
H. Böhmer ausgestellt. Line Sammlung kleiner
Bilder von G. Iernberg zeigt reizvolle Stimmungen;
anscheinend sind es Skizzen nach der Natur.

Berechtigtes Aufsehen erregte gelegentlich der von
der deutschen Großindustrie am (3. Dezember H9O2 im
Kaisersaale der Tonhalle veranstalteten Krupp-Ge-
dächtnißfeier eine von dem Düsseldorfer Bildhauer
Professor Llemens Buscher geschaffene plastische
Gruppe. Sie war auf dem großen Podium der Ton-
halle, umrahmt von einer von dem Theatermaler
Hacker ausgeführten romanischen Hallen-Dekoration,
den Ausblick in eine ernste, weite Abendlandschaft ge-
stattend, inmitten eines Lorbeerhains in äußerst günstiger
Belichtung aufgestellt. Der weiße Gips wirkte, durch
das warme Licht seiue Härte verlierend, sehr günstig.
Die Ausführung der Gruppe war in kurzer Zeit be-
werkstelligt worden, nicht zum Schaden des Werkes,
das, impulsiv erfaßt, in einem großen Zuge durch-
geführt sich zeigte. Impulsiv erfaßt war der geistige
Gehalt des schönen Werkes, sein Gedanke, der eng sich
anschloß an den Gedanken der denkwürdigen, am
26. November auf dem Bahnhof zu Essen gehaltenen
Kaiserrede. An diese knüpfte Buscher an: Auf einem
abgetreppten Unterbau steht ein schlichter, romanischer
Sarkophag mit dem Medaillonbildnisse Krupp's; vorn
seitwärts steht ein junger Ritter in voller Rüstung,
den gewaltigen Zweihänder in der Rechten, die Linke
ausgestreckt mit dem Schilde über dem Sarkophag
haltend, auf welchen ein großer Mantel hinabgefallen
ist. Entblößten Hauptes, mit schmerzbewegten, aber-
entschlossenen Zügen, in aufrechter, männlich starker
Haltung steht er da, bereit, Jeden von der letzten Ruhe-
statt des Dahingeschiedenen fernzuhalten, der als Wider-
sacher das Andenken des Freundes schmähend anzugreifen
wagen sollte.
I- I. N.

keiclienlrerg i.
Rersmircke Mrztellung.
Nordböhmischen Gewerbe-Museum wurde kürzlich eine
JA große keramische Ausstellung eröffnet, welche sämmt-
liche verfügbaren Räume vollauf in Anspruch nimmt, ja
sogar die Delogirung eines Ccheiles der ständigen Sammlungen
erforderlich machte. Die Ausstellung zerfällt in zwei große
Gruppen, nämlich in die moderne und die retrosxektiveAbtheilung,
welche beide in sehr stattlicher Weise beschickt worden sind.
In der modernen Gruppe fesselt zunächst eine schöne Kollek-
tion der Kgl. Porzellanfabrik von Kopenhagen, welche unter
den dänischen und holländischen Arbeiten (Hansen Iakobsen aus
Kopenhagen, Mendes da Costa, Amstelhoek, „De Distel" in
Amsterdam, Rozenburg im Haag, Utrecht, Thooft L Labouchere
in Delft und C. Brouwer in Leiden) ebenso den Mittelpunkt
bildet, wie S. Bing in der französischen Gruppe. Obwohl
hier z. B. Bigot, Tascile Doat, Clement Massier und vor Allen
Lmile Muller auch als selbstständige Aussteller auftreten, ist die
große Serie, welche Bing zur Ausstellung brachte, schon des-
halb von besonderer Bedeutung, weil in ihr fast alle künst-
lerisch bedeutenden keramischen Unternehmungen des heutigen
Frankreich sehr anschaulich vertreten sind, ebenso die Haupt-
firmen Amerikas, besonders die Rookwood Pottery, deren kon-
tinentaler Vertreter bekanntlich Bing ist. Unter den Franzosen
 
Annotationen