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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 23
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Kunstchronik
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Ausstellung
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Die Aunst-Halle.

Nr. 23

362

Kunst- und Raritätenhändlern zum Rauf angeboten werden
wird.
* Goldbach (Baden). In der kleinen vorromamschen
Kirche (Siivesterkapelle) wurden nun auch im Langhaus
Ueberreste von w and g emälden aus dem t«. nachchristlichen
Jahrbundert anfgcdeckt. Die vor längerer Zeit vom Dialer
V. Mezger aufgedeckten Apostelfiguren im Chor gehören der-
selben Zeit an.' Die acht Langhausbilder schildern die wunder-
baren Thaten Christi. Darüber sieht inan Brustbilder mit
lateinischen Inschriften.
* Königsb erg i. pr. plötzlich gestorben ist hier der
Besitzer des durch seine Kunstsammlungen bekannten Gutes
Leynuhnen bei Darkehmen, Porst v. Farenheid-Beynuhnen.
* Kopenhagen. Kaiser Wilhelm widmeie dein König
Christian kürzlich ein künstlerisches Geschenk. Ls ist ein Porträt
des Kaisers, das durch die Zusammenarbeit des Pofporträt-
malers Noster und des Marinemalers Prof. Bohrdt entstanden
ist. Das Bild zeigt den Kaiser in der dänischen Admirals-
uniform und mit dein blauen Bande der Ritter des Elefanten-
ordcns, stehend auf der Kommandobrücke eines deutschen
Kriegsschiffes, das auf die Kopenhagener Rheede hineinläuft.
In der rechten pand hält der Kaiser put und pandschuhe
und unter den: linken Arm das Fernrohr, während die pand
auf dein Säbelheft ruht. Im pintergrunde sieht man deutsche
und dänische Kriegsschiffe, wie auch die kaiserliche Jacht
„pohenzollern"; nebeneinander flattern im winde die deutsche
Kaiserflagge und der Dannebrog. Im Vordergründe sieht
man eine große dänische Panzerbatterie.
* London. Der National-Gallery wurde neuerdings ein
Porträt des italienischen Dichters Ariost, angeblich von
Tizian, einverleibt. Ls soll wundervoll in der Vertheilung von
Licht und Schatten und des größten Nalers in der That würdig
sein. Das Gemälde ist aus Mitteln der Regierung und durch
private Unterstützung angekauft worden. Ls gehörte Sir-
George Donaldson, der es aus der Sammlung Darnley für
600 ooo M. kaufte und dein Staate für denselben Preis über-
ließ. Von dieser Summe wurden 370 ooo N. von Kunst-
freunden durch Subskription aufgebracht. — Daß die sog.
Fresken im Parlamentsgebäude immer mehr verblassen
und verschwinden, erklärt sich vor Allem daraus, daß die Bilder-
nichts mit echtem ul k-aseo zu thun haben, sondern in einer
Surrogat-Technik hergeftellt sind. Die berühmtesten stellen die
Schlachten bei Waterloo und bei Trafalgar dar, und zwar
Blücher's und Mellington's Zusammentreffen nach der Schlacht
bei Waterloo und Nelson's Tod. Sieben Jahre lang hat
der Maler Daniel Maelise an den beiden Wandgemälden ge-
arbeitet.
* München. In der Pfarrkirche zu Gräfelfing bei
Planegg wurden am 7. August Nachmittags zwei werthvolle
Altargemälde aus dein Rahmen geschnitten und gestohlen.
Beide Bilder sind auf Leinwand in Gelfarbe ausgeführt, und
stellt das eine das Martyrium des hl. Sebastian dar, welcher,
nackt an einen Baum gebunden, mit Pfeilen beschossen wird,
während das andere die heilige Mutter Anna (in bräunlicher
Kleidung mit einem weißen Tuch um den pals), mit dein
rechten Arm das stehende Jesuskind umfassend, darstellt.
Leide Bilder sind in Kniehöhe, und zwar in einer pöhe von
6H em und einer Breite von 52 ern ausgeschnitten.
* Nürnberg. Museum von Meisterwerken der Natur-
wissenschaft und Technik. Die städtischen Kollegien haben be-
schlossen, für das Museum ein Gemälde zu stiften, das ein
wichtiges Lreigniß in der Entwicklung der deutschen Technik,
nämlich die Eröffnung der Eisenbahn zwischen Nürnberg und
Fürth, darstellen wird. Nit der Ausführung des Gemäldes
(8 ua X H ro) ist Prof, peinrich peim von der Kunstschule
betraut.
* Paris. Lin Dir. Bareilher hatte Kaiser Wilhelm II.
eine werthvolle Gemälde- und Gobelinsammlung testamentarisch
vermacht. Der Kaiser lehnte das Vermächtnis) ab, das nun
dem Louvre und dem Gobelin-Museum zufällt, die der Erblasser
als Erben bezeichnet hatte, falls der Kaiser die Erbschaft
zurückweise. — Das große Triptychon von Detaille „la eliant
cku üspart" (der Auszugsmarsch), das der Ausschmückung
des Pantheons den Abschluß geben soll, ist nun in der
Skizze fertig, lieber den Bataillonen Freiwilliger, die in den
Kampf ziehen, von alten, in Schlachten ergrauten, würdigen
Veteranen geleitet, schwebt die Siegesgöttin, die das von vielen
Kugeln zerfetzte Banner Frankreichs wehen läßt. Ein fort-

reißender Zug heiliger Begeisterung lebt in dem bewegten
Rhythmus dieser Massen.
* Straßburg i. E. Der 8. internationale kunst-
historische Kongreß, der am 22.—2^. September hier statt-
finden sollte, hat wegen örtlicher Schwierigkeiten abgesagt
werden müssen. Für ts>06 ist der Kongreß nach Stockholm
eingeladen.
* Berlin. Sezession, wieder tritt ein Projekt für ein
neues A usste llun gsg eb äud e an die Geffentlichkeit und
spiegelt sich selbstgefällig in den Spalten der Tagespresse.
Dieses Mal ist es eine eigene „Gesellschaft von Kunstfreunden",
die das Gebäude am Kurfürstendamm errichten will, uni es
dem „Deutschen Künstlerbnnd und der Sezession zur Verfügung
zu stellen, ohne daß sich die Künstlergesellschaften zur Tragung
eines Risikos verpflichtet haben". Das klingt schön und hoff-
nungsvoll. Nur fällt auf, daß die Personen, die an der Spitze
jener anonymen Gesellschaft stehen und das neue Unternehmen
betreiben, dieselben sind, welche auch die Geschäfte des Künstler-
bundes und der Sezession besorgen. Warum also diese Nas-
kirung vor dem Publikum: sie regt zu mancherlei ver-
muthungen an.
* Berlin. Ed. Schulte. Als letzte Neuheiten waren
zu notiren: Kollektionen des Frankfurters Wilhelm Stein-
haufen, der in München lebenden Maler Cairati und R. Pietzsch,
sowie von Emil Nolde und Brnno Richter. Die Münchner
E. perzig nnd K. Iäzsa find mit Griginal-Polzschnitten vertreten.
* Braunschweig. Salon Dörbandt: Kollektionen
A. Volkmann, Degouve de Nuncques, Zeichnungen von
A. Sachetto re.
* Breslau. Kunstverein-Lichtenberg. Die perbst-
ausstellung wurde bereits am 28. August eröffnet.
* Brüssel. Die Regierung bewilligte einen beträchtlichen
Zuschuß für die t°>05 in Antwerpen geplante historische Aus-
stellung des Jakob Iordaens-Werkes.
Chemnitz. Die Kunsthandlung G. Ge rst enbe rger
hat eine permanente Ausstellung mit Werken namhafter
Künstler neuerdings eröffnet.
* Dresden. Kunstsalon Ernst ArnoI d. Gemälde von
Karl Rahtjen, die mit den von dem Künstler erfundenen neuen
Malstiften gemalt sind. — Emil Richt er's Kunstsalon:
pandzeichnungen von Münchner Künstlern, 200 Arbeiten, u. A.
von w. Georgi, Fritz Lrler, Rud. Wilke, p. Roßmann,
M. Feldbauer, w. Caspari, Leo Ritz, K. M. Eichler und
Ad. Münzer.
* Florenz Eine Ausstellung italienisch-byzan-
tinischer Kunst wird sür März bis Ende Juni (Y05 vor-
bereitet.
* Frankfurt a. M. Kunstverein: Neucröffnung der
Ausstellung zu Anfang September — Salon permes: In
Vorbereitung für Ende September eine große Lenbach-Aus-
stellung. — Bei Rud. Bangel: Simplizissimus-Zeichner. —
Bei Goldschmidt und Schneider neue Werke namhafter
Künstler.
paag. Im Palais „Buitenruft" wurde ain ). August
eine interessante Ausstellung für Niederländisches Kunstgewcrbe
eröffnet.
* Karlsbad. Dis am 8. August im potcl „Posthof"
eröffnete deutsch-böhmische Ausstellung brachte Werke von
G. Mar, Löwit, Korzendörfer, F. pegenbart, w. Ziegler,
F. Wahle u. A.
* Köln. Der neue Verband der Kunstfreunde in den
Ländern am Rhein wird hier seine erste „rheinische" Ausstellung
t<M5 veranstalten. Sie soll am Juni eröffnet werden und
den neuen städtischen Ausstellungspalast einweihen. — Bei
Ed Schulte: Kollektion Louis Legrand.
'^Leipzig. K u n st v e r e i n: Neue Werke von R. Schramm-
Kittau (Geflügelbilder) und G. wiesinger - Florian. — P. 6.
Beyer L Sohn: Ausstellung neuester französischer Graphik.
— F. w. M i tt e n t z w e i - w i n d s ch: Kollektion Gemälde
von Vr. Müller-Kurzwelly. — Die Ausstellung Del Vecchio
war kurze Keit geschlossen.
München. Der Lokalverein München I (Künstler-Ge-
nossenjchaft) entsandte den Marinemaler Prof. 6. v. Petersen
als Preisrichter zur Weltausstellung in St. Louis.
 
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