Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

DOI Heft:
Heft 12 (Dezember 1938)
DOI Artikel:
Böttcher, Robert: Plastische Arbeit deutscher Jugend
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0250
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
stellc, währcnd cs die Malcrei mit dcr „schwieribcren"
tlebcrsetzung des „Erschcinunysbildcs" in die Fläche ;u
tun habe.

wie geht es dcnn dem kleinen „Modellierer", der ja in
doppeltem Sinne klein anzufangen pflegt. Er hat nur ge-
ringe Mcngen Rnetmaffe und hanticrt dainit irgcndwo
vor sich hin. Er quält stch mit dem kleinen Ropf, der
Bildnisbüste, der Standfigur oder der Ficsurcngruppe
herum, um sie ähnlich oder §an; natürlich hcraus;ubekom-
men und — endct schließlich bci verquälten „Denkmälcr-
chcn".

Sodann spricht der Verfaffer von den posttiven Rei;en
der plastischen Arbeit und von den besonderen Gefahren,
die ihr innewohnen, und die besonders in oberflächlicher
flüchtiger „Ski;;ierung" und in der Däuschung über die
eigcne Leistung liegen. Am weiteren Rapitel, das die
l.lcberschrift trägt: „wie soll die Arbeit geführt werden?"
;cigt A. de Bruyckcr sodann, wie die im Matexjal ljegei,-

mcntöpsc, Gicßkanne und Schicbkarre knetcn und cinzeln
vor;cigcn.

wir stcllen dcmgcgenüber fest: Rein Rind, das Rnet-
maffe in die ^and bekommt, verfährt aus stch heraus auf
solche Art. Es wird stets damit er;ählen und schildern, d. h.
cin Sinngan;es, an dem cs gefühlsmäßig beteiligt ist, als
kleine wclt aufbauen." Und an anderer Stelle: „^äusliche
plastik, das ist cine besondcrs verwahrloste 2lngelegenhcit.
Man denkc an Nippcs, Aschenbecherfiguren, Ulkfiguren,
Vitrinentiere und Puppen des eleganten Salonkunstgc«
wcrbcs, die Andenkcnvolkskunst kitschigster Art und dic
Sportpreise von Rcgelklub, Rudervercin, Schützengildc
usw. Die Schulc hat hicr erst eine neue Dradition ;u
schaffen! Ahr muß deshalb, die einfachen Gaben ;u echtcr
Gestaltung ;u fördern, als vordringlichste 2lufgabe am
Hcr;en ljegen."

Es soll hicr noch crwähnt werdcn, daß der Versaffcr
a,n Schlriß ein kleincs Rapitel übcr „^andwcrklichcs"

^lus: 2ldolf de Bruyckcc
„plastische 2lrbeit

_ dcutscher Iugcnd"

^!cunjährigcr. Dcr Ton ift so
weich, daß cr sich in der Ulaffe
gcrade trägt. Rleine Zufälligkcitcn
mußtcn ftehen bleiben, weil cin
zwcites überarbciten dic Gesamt-
form gefährdet und viclleicht vcr-
nichtct hätte. Aus der Arbeit
spricht eine lebhafte Formvorftcl-
lung, die der Gliederung gut gc-
recht wtrd.

dcn Gefahren durch rechte Führung überwunden wcrden.
Er gcht abcr auch, was dringend notwcndig ist, ;uerst mit
dcnrn ins Gcricht, die in der plastischen Arbcit noch immer
mcinen, dcn Trott bcibchalten ;u können, der im „Zeich-
ncn" nun wohl cndlich erledigt ist. Doch laffen wir dcn
Vcrfaffcr noch einmal selbst ;u worte kommcn. „Man hat
gemcint, Rinder könncn noch gar nichts „könncn"; man
müßte ihncn crst die clcmentaren Grundformcn beim pla-
stischen 2lrbeiten beibringen, also Rugel, wal;c, Regcl,
Guader usw. Da dics ctwas nackt und unkindesgemäß blicb,
wurden diese Grundformen dann „eingckleidct" ;u Apfcl,
Ruchcnrolle, Zuckerhut, ^ammcr usw. Mcnsch und Ticr
ivcrden als „viel ;u schwcr" gar nicht crst aufgenommen,
oder aber, wcnn cs später doch gcschah, aus den Elcmcn-
tarformcn ;usammcngcsetzt.

Man hat andercrseits das Formcn gänstich cntwürdigt,
indcm man cs nur für gecignct bcfand, irgendwelchc Gcgen-
stände, die sonst im Unterricht vorkamcn, grcifbar ;u illu-
stricrcn. war ;. B. Garten und Gärtner an der Rcihc,
dann mußtcii die Schülcr ^arken, ^ackcn, Blumcn, Blu-

bringt, in dcm er für allc, dencn cs für die plastische Arbcit
in dcr Schulc noch an dcr nötigcn Erfahrung fchlt, An-
gabcn übcr das Material sowic wcrtvolle werktcchnischc
^inwcisc gibt.

;. würdigung des Buches.

wcnn dicscs Buch von dc Bruycker hicr einc bcsondcrc
würdigung crfährt, dann geschicht das ;ucrst, wcil übcr
das Gcbict der kunstcr;ichcrischen Arbeit noch rccht wenig
Schrifttum vorhanden ist, ;u dcm man uneingeschränkt
Aa sagcn kann. ^icr ist wcnigstens für cin Deilgcbiet dic-
scr 2lrbeit, und ;war für das, auf dem bisher bcsonders
vicl gesündigt ivordcn ist, in vorbildlichcr Rlarheit und
Rür;c das hcrausgestcllt worden, was für unscre gcsamtc
Arbcit Richtschnur sein kann. Aeußere Aufmachung dcs
Buchcs, Druck, Schrift und Bild sind ein cinstgcr schöncr
großcr wurf. Dic drei hicr abgcdruckten Bilder aus
dem Buch mit dcn Unterschriftcn dcs Vcrfaffcrs, sowie dic
schönen vcrschicdcntlich in „Runst und Augcnd" gcbrachtcn
ivcitcrcn Arbeitsbeispiclc sprcchcn für stch und crübrigcn
cjn wcitcrcs Eingchcn a»f Ein;elhcitcn.
 
Annotationen