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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 11.1830

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https://doi.org/10.11588/diglit.13628#0045
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N°. 9.

K u n st - B l a t t.

Dienstag, 2. Februar 1 8 3 0.

Notizen über die wichtigsten, dermalen im Vau
begriffenen Denkmale der Architektur in Paris.
Sechster Artikel. Beschreibung der Dcckcn-
und Scitcngcmäldc in den Sitzungssälen des
Staatsraths im Louvre.

Man kennt bereits durch meine frühere Beschreibung
den Zugang zu diesem Lokal; ich füge deswegen nur noch
bei, daß man in das erste Stockwerk dieses westlich gele-
genen Flügels auch vom Hof des Louvre und von dem
Platz äu lUusoe aus vermittelst der beiden Haupttreppen
Henri II. und Henri IV. gelangen kann.

Erster Saal. Er wird künftig als Cinführungssaal
zu dem darauf folgenden großen Saal dienen, und wird
von zwei Seiten je durch zwei Fenster erhellt. Auf den
Pfeilern, welche diese Fenster bilden, sieht mau die Ge-
schichte und die Theologie, beides Composttionen von
Hesse, allegorisch dargestellt. Auf einer der beiden gro-
ßen Scheidewände ist ein Gemälde von Bouillon, das
den Angustus vorstellt, -wie er dem Cinna und seinen
Mitschuldigen vergibt. Diese Composition ist einfach und
wahr dargestellt, auf ihre Ausführung viel Fleiß verwen-
det und nur die Farbe etwas düster. Als Seitenstück hat
Hr. Gnillemvt an einen Zug von Gnade Marc-Aurels
gegen die Rebellen seiner asiatischen Provinzen erinnert.,
Die Disposition dieses Gemäldes ist verständig, doch scheint
Hr. Guillemot seinem Talent nach sich mehr zu Gegen-
ständen von gemäßigtem Charakter, als zu heroischen oder
mythologischen Scenen hinzuneigen; das reelle Geschicht-
liche mag für ihn das Geeignetste seyn.

Auf der, diesen zwei lezten Arbeiten entgegengesezten
Wand hat Hvrace Wer net den König Philipp August
vor der Schlacht von Bouvines dargestellt. Der Monarch
steht in kriegerischer Rüstung neben einem im Frepen er-
richteten Altar, auf den er seine Krone niedergesezt hat.
Vor ihm sind seine Reichsbarone, und in einiger Entfer-
nung gegen die Mitte des Gemäldes hin sicht man zwei
Bischöffe auf Maulthieren, der Eine ist Guo'rin, Johan-
niterritter von Jerusalem und Bischoff von Senlis, dem

der König den Auftrag ertheilt hatte, die Armee in
Schlachtordnung aufzustellen. Philipp scheint in diesem
Gemälde vorzuschlagen, das Kommando demjenigen seiner
Offiziere zu übergeben, der sich geschickter fühle, es aus-
zuüben, als er selbst; ganz natürlich küssen die Barone
ihre Schwerdter und Paniere zum Zeichen der Ehrfurcht
für ihren König, den sie auch für ihren obersten Feldherrn
anerkennen.

Diese sehr ausgebreitete Scene, in der die Personen
des Vordergrundes beinahe sechs Fuß haben, ist mit vie-
ler Klarheit und Leichtigkeit entwickelt. Das kriegerische
Costüm des i5ten Jahrhunderts ist dabei streng befolgt,
ohne daß die Figuren jenes Gepräge von Steifheit hät-
ten, das ihnen eiserne Rüstungen geben könnten. Die
Freimüthigkeit, mit der der König fragt, ob es in seiner
Armee einen in der Kreigskunst erfahrnern Franzosen
gäbe, als er, und der ehrerbietige Anstand, den seine Offi-
ziere, ausdrücken, um ihn in seinem Titel sowohl, als in
seinem Rechte zu bestärken, sind sehr wahr und deutlich
ausgedrückt. Der Falkner und die Hundejungen des
Königs bringen in den Ausdruck der Figuren, so wie in
die Form und Farbe der Kleider viel Abwechslung und
tragen zugleich noch dazu bei, den Geist des Beschauers
in die Epoche zu versetzen, in der die Schlacht von Bou-
vines (25. Juli 1214) geliefert wurde.

Ein Talent, das keine Mühe verräth, ein glänzendes
Colorit und eine besondere Gewandtheit, die Hvrace Vcr-
net besizt, Figuren, Thiere und Landschaften gleich gut
zu malen, geben ihm einen großen Vorzug in Ausfüh-
rung solcher Gemälde, wie das obengenannte. Schon seine
erste Composition im Muse'e Charles X. hat ihm allge-
meinen Beifall erworben, diese zweite nicht minder die
allgemeine Aufmerksamkeit.

Vier Obertheile von Thüren, von Dubufe, dem
Maler der zwei in der lezten Kunstausstellung mit Bei-
fall aufgenvmmcnen Porträts, denen er so anmuthig die
Charaktere „le Souvenir" und „les Regrets" zu geben
wußte, schmücken ferner diesen Saal. Sie stellen Aegyp-
ten, Griechenland, Italien und Frankreich vor. Die Wöl-

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