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Simsen, die mit nachgeahmtem Marmor bemalt sind, ver-
dankt man Hrn. Gassi es.

Zweiter Saal. Dies ist der anssedcl,nieste von al-
len; er ist für die Sitzungen des Staatsraths bestimmt,
und wird durch fünf Fenster erhellt; drei liegen gegen
Morgen und die zwei andern gegen Abend. Das mitt-
lere Fenster dieser lezten Seite wurde am innern Ende
des Geläufes mit einer Bretterwand verschlossen, auf der
man das Porträt des Königs zu Fuß und in Lebensgroße,
von P. @ncrin gemalt, angebracht hat.

An der Decke ist ein kreisförmiges Gemälde, dessen
Einfassung vier Ecken mit Füllungen von runden G-sims-
gliedern bildet, die mit andern kleinen Gemälden und Or-
namenten auf rothem, grünem und Goldgrund verziert
sind. Das Hauptdeckengemälde stellt Frankreich mitten
unter den gesetzgebenden Königen und französischen Rechts-
gelehrten dar, wie es die constitutivnelle Charte empfängt.
Der Meister desselben, Hr. Blondel, hat sein Sujet
nach dem Verfahren, das Correggio zu Parma in Auf-
nahme brachte, behandelt und kompvnirt; man sezt uäm
lich voraus, daß die Decke durchbrochen sep und daß der
Beschauer durch diesen Rahmen eine Scene in der Luft
sehe, deren Personen aber in Hinsicht auf unfern Hori-
zont vertikal gestellt sind, ein Umstand, der den Maler
zur Anwendung der unerwartetsten Verkürzungen zwang.
Betrachtet man das Ganze des Saals, so bringt die Ar-
beit Blondeis einen schönen Effekt hervor.

In den Wölbungen, welche die Decke mit der Sei-
tenwand verbinden, sind eine Menge von Gegenständen,
ebenfalls von B londel komponirt, die sich auf den Haupt-
gegenstand der Decke beziehen. So sieht man z. B. Lud-
wig den Dicken, wie er die ersten Gemeindeurkunden,
und den heil. Ludwig, wie er die pragmatische Sanktion
gibt; ferner Ludwig XIV. als Stifter des Staatsrarbs
und Ludwig XVIII., wie er die Freiheit des Gottesdien-
stes anerkennt.

Der ganze obere Theil, Decke und Wölbungen, sind
mit allegorischen Gegenständen verziert; auf den acht Pfei-
lern des Saals aber hat man Gemälde angebracht, welche
Züge aus dem Leben der Fürsten, Minister und franzö-
sischen Magistratsperfonen darstellen. Rechter Hand, ab-
wärts vom Porträt des Königs, ist der heil. Ludwig
dargestellt, wie er das Recht unter einer Eiche spricht.
Diese einfache Composition des Hrn. Bonget empfiehlt sich
durch Wahrheit des Ausdrucks und der Farben. Das
zweite Gemälde ist von Guillon-Lethi-re, ehemaligem
Direktor der französischen Akademie zu Rom (der jetzige
ist Hr. Hvrace Verriet); auch auf diesem sieht man den
heil. Ludwig, der zu Damiette gefangen sizt und Freiheit
und Krone ausschlägt, die ihm der Emir Octa> anbietet,

welcher den Sultan Moadan ermordet hatte. Das dritte
Gemälde ist von Del«röche; es hat den Tod Duranti's,
ersten Präsibcuten des Parlaments von Toulouse, zum Ge-
genstand; dieser Mann, ein heftiger Gegner der Ligue,
war genöthigt, sich mit seiner Frau und seinen zwei Kin-
dern in ein Kloster zu flüchten, um sich der Wuth der
Volksmenge zu entziehen, die durch den Tod des Herzogs
von Guise erbittert war. Trotz dem Widerstand der Mönche
erniordcten ihn die Aufrührer, nachdem sie ihn seinem
Schlupfwinkel entrissen hatten.

Der von dem Künstler gewählte Augenblick ist folgen-
der: Duranti sizt bei einem Tisch, auf welchem ein Cru-
zifir steht; seine Frau hält mit einer Hand ihr jüngstes
Kind, umfaßt kniend mit der andern den Leib lhres Man-
nes und verbirgt ihr Gesicht in dem rothen (die höhern
Magistratspersonen in Frankreich haben bekanntlich rothe
Röcke) Rock von Duranti. Hinter dieser Gruppe ist eine
andere von zwei Aufrührern, wovon der Eine Duranti
mit der Faust bedroht, während der Andere sich anschickt,
Gebrauch von einer Pistole zu machen, die ein Mönch
aushebt. Rechts von Duranti und seiner Frau ist ihr
ältester siebenjähriger Sohn; das Kind fleht kniend und
mit gefalteneu Händen um Barmherzigkeit für seinen Va-
ter. Im Hintergrund bemerkt man die Mönche, die alle
ihre Kräfte aufbieteu, um die hereindringende Volksmenge
zurückzuhalten. Der Kopf Duranti's ist wegen seines
Ausdrucks von Seelenstärke und Würde höchst merkwür-
dig, indem er durch keinen Anschein von Trotz entstellt ist.
Die Stellung des ältesten Sohnes, der auf seinen Knien
um Erbarmen schreit, und die Gruppe der Volksmenge
und der Mönche hinter den beiden Ehegatten verdienen
die größten Lobsprüche.

. Diese Composition ist ganz dramatisch und alles daran
ist auf den Ausdruck der Gefühle verwendet; man erkennt
leicht, daß Hr. Delaroche seine Kunst mit vielem Fleiß
siudirt hat. Die Ausführung des ganzen Gemäldes ist
kräftig.

Das vierte und fünfte Gemälde ist von Sch netz.
Das Eine stellt den Konsul Vvethius dar, welcher von
seinem Gesänguiß ans, in das er auf Befehl Theodorichs
eingesperrt worden war, von seiner Tochter und Enkel
Abschied nimmt, ehe er auf den Richtplatz geht. Oben
am Gemälde sieht man hinter einem Gitter den Greis,
der seinen Enkel zum leztenmal küßt, den seine Mutter
auf ihre Schultern gesezt hat, damit er seinen Großvater
erreiche. In der rechten Ecke des Gemäldes ist eine alte
Frau mit einem Korb voll Nahrungsmittel, die von nun
au für ihn unnütz sind und in der andern ein Hund, der
den Vater seiner Gebieterin traurig an sieht. Der alte,
zum Tod verurtheilte Vater und sein Enkel, den er küßt,
sind von wunderschönem Ausdruck..
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