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Auf dem fünften Gemälde hat Hr. Schnek in der J
Mitte den Kardinal Mazarin vvrgestellt, den der heran- ^
nahende Tod zwingt, auf einem Kopfkissen ansgestreckt,
liegen zu bleiben; zu seiner Rechten sizt Ludwig XIV., zu
seiner Linken steht der junge Cvlbert. Der sterbende Minister
hält die Hand dieses Leztern, der in einer ehrerbietigen
Stellung steht. Mazarin richtet seine Augen auf den Kö-
nig und indem er den Zeigefinger der rechten Hand er-
hebt, scheint er die Worte auszusprechen: „Ich glaube
„mich meiner Verbindlichkeit gegen Eure Majestät zu ent-
„ledigen, wenn ich Denselben Herrn Eolbert zu meinem
„Nachfolger gebe.» Das ganze Interesse des Gemäldes
ist auf die Person des sterbenden Kardinals gerichtet; die
Neugierde des Königs und die Ehrfurcht des jungen Col-
bert führen die Aufmerksamkeit auf die ernste Figur des
Ministers zurück und geben dieser Scene eine Tiefe der
Empfindung, die den vorzüglichsten Reiz derselben aus-
macht.

(Der Beschluß folgt.)

Lithographie.

Sccnen aus dem Leben Albrccht Dürers von Si-
mon Wagner, nebst Erläuterungen von I. G.
v. Quandt. Dresden, in der Wcltherscken Hof-
buchhandlung, 182Y. Fol. (Mit 7 lithogra-
phirten Blattern von Williard.)

Simon Wagner, geb. zu Stralsund den 25. Au-
gust 1799 und seit längerer Zeit in Dresden lebend, war
ein mit vielem Talent begabter Künstler, der uns den 17.
des Monats Juni v. I. an einem unheilbaren Brustübel
in der Blüthe des Mannesalters durch den Tod entrissen
ward. Er zeigte ein besonderes Talent für Darstellung
häuslicher Scenen, besonders aber solcher, die wir in den
Umgebungen Dresdens in den Wohnungen des fleißigen
Landmanns finden. Wir erinnern uns von den jährlichen
Ausstellungen so manches ländlichen Familiengemäldes,
welches der Künstler wahrheitsvoll aufgefaßt hatte, und be-
sonders stehen uns die ländlichen Bewohner des Dorfs
Loschwitz, welches durch die idyllisch zwischen Berg und
Thal an den Ufern der Elbe gelegenen Wohnungen jeden
Einheimischen und Fremden, besonders den Landschaft-
maler, anspricht, immer noch vor Augen, da der Künstler
mehrere Jahre dort weilte und sich mit der Natur da-
selbst vertraut machte. In der Sammlung Sr. Hoheit
des Prinzen Friedrich, so wie in der des Herrn v. Quandt
befinden sich mehrere seiner Gemälde, so wie auch noch
der Kunstverein zu Dresden im vorigen Jahr ein kleines

Bildchen verlooste, welches an die verwittwete Frau Groß-
hcrzvgin von Weimar kam. Mehrere seiner geistreichen
Studien, die er in Tirol nach der Natur vollendete, sind
in Berlin und Dresden.

Doch der humoristische Künstler, der in den heitern
Tagen seines Lebens auch der altern Kunst und den Ma-
nen ihrer großen Meister huldigte, entwarf im vorigen
Jahr bei Gelegenheit des zu Nürnberg und andern deut-
schen Kunstorten feierlich begangenen Andenkens des großen
Dürer, einige Compositionen, die dessen merkwürdigste
Lebensscenen in sich faßten. Der als Kunstmäcen und als
Verfasser mehrerer Schriften bekannte Herr v. Quandt zu
Dresden, gab zu jenen Blättern die Erläuterungen, die
aus Dürers Tagebuch und aus dessen und seiner Freunde
Briefen und Erzählungen entlehnt sind und wozu v. Q.
manche interessante Bemerkungen für die, welche weniger
mit Dürers Arbeiten bekannt sind, beifügte.

Die lithographische Arbeit des Herrn Williard,
welcher die Originalzeichnungen mit möglichster Treue und
Zartheit in der Mauser von Federzeichnungen oder radir-
ten Blättern wiedergab, verdient alle Lobsprüche, eben so
die übrige Ausstattung deS Merkchens, welches sich jedem
Kunstfreund empfiehlt.

Wir sehen auf dem ersten Blatt den jungen Dü-
rer in der zwar nicht reich ausgestattete» Goldschmidts-
werkstatt seines Vaters, wie er, die Zeichnung ausübend,
vom alten, wohlmeinenden Führer auf die Prinzipien der
Kunst gewiesen wird. Nach dem beigefügten Tert soll ei-
gentlich dieses Blatt die Neigung Dürers zur Ma-
lerei, womit sein Vater nicht ganz einverstanden war,
andeuten.

Das zweite Blatt enthält den lieben Knaben Dü-
rer an der Hand seines VaterS eintretend in die Werk-
statt des Meisters Michael Woblgemuth. Freundlich em-
pfängt der ehrwürdige, an der Staffelei stehende Künstler
den neuen Schüler. .Eine Anbetung der Könige und ein
Eccehomo an der Wand zeigen einige von des Künstlers
Werken.

Das dritte Blatt zeigt uns den mit reinlichem
Reisckleid angcthanen, Portefeuille und geschnürtes Bün-
del tragenden, jungen Dürer auf der Wanderschaft, wie
er auf der Heerstraße »ach'seinem lieben Nürnberg und
den Freunden, die ihn geleiteten, zurückblickt. Auf seinen
Wanderstab gestüzt, lauscht er gleichsam im Schritt immer
haltend auf den Ton der Glocke, die ihm noch im Weich-
bild der Vaterstadt (worauf das an der Straße ange-
brachte Stadtwappen zeigt) ertönet.

Unbedingt möchten wir diesem Blatt den Vorzug vor
den übrige» crtheilen und ihm bei der großen Naturtreue
Register
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