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Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 11.1830

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https://doi.org/10.11588/diglit.13628#0050
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ist der Kaiser Justinian, wie er seine Gesetze entwirft,
von Delacroir gemalt. Der Fürst, der auf feinem
Thron sizt, scheint das zu diktiren, was ihm ein Genius,
der über seinem Haupte schwebt, cingibt; Trebonian, in
einiger Entfernung von dem Kaiser, schreibt das Diktirte
nieder. Hr. Delacroir zeichnet sich bei allen seinen Ge-
mälden durch den Glanz des Colorits aus. Vier Ober-
theile von Thüreu, welche die Genien von Moses, Numa,
Karl dem Großen und Justinian vorstellen, sind von Ca-
minade, dessen Pinsel zart, aber etwas kalt ist.

Vierter Saal. Er ist von drei Fenstern erhellt. An
der Decke ist eine große allegorische Composition von. Man-
zaisse gemalt, in der die göttliche Weisheit, von ihrem
ganzen Gefolge umgeben, sich der Erde nabt, um den Kö-
nigen und Gesetzgebern derselben heilsame Institutionen zu
geben. Diese Gruppe nimmt den obern Thci! des "Ge-
mäldes ein; mehr Rechts sind Genien, Diener der Weis-
heit, welche einen Schleier aufheben, unter-dem die Un-
wissenheit, die Ungerechtigkeit und der Betrug.verborgen
sind. Links bei der untern Einfassung des Gemäldes sind
die Könige und Gesetzgeber von allen Zeitaltern und Län-
dern, z. B. Konsucius, Moses, Solon, Lhkurg,. Semira-
mis, Peter der Große, Washington, Ludwig xVlfl. :c.
Ueber dieser Gruppe, der nüchtigsten in dieser Komposi-
tion, bemerkt man die Könige von Frankreich, welche durch
ihre Befehle, Institutionen und Gesetze am meisten dazu
beigetragen haben, daS Wohl des Reichs zu befestigen.
Dieses..gegen zwanzig Schuh lange Gemälde ist mit der
Kühnheit des Pinsels cmsgeführt, die man an den Arbei-
ten des Hrn. Mauzaisse, eines der geschicktesten Maser
von Paris, zu finden gewohnt ist.

Ans einer der Scheidewände ist die Gerechtigkeit, mit
ihrem Schwerdt bewaffnet, vorgestellt; bei ihr ist einer-
seits der Ueberfluß, anderseits der Gewerbsfleiß; diese
drei Personen steigen zur Zeit der Dämmerung auf die
Erde herab. Das hübsche, gut komponirte Gemälde ist
lieblich ausgcführt und macht seinem Meister, Hrn. AI-
laur dem Jüngern, viel Ehre. Derselbe Künstler kom-
pouirte auch dgs Scitenstück dazu: es stellt einen Mann,

. eine Frau und ihr Kind schlafend dar, während die Ge-
rechtigkeit, die bei ihnen sizt, ihre Ruhe beschüzt. Dieses
Sinnbild zeigt die Gerechtigkeit au, die über die Ruhe
der Welt wacht. Die- schlafende Familie wird während
der Nacht von einem Stern beleuchtet,, der über dem
Haupte der Gerechtigkeit glänzt. Dieses Gemälde ist ei-
nes von denen, welche die Aufmerksamkeit des Publikums
am angenehmsten fesseln. Die Composition ist, wie ich
sage, von Allaur, wurde aber von P. Frank sehr glück-
lich ansgeführt; eiste gute Arbeit von zweierlei Händen ist
bei der Malerei etwas Seltenes, doch die von Allaur
und Frank zeigt die Möglichkeit der Sache.

Am Geläufe (Schmiege) der beiden gegen Westen ge-
öffneten Fenster ist ein Gemälde von Lauere non, das
den Frieden verstellt, welcher die Gerechtigkeit regieren
läßt und den Ueberfluß auf die Erde schüttet; und über
der nahe angebrachten Thüre ist der Genius des Friedens
und gegenüber der des Kriegs, dessen allegorische Figur
glücklich ausgedacht und sorgfältig ausgeführt ist; diese
beiden Obertheile sind von Dejuinne. Auf dem Pfei-
ler, der beide Fenster trennt, hat Hr. Cvntan den Ge-
nius der Künste gemalt.

Auf der Scheidewand, gegenüber den Gemälden des
Hrn. Allaur und Frank, ist an jeder Seite des Kamins
ein Gemälde; links ist die Weisheit unter dem Bilde der
Minerva, von Co!so» ansgeführt, desgleichen das Ober-
kheil einer nahe gelegenen Thüre, das den Genius der
Gesetze vorstellt. Rechts hat Hr. Stenbe die Unschuld
unter den Zügen eines jungen und hübschen Mädchens
dargestellt, die sich in die Arme der Gerechtigkeit flüchtet;
in dieser Composition liegt Naivetät, der Maler hat über-
dies durch die Art, wie er seine Figuren zeichnete und
mvöeliirte, Beweis von Talent gegeben. Ueber einer nahe
hei diesem -Gemälde gelegenen Thüre hat Hr. Stenbe
eine herrliche Figur gemalt, die im Katalog mit dem Na-
men der, Starke bezeichnet war; vielleicht entspricht diese
allegorische Figur nicht vollkommen der Eigenschaft, die sie
vorstellt, bleibt.aber doch eine gute Malerei, die von allen
wahrhaften Kunstkennern und Künstlern geschazt wird. ,

Fügen wir zn dieser beträchtlichen Anzahl von Ge-
mälden im Staatsrath die des Musee Charles x. bei, so
ergibt sich, daß man ungefähr in 18 Monaten 62 Ge-
mälde, an denen man die Verschiedenheit des Talents der
jezt lebenden Künstler Frankreichs wahrnchmen kann, zur
Verschönerung des Louvrd ausgeführt hat; ferner daß mark
in demselben Zeitraum alle innere Dekorationen von 13
Sälen vollendet und alle nöthige Meubles angeschüfft, hat,
um die kostbaren Gegenstände, welche dieses Gebäude schon
enthält, geordnet aufzustellen und vor Beschädigung zn
sichern, Zn keiner Zelt hat sich die Freigebigkeit des Kö-
nigs von Frankreich mehr hervorgethan; dieser Ruhm, den
sich die Krone erworben, ist um so reiner, als die Be-
weggründe, welche diese großen Arbeiten bestimmt haben,
sich auf eine sehr verständige Liebe zn den Künsten stützen.
Eine Menge von alten Kunstwerken, die aus den königl.
Sammlungen kamen, oder von dem König neuerdings er-
kauft wurden, sind nun in der gehörigen Ordnung aufge-
stellt, damit man Genuß daraus ziehen und an ihnen
stndiren könne. Es versteht sich von selbst, daß die Be-
stimmung der Säle des Louvre best Tppus zu der Art
von Verzierung geben mußte, den die Architekten und
Maler dabei,anwenden sollten; auch fühlte man das Be-
dürsniß, die Künstler, die sich in den Schulen von Paris
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