Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N°. 10.

K u n st - B l a t t.

Donnerstag, 4. Februar 1 8 3 0.

Notizen über die wichtigsten, dermalen im Bau
begriffenen Denkmale der Architektur zu Paris.
Sechster Artikel. Beschreibung der Decken«
und Seitcngemälde in den Sitzungssälen des
xStaatsraths im Louvre.

(Beschluß.)

Das sechste Gemälde ist von Thomas. Mau sieht
darauf Buffy-Leclerc, der in den großen Saal des Parla-
ments dringt und den ersten Präsidenten Achille de Har-
lay zwingen will, eine Verordnung eiuzutragen, nach wel-
cher man das Königliche Hans nicht mehr anerkennen
sollte. Im siebenten Gemälde hat derselbe Künstler eine
andere und zwar folgende Revolutionsscene dargestellt; ob-
gleich ein Aufrührer dem Präsidenten Mole ein Pistol ans
die Brust gesezt hat, so antwortet er demselben doch kalt-
blütig: „Wenn Du mich tödtest, so brauche ich nur
„sechs Fuß Erde." Beide Gemälde sind historische Sce-
nen und vorzüglich das Leztere ist malerisch komponirt.
Der Ausdruck, oder vielmehr die vollkommene Ruhe des
Präsidenten Mole ist sehr geistreich dargestellt.

In dem achten Gemälde hat Hr. Ga ssies eine Scene
von derselben Art interessant dargestellt; es ist der Tod
des Präsidenten Vrisson. Er wurde beschuldigt, eine Kor-
respondenz mit den Ketzern unterhalten zu haben, und
wurde deswegen von den Aufrührern im kleinen Chätelet
(dies war ein kleines Schloß auf dem jetzigen Platz du
Chätelet in Paris) ergriffen, und nachdem er daselbst
kniend ein falsches Tvdesurtheil hatte anhören müssen,
wurde er in demselben Saal aufgehängt. Der Künstler
wußte alle diese schrecklichen Umstände zu benützen, um
daraus eine Compvsition zu bilden, die allgemeines In-
teresse erregt. Dieses achte Gemälde ist das lezte in die-
sem Saal und befindet sich linker Hand vom Porträt des
Königs.

Uebergeht man summarisch diesen großen Sitzungs-
saal, so kann man die Hauptanvrdnung seiner Verzierun-
gen nicht genug loben; es herrscht darin überall ein voll-

kommenes harmonisches Ganze. Das Deckengemälde des
Hrn. Bloudel gewinnt durch die Nähe der mit Grün,
Roth und Gold verzierten Füllung, die es umgibt, einen
immer neuen Glanz, und die neun Gemälde, die mit
Einschluß des Porträts des Königs die Pfeiler dieses
großen Saals bedecken, bilden ein Meisterwerk, dessen
Harmonie nicht nur von der Analogie der Gegenstände
unter einander, sondern auch von der Sorgfalt herrührt,
die jeder Künstler anwandte, sich derselben Behandlungs-
wcise zu fügen; daher läßt die Uebereinstimmung, die un-
ter diesen Arbeiten herrscht, sowohl auf das Talent, als
auf den guten Geist der Künstler schließen.

Dritter Saal. Au der Decke hat Hr. Drolling
das Gesetz allegorisch vorgestellt, das in einem Wagen von
Pferden gezogen wird, welche die Weisheit leitet; hinter
dem Wagen gehen der Ueberfluß und der Friede; neben
demselben ist Merkur und vor demselben ein Genius mit
einem Panier, auf welchem die Worte „Cuique suum“
stehen. Das Gefolge der Göttin des Gesetzes berührt die
Erde, auf welcher dieselbe ihre Wohlthaten verbreitet.
Diese allegorische Composition, in der nur Personen aus
der Mythologie figuriren, ist sehr kräftig gezeichnet und
gemalt. Dieser Saal hat nur drei Fenster, zwei gegen
Morgen und eines gegen Abend; in den beiden Ecken der
erster» hat Hr. Dassy einerseits die Starke, anderseits
die Wachsamkeit allegorisch dargestellt. Die Scheidewände
dieses Zimmers sind mit vier Gemälden geschmückt, welche
vier große Gesetzgeber vorstellen. Der erste ist Moses,
der die Tafeln des Gesetzes hält, von Marigny gPnalt.
Gegenüber von ihm ist Numa, der seine Gesetze in der,
der Nymphe Egeria geweihten, Grotte entwirft. Dieses
Gemälde ist von Cognet. Rechts von Numa und jen-
seits eines Kamins, das die Mitte dieser Wand einnimmt,
ist als Seitenstück Karl der Große, welcher seine Capitu-
larien der Versammlung der Franken übergibt, von Schef-
fer dem Aeltern gemalt. Der Haupteffekt dieses Ge-
mäldes ist wohl verstanden, obgleich es wahr seyn möchte,
daß der Kunstgriff, vermittelst dessen der Maler das Licht
auf den Kopf und die Brust Karls konzentrirt hat, nicht
hinlänglich verborgen ist. Gegenüber von Karl dem Großen
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen