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W 91.

Kunst-Blatt.

Dienstag, 13. November 185 2.

Ucbcr Ludwig Schuorr'ö Andreas Hofer.

Dresden und Leipzig, im August 1832.

Das Nation«l-Museuin in Tprol hat im 2ahr
1830 ein Gemälde erhalten, das in mehrfacher Bezie-
hung unsere volle Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.
Es ist von einem vorzüglichen, allenthalben, wo deutsche
Kunst anerkannt und geehrt wird, mit Ruhm genannten
Meister, Hrn. Ludwig Schnorr von Carolsfeld
in Wien,*) und stellt einen Moment aus dem in der
vaterländischen Geschichte ewig denkwürdigen 2«hre 1809
dar, nämlich die Vereinigung der Tproler Landleute
unter Andreas Hofer mit den österreichischen Truppen. ■

Wiewohl nun schon in dem „Boten von und für
Tvrol und Voralberg" unter den vaterländischen Kunst-
nachrichten Herr vr. Schüler von diesem Gemälde eine
ausführliche Bescheibnng gegeben, so ist doch solche bis-
her unbekannt geblieben. Wenn wir daher von einer
mitgetheilren Abschrift derselben Gebrauch zu machen
uns erlauben, so geschieht dieß zugleich in der Absicht,
reisende Künstler und Kunstfreunde, welche Tprol berüh-
ren dürften, davon in Kenntniß zu setzen.

Wir beginnen demnach zunächst mit einigen Bemer-
kungen aus der Einleitung jener Schrift und lassen dann
ohne weiteres die Beschreibung des Gemäldes folgen.

„Ob nun — äußert der Herr Verfasser — dem
Künstler der Moment zur Darstellung aufgegcben wor-
den. oder ob er selbst die Wahl hierzu getroffen? —
dieß wissen wir nicht. — Wie dem aber auch sey, —
die Aufgabe war keineswegs leicht. Genug, es sollte ein
Moment ans der Geschichte Tprols im 2«hre 1809
dargestellt werden; also aus einer Periode, die uns noch
nahe liegt. Doch sollte der gewählte nicht bloß ein
Einzelnes darstellen, vielmehr sollte in dieser dargestell-
ten Einzelbegebenheit sich zugleich der ganze Charakter

*) Ma» darf nur seinen Faust in der 1. kaiserl. Galten«:
zu Wien gcscpcn haben. — Aber auch in der gräflich
Salin'schcn Sammlung daselbst befinden sich mehrere
ausgezeichnete Gemälde von Schnorr.

dieses Volkskampfcs sammt Ursache, Wirkung und Folge
für den sinnigen Beschauer übersetzen lassen." —

„Eine kurze Beschreibung des Bildes wird uns in
den Stand setzen, zu zeigen, wie trefflich Schnorr die
Aufgabe erkannt, und geloset hat, und daß wohl schwer-
lich ein anderer Moment hierzu hätte besser gewählt wer-
den können."

„2» einer gebirgigen Gegend (es ist die von Ster-
zing) deren glückliche und treue Auffassung der Phanta-
sie des Künstlers um so mehr Ehre macht, als er un-
seres Wissens sie nie mit eigenen Augen geschaut hat,
steht in der Mitte des Bildes Andreas Hofer,
umgeben von drei österreichischen Offizieren. -IN der
einen Hand hält er daS glückkündende Papier, durch
welches das gemeinschaftliche Zusammenwirken österrei-
chischer Truppen mit den unter seinen Befehlen stehen-
den Volkshaufen ausgesprochen wird; die andre ist mit
der jedem innigen, tiefen Gefühle eigenen Bewegung
gegen die Brust gedrückt, während das Auge Dank er-
füllt zum Himmel blickt. Um diese Hauptgruppe herum
ist alles voll Leben und Bewegung; Landesvertheidiger,
die sich die frohe Kunde mittheilen; österreichische Offi-
ziere und Soldaten, welche mit den crstern zum kräfti-
gen Bunde zusammenzutreten geloben; einzelne Ver-
wundete, welche blutend den Ernst ihres Wollcns bezeu-
gen, drängen sich im buntesten Leben, während links
eine überaus schöne Gruppe erst dem Ganzen die tiefste
Bedeutung, die Weihe des Todes, ausdrückt. Auf der
Fahne, für die er gestritten, liegt ein zum Tode ver-
wundeter, sterbender Landesvertheidiger; die Hände sind
gefaltet; der Blick des brechenden Auges ist nach oben
gerichtet; in dem todtblassen Gesichte ist kein Schmerz
der Wunde mehr zu sehen, sondern Ergebung in den
Willen des Ewigen, und jene Erhebung, welche nur
von dem Bewußtseyn der gerechten Sache, für die man
stirbt, herrühren kann. An die jammernde Gattin
schmiegt sich, durch den Lärm ringsum erschreckt, aber
doch den-2ammer dieses Anblickes nicht fassend, das un-
schuldige Kindlein. Zu dem Haupte des Sterbenden,
ihn mit begeisterter stiebe im letzten schwersten Momente
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