101.
K u n st - B l
ö t t.
Dienstag, 18. D e c e m b e r 1 8 5 2.
Ucbcr das neuerlich zu Pompeji gefundene
Musaikgemalde der AleHanderöschlacht.
(Fortsetzung.)
Was aber unsere Figur noch ganz besonders als den
Perserkönig bezeichnet, ist der Logen, den er in der
Linken hält. Mit Recht hat Herr Quaranta diese Waffe
als Hauptattribut des Dariuö geltend gemacht, und
als Beweis die Inschrift am Grabe des Darius Hpstas-
pis bei Tschilminar angeführt, welche lautet: „Ich war
„ein Freund meiner Freunde, der beste Reiter, der
„starkste^Bogenschütze, ich hatte den Ruhm der erste der
«Jager zu sepn, und vermochte alles, was ich wollte."
Herr Quaranta hätte noch hinzufügen können, daß
auf demselben Grabmal von Tschilminar, dessen Keil:
schrift wahrscheinlich die oben angeführte von Strabo XV.
z. erwähnte Inschrift enthält, der König, den Ormuzd
anbetend, allein mit dem Attribut des Bogens erscheint. *)
Die Dpnastie der Kajaniden oder Acbämeniden war
die der Männer des Bogens, welche die Kunst
des Bogenspannens am höchsten gebracht. **) Auch ist
der Bogen unsrer Figur der größte auf dem ganzen
Bilde.
Auch die hohe Gestalt unsrer Figur macht Herr
Quaranta für Darius geltend, der wie Cprus ein schö-
ner und großer Mann, über sein Gefolge emporragte. ***)
Der Anzug der übrigen Krieger, welche diesen Bo-
genschützen und seinen Wagen umgeben, macht vollends
die persische Tracht anschaulich. Sie tragen bunte Ge-
*) S. die Abbildung bei Niebuhr und Chardin und die
ähnliche Vorstellung auf den Grabmälern bei Nakschv-
Rustan, Ker Porter Travels l. lar. 17. Ebenso die
Figur vor den Gefangenen auf dem Denkmal zu Bis-
sutun Her Porlcr ebendaselbst 2. tav. 62.
**) Cre uzer Symbol. I. 674.
***■•) Al'cc rUV 7TpOTSTXy/U.£vUV iv ßoid'El T7]q ßx-
GiXtHij; vXij; £x($xv£vtx, xxXw xvöpx xal [*£-
yav. Plut.
wander mit Aermeln, darüber ein bis an die Knie her-
abreichendes Oberkleid ohne Aermel, Halsketten in Ge-
stalt von Schlangen, und lange bunte Beinkleider, Ana-
ryrides *) genannt, deren Stickereien meist aus Greifen
bestehen; die Füße sind mit knapp anschließenden Stie-
feln von hellen Farben bekleidet. Ihre Waffen sind kurze
Schwerter, Schilde und Bogen, hauptsächlich aber die
Lanzen, durch welche sie sich als die DorypHoren
kenntlich machen, welche den König zunächst umgaben und
aus seinen Verwandten gewählt waren.
Ihre Pferde sind mit rvthen und gelben Dek-
ken, **) die Jäume mit goldenen Buckeln geschmückt, ***)
und die vor den Wagen gespannten mit schöngeschmück-
ten Brustriemen und Quasten. Der Wagen, von zwei
auffallend großen mit runden Nägeln besetzten Rädern
getragen, und an Gestalt sehr ähnlich einem andern,
den man auf den Reliefs von Perfepolis sieht, ff) ist
von gelblicher Farbe, wie aus Ahornholz und mit rvthen
und weißen Ornamenten versehen. Dieser allein ent-
spricht nicht der prachtvollen Beschreibung des Curtins,
welcher sagt, der Wage» des Darius sey mit Bildwer-
ken aus Gold und Silber und mit edlen Steinen ge-
schmückt gewesen, ffff)
Wenn nun nach allem Angeführten nicht zu zweifeln
ist, daß wir in dem siegenden Reiter den Alexander,
in dem Bogenführer auf dem Wagen den Darius sehen,
so fallt hiermit völlig die Meinung des Herrn Avelliuo,
*) xxl irepl roig <rxiXeaiv xvx^vpiSxg vryivoßx-
lpkih. Xenoph. Cyrop. ö., 5., 10. Vergl. das Re-
lief Venus und Paris i»i Tischb. Homer, Heft 7.
**) xxcrxi; Xenoph. ibid.
•■»■«■) tviroi xPvr0X^tV01' Illid.
f) Niccolini Tay. VIII. 23.
ff) Curlius 3, 3. Ili (Doryphori) currum rcgis nntci-
bant, quo ipse eminens vehcbatur. Utrumque cur-
rus latus Dcorum simulacra ex auro «rgentoque erpresse
dccorabant: dislinguebant intcrnilentes gemmae jugum,
ex quo eminebant duo aurca simulacra cubitalia, quo-
rum altcrum Nini, allcrum Beli gorebat elfigiem. Inter
bacc aurcam aquilam pinnas extendcnti slmilem sacra-
verant.
K u n st - B l
ö t t.
Dienstag, 18. D e c e m b e r 1 8 5 2.
Ucbcr das neuerlich zu Pompeji gefundene
Musaikgemalde der AleHanderöschlacht.
(Fortsetzung.)
Was aber unsere Figur noch ganz besonders als den
Perserkönig bezeichnet, ist der Logen, den er in der
Linken hält. Mit Recht hat Herr Quaranta diese Waffe
als Hauptattribut des Dariuö geltend gemacht, und
als Beweis die Inschrift am Grabe des Darius Hpstas-
pis bei Tschilminar angeführt, welche lautet: „Ich war
„ein Freund meiner Freunde, der beste Reiter, der
„starkste^Bogenschütze, ich hatte den Ruhm der erste der
«Jager zu sepn, und vermochte alles, was ich wollte."
Herr Quaranta hätte noch hinzufügen können, daß
auf demselben Grabmal von Tschilminar, dessen Keil:
schrift wahrscheinlich die oben angeführte von Strabo XV.
z. erwähnte Inschrift enthält, der König, den Ormuzd
anbetend, allein mit dem Attribut des Bogens erscheint. *)
Die Dpnastie der Kajaniden oder Acbämeniden war
die der Männer des Bogens, welche die Kunst
des Bogenspannens am höchsten gebracht. **) Auch ist
der Bogen unsrer Figur der größte auf dem ganzen
Bilde.
Auch die hohe Gestalt unsrer Figur macht Herr
Quaranta für Darius geltend, der wie Cprus ein schö-
ner und großer Mann, über sein Gefolge emporragte. ***)
Der Anzug der übrigen Krieger, welche diesen Bo-
genschützen und seinen Wagen umgeben, macht vollends
die persische Tracht anschaulich. Sie tragen bunte Ge-
*) S. die Abbildung bei Niebuhr und Chardin und die
ähnliche Vorstellung auf den Grabmälern bei Nakschv-
Rustan, Ker Porter Travels l. lar. 17. Ebenso die
Figur vor den Gefangenen auf dem Denkmal zu Bis-
sutun Her Porlcr ebendaselbst 2. tav. 62.
**) Cre uzer Symbol. I. 674.
***■•) Al'cc rUV 7TpOTSTXy/U.£vUV iv ßoid'El T7]q ßx-
GiXtHij; vXij; £x($xv£vtx, xxXw xvöpx xal [*£-
yav. Plut.
wander mit Aermeln, darüber ein bis an die Knie her-
abreichendes Oberkleid ohne Aermel, Halsketten in Ge-
stalt von Schlangen, und lange bunte Beinkleider, Ana-
ryrides *) genannt, deren Stickereien meist aus Greifen
bestehen; die Füße sind mit knapp anschließenden Stie-
feln von hellen Farben bekleidet. Ihre Waffen sind kurze
Schwerter, Schilde und Bogen, hauptsächlich aber die
Lanzen, durch welche sie sich als die DorypHoren
kenntlich machen, welche den König zunächst umgaben und
aus seinen Verwandten gewählt waren.
Ihre Pferde sind mit rvthen und gelben Dek-
ken, **) die Jäume mit goldenen Buckeln geschmückt, ***)
und die vor den Wagen gespannten mit schöngeschmück-
ten Brustriemen und Quasten. Der Wagen, von zwei
auffallend großen mit runden Nägeln besetzten Rädern
getragen, und an Gestalt sehr ähnlich einem andern,
den man auf den Reliefs von Perfepolis sieht, ff) ist
von gelblicher Farbe, wie aus Ahornholz und mit rvthen
und weißen Ornamenten versehen. Dieser allein ent-
spricht nicht der prachtvollen Beschreibung des Curtins,
welcher sagt, der Wage» des Darius sey mit Bildwer-
ken aus Gold und Silber und mit edlen Steinen ge-
schmückt gewesen, ffff)
Wenn nun nach allem Angeführten nicht zu zweifeln
ist, daß wir in dem siegenden Reiter den Alexander,
in dem Bogenführer auf dem Wagen den Darius sehen,
so fallt hiermit völlig die Meinung des Herrn Avelliuo,
*) xxl irepl roig <rxiXeaiv xvx^vpiSxg vryivoßx-
lpkih. Xenoph. Cyrop. ö., 5., 10. Vergl. das Re-
lief Venus und Paris i»i Tischb. Homer, Heft 7.
**) xxcrxi; Xenoph. ibid.
•■»■«■) tviroi xPvr0X^tV01' Illid.
f) Niccolini Tay. VIII. 23.
ff) Curlius 3, 3. Ili (Doryphori) currum rcgis nntci-
bant, quo ipse eminens vehcbatur. Utrumque cur-
rus latus Dcorum simulacra ex auro «rgentoque erpresse
dccorabant: dislinguebant intcrnilentes gemmae jugum,
ex quo eminebant duo aurca simulacra cubitalia, quo-
rum altcrum Nini, allcrum Beli gorebat elfigiem. Inter
bacc aurcam aquilam pinnas extendcnti slmilem sacra-
verant.