Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Morgenblatt für gebildete Stände / Kunstblatt — 1816

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.14645#0071
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite in dje Kreislinie verliert. Er streckt die Rechte aus,
um eine Fackel anzuzünden, oder (nach genauer Untersu-
chung) wahrscheinlicher ein Rhyton in die munter brennende
Flamme auszuleeren. Das Gesicht drückt Trunkenheit
aus. — Die andere Seite ist roh und rauh, nur der ziem-
lich breite Rand mit großen Epheublattern verziert. Der
Rand der andern ist glatt.

Hinsichtlich des Gebrauchs ist nur eine Kleinigkeit nach-
zntragen; denn Erklärung und Untersuchung ist aus diesen
§o eg a'schen Beschreibungen der Basreliefe bepnah ganz aus-
geschlossen. Bep Nro. i. heißt es: „Von der gewöhnlichen
Größe der Bacchischen Disken; (das ist, blos Runde.)
Der Discus hatte schon ursprünglich einen eisernen Zapfen
unten; war aisobestimmt, aufetwas, das ihn trug, aufge-
pflanzt, nicht oben aufgehängt zu werden, wie andre ähn-
liche, welche die Spange oben haben, wo die Köpfe der
Figuren sind." — Letzteres ist ausdrücklich erwähnt an
Nro. z und 4. An dem unsrigen war vielleicht das Eisen
unten, wo ein Stück abgebrochen ist. Der im vaticanischen
Museum ist jetzt aufgestellt auf einen Fuß, daß man ihn
umdrehen kann. Was die Größe betrifft, so ist sie bey
Nro. 5. genau angegeben. Durchmesser 1 Palm 5 Zoll
3 Linien mit dem Rande, der i Zoll 6 Linien hat; die un-
tere Seite aber etwas kleiner; die Dicke 2 Zoll. Bep
Nro. 2. etwas mehr als 1 Palm Durchmesser. Der un-
srige hat i Palm 6z Zoll Durchmesser, 3 Zoll Dicke.

Daß die eine Seite vorzugsweise gegolten habe, bestä-
tigt sich an mehrern dieser Werkchen. Auf der unsrigen
ist der Ammon von ziemlich erhabener Arbeit; die Manade
flüchtig und rauh gearbeitet und sehr flach gehalten. Auf
Nro. 5. ist die obere wenig erhaben gearbeitete Seite von
sehr zierlichem und geistreichen Styl, wenn auch nicht auss
feinste vollendet, die andere fast ganz vernachlässigt. An
Nro. i. ist die erste Seite von flacher und zierlicher Arbeit;
die andre mehr erhaben, aber grob. Nro. 2. 3 und 4.
hatten auf bepden Seiten ohne angegebenen Unterschied fla-
ches und flüchtig gearbeitetes Relief, das erste zierlich.

Noch ein anderes Rund, vom Umfang eines Tellers,
führt Zoega an unter den Marmorn von Msgr. Des-
puiches, 1791. (der zu Ariccia und anderwärts hatte
graben lassen), mit einem anderartigen Gegenstand, näm-
lich einem Medusenkopf mit herausgeftreckter Zunge. Auch
gehört hierher ohne Zweifel, was er in dem Baüsmi. Tav.
XGiii. p. 2is anführt, „ein rundes Werk, nicht groß und
sehr verstümmelt, aber von sehr guter Manier, vor Jahren
im Palast Accoramdoni befindlich." Dieß enthielt die Mut-
ter Erde mit dem Schlaf in Kindesgestalt. Ferner findet
sich ein,Marmorrund bey M 0 n tfauc 0 n (T. iv. p. i.t. 144.)
worauf der Herausgeber Theseus und eine Amazone sah.
Mir schien es Orest zu feyn, der, mit einem Palmzweig

und Schwert in Händen, auf dem Altar kniet. Zu seiner
Rechten Pylades beschildet; zur Linken eine Furie mit der
Art nach ihm hauend. Au Boden zwey Masken mit unge-
heuren aufgerissenen Rachen. Hierdurch wird der Ausdruck
duchi Baechici etwas eingeschränkt. Dazu kommt auch noch
ein Bruchstück von einem solchen Rund aus Pentelischem
Marmor im Besitz des Ministers Freyherrn von Hum-
boldt, welchem auch das jetzt herausgegebene ganze gehört.
Die Vorstellung dieses Bruchstückes ist zweifelhaft. Auf der
einen Seite Hercules, — der ein Tuch über eine» Kessel
aufzuhalten scheint. Zoega dachte dabey, wie mir ist gesagt
worden, an das vergiftete Gewand. Es könnte sich aber
vielleicht diese Vorstellung auf ein warmes Bad beziehen.
Unten ist nur noch eine Hand von einer andern Figur sicht-
bar. Auf der andern Seite ist Hermes stehend, auf dem
Boden sitzt eine würdige eingehüllte Person eines Alten:
so schien es mir wenigstens nach der Zeichnung; obgleich
die Figur Andern weiblich vorgekommen ist. Zoega nahm es
für Hermes, im Begriff eine Seele (die sitzende Figur)
abzuholen. Sonderbarer Weise traf ich in Wien i8n,
wo ich diese Zeichnung sah, in der Sammlung des Dr.
Bahr dt einen geschnittenen Stein, der damit ganz über-
eintrifft und herausgegeben zu werden bestimmt war. Auf
der einen Seite ein nackter Mann, der eine Schale über
eine kleine Urne halt; (an der Stelle wo dort Herakles)
und auf der andern jener Hermes; unter ihm ein bärtiger
Gefangener sitzend, und gegen dem Hermes über ein Held,
der auf den sitzenden Alten zeigt; die zweyte Scene hielt
der Besitzer für einen Handel um einen Gefangenen. Mir
scheint sie den Priamns vorzustellen, der von Hermes ge-
führt, im Zelt des Achilles um den Leib des Hekror un-
terhandelt. Die Figur des Priamus gleicht ganz der, die
er auf dem Capitolinischen Sarkophag (Mus. Capit. t. iv.
t. 4. Miliin Gal. cliv. LLg) und «uf einer Gemme hat,
wovon der Abdruck nicht selten ist.

F. G. Welcker«

Ueber Guido von Fiesole, in Beziehung
. auf Kunst im Allgemeinen.

(Fortsetzung.)

Zn religiösen Betrachtungen fand Guido von Fi eso le
die Einheit der Welt und die Einigkeit mit sich selbst, die
er im Leben sonst nicht finden konnte und in der Stille der
Zelle kamen die frommen Gedanken in schönen Engelsbil-
dern. Bruder Johann mahlte sie, wie sie ihm erschienen,
und wurde deßhalb von seinen Zeitgenossen Angelico ge-
nannt; in heißen Gebeten flehte er um den göttlichen Bey-
stand und war sodann ein Bild entworfen, so änderte er
nie den Entwurf, denn Angelico sagte: so sep es er
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen