Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40

obwohl es Raffael bei einer Madonna mit ihrem Kinde
auch gethan hat, was wohl in der Wirklichkeit, aber
nicht in einem Bilde sich finden soll.

(Die Fortsetzung folgt.)

Mannheim, 10. November 1837.

In Nr. 195 des Phönir v. d. I. findet sich ein
Aufsatz über die Bauwerke des Oberbauraths v. Gärtner,
dessen Verfasser alle Gebäude außerhalb Münchens unbe-
kannt oder unbedeutend zu seyn scheinen. In dem Aufi
satze wird unter Anderem „Gärtner bekanntlich der Er-
finder eines neuen Rundbogen-Skyls" genannt. Wenn
nun auch Gärtner seine praktische Laufbahn schon im
Jahre 1822, wie es dort heißt, begonnen hat, so baute
er doch nur ganz im antiken Style, und versuchte zuerst
bei seiner, so viel mir bekannt, im Jahre 1829 begonne-
nen Ludwigskirche den Rundbogen-Styl. Dagegen war
Oberbanrath Hübsch in Karlsruhe, dessen Gebäude sich,
wenn auch nicht immer in der Große, doch hinsichtlich
der künstlerischen Ausbildung und der monumentalen
Ausführung mit den Gärtnerischen messen dürften, schon
im Jahre 1820/ nach seinem ersten Aufenthalte in Italien
und Griechenland, über die Grundzüge eines freien, für
die Gegenwart passenden Rnndbogen-Styls wohl so ziem-
lich im Reinen, wie dies seine ausschließlich in einem
solchen Style gehaltenen Compvsitivncn aus jener Zeit
beweisen, welche damals nicht allein von mir und allen
Bekannten, sondern auch vom Publikum vielfach auf
Kunstausstellungen gesehen wurden. Schon im I. 1825
begannen dann die Vorarbeiten zu seiner großen Kirche
zu Barmen, welcher unmittelbar viele andere öffentliche
Gebäude in ähnlichem Style, in Karlsruhe und an an-
dern Orten, folgten. Uebcrdies begründet die, schon im
Ansange des Jahres 1828 erschienene, Schrift: „In wel-
chem Style sollen wir bauen? von Hübsch" auf eine ganz
objektive Weise die Grundzüge eines neuen Rundbogen-
StylS, ohne Rücksicht auf individuelle Richtung, welche
in seinen und in den Compvsitionen aller Künstler mehr
oder weniger vorherrscht.

Es paßt demnach der, an sich schon ungeeignete,
Ausdruck „Erfinder eines neuen Rundbvgenstyls« keines-
wegs auf Gärtner. * ^

* Obiger Bemerkung erlauben wir uns nur hinzuzufügcn.
daß. wie uns bekannt, Hr. v. Gärtner seinen Weg ganz
unabhängig von den Bestrebungen des Hr». O. B. R.
Hübsch beircte» hat. und deßhalb stine ausgezeichneten
Leistungen nicht minder als selbstständig und originell
anzuerkcnneu stnd. Red.

Nachrichten vom Pecem'oer 1837.

Akabemieu und Vereine.

Dresden. Am ri. Deccniber fand die Verloosung der
für novo Rthlr. angekaustcn Oelgemälde, AguarcUe», Sepia-
zeichnungen, Glasgeinäldc. GnpSabgüsse, Nadirungen und
Lithographien unter die Mitglieder des KunstvereinS statt.
Die Vereinsblätter werden nach dem Gemälde von Lindau
in Rom: „Marinari am MeereSufer in Neapel", und nach
Wagners „Ansicht von Dresden" von vorzüglichen Künst-
lern in Kupfer gestochen.

Frankfurt, 2 4. December. Die Mitglieder unseres Kunst-
vcreins erhielten bei der kürzlich stattgefundenen Verloosung
als Niete eine vortreffliche Stcinzeichnuug von Le Iah,
nach dem bekannten Genrebilde Van der Embde's in
Kassel, „das hessische Bauermädchen." Das Original befin-
det sich im Besitze des Oberappellationsgerichisraths Hopfner
in Darmstadt.

Paris. 2b. December. Einige Freunde der Kunst habe»
einen Verein gegründet, um auf dem Boden d.s alten
Karthago Nachgrabungen anzustellen und die aufgefunbenen
Alkerthümer nach Frankreich zu schaffen. Sir Grenville
Temple, durch seine Reise in der Regentschaft Tunis im
Jahr 1852 bekannt, und Hr. Falbe, vormaliger dänischer
Consul in Tunis, haben die Leitung der Arbeiten übernom-
men und sind bereits an Ort und Stelle.

50. December. Die historischen Comito's zur Er-
forschung der verschiedenen Zweige vaterländischer Geschichte,
welche Hr. Guizot gegründet hat, sind von dem gegenwärti-
gen Ministerium noch vollständiger organisirt und mit den
verschiedenen Classe» des französische» Instituts, welchen ihre
Thäligkeit zunächst steht, in Verbindung gcsczt worden. Es
bestehen fünf Comito's, nämlich l) für Geschichte der fran-
zösische» Sprache und Literatur; r) für positive Geschichte
(Sammlung von Chroniken, Karten und Inschriften); 3) für
die Geschichte der Natur- und Heilkunde, der mathematischen
Wissenschaften :c.; 4) für Geschichte der Kunst und ihre Denk-
mäler; 3) für Geschichte der moralischen und politischen
Wissenschaften. Folgendes ist die dem Comito für Geschichte
der Kunst und ihre Denkmäler ertheilte Instruction: „Dies
Comito hat alle »och unedirte Documente, welche sich auf die
Geschichte der Kunst in Frankreich beziehen, aufzusuchen und
hcrauszugebcn; cs macht alle Denkmäler der französische»
Kunst bekannt, sowohl religiöse, als militärische und Civil-
dcnkmäler; es läßt, um sie den Nachkommen zu erhalten,
die merkwürdigen Werke der Architektur, der Malerei, der
Seulptur, sie sehen in Stein, Marmor oder Holz, zeichne»
und siechen; cS gibt Instructionen für die materielle Erhal-
tung der Ruine», Statuen, Thürme, Capelle» und Kathe-
dralen, welche für Religion, Kunst oder Geschichte von Wich-
tigkeit sind. DieS Comito assistirt der Akademie der schönen
Künste, nach deren Aufforderung und Instruction, in allen
Arbeite», welche die französische Kunstgeschichte zum Zweck
haben. Es hat ferner die Befugniß, über Werke seines
Fachs zu berichten, Ausgrabungen zu beantrage», Mitarbeiter
zu ernennen :c." Präsident deS Cvmito'S ist Hr. O.uatremore
de O.uiney, beständiger Sekretär der Akademie; Mitglieder:
die HH. Delarvche, Barre, Victor Hugo, Ampere, Albert
Leuvir, Mcrimoe, Vitet, Lenormant, Arh Echcffer, Du
Somerard. Deloclnse, Graf Montalcmbcrt. Graf A. Bastard,
Taylor, Löon de Laborde.

Verantwortlicher Redakteur: vr. Scher».
Register
R.: Mannheim, 10. November 1837.
 
Annotationen