Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
200

In der größten Mannichfaltigkeit sieht der Mensch
nur das Seinige. Wer da weiß, wie der Sinn, gleich
einem hungernden Stvßvogel, mit scharfem Auge nur
seinen Fang erlauert, der ahnet, wie viel die Menschen in
der reichen Fülle der Anschauungswelt nicht wahrnehmen.

Allerdings muß man das Bild der Natur zum Ab-
bild der Kunst bringen, um dieses recht zu würdigen.
Wenn es aber auf die Bildung des Auges ankommt, so
wird doch dieses vorerst durch sinnige Betrachtung der
Kunstwerke für die Auffassung der Natur geübt. Hiezu
muß man aber nur die besten empfehlen. Wer Waterloo,
Rupsdael rc. liebgewinnt, der wird von nun an ein ganz
anderes Auge für die Natur erhalten; die gewöhnlichste
wird ihn reizen, wie zuvor kaum die malerischste.

* *

*

Im höchsten Ausdruck möchte man das Leben des
Menschen ein ewiges Bemühen nennen, dem Rathsel,
der Aufgabe der Schönheit theoretisch und praktisch immer
näher zu kommen.

Nachrichten vom April.

Ausgrabungen und Alterthümer.

kom, 5. April. Die Herzogin von Sermonet« hat in
ben lezten Tagen des Februar bei Civitavecchia zu St. Ma-
rinella, in de» Ruinen eines prachtvollen Tbermengebäudcs,
den Torso einer Meleagerstalue entdeckt, welche zu den Mar-
mvrarbeiten ersten Ranges noch gehört.

Paris, s. April. Die Nachgrabungen an der Stelle de-
alten Baison (Baucluse) dauern fort. Schon hat man Urnen,
Thränengefäßc, Spiegel, Griffel :c. aufgefunden. Sämmt-
liche Gegenstände sind für das Museum in Avignon bestimmt.

Die Ausgrabungen bei Famare, die schon t»rä eine sehr
reichliche Ausbeute gegeben haben (2 7,ovo römische Silbcr-
münzen in s Gefäßen), liefern auch jezt wieder bedeutende
Resultate. So hat man am 17. März dort etwa hundert
Münzen gefunden, unter denen mehrere Cilbcrmünzcn aus
der Kaiserzeit und zwölf gallische Bronzemünzcn von großer
Schönheit sich befanden.

tondon, 7. April. Es sind bei der hiesigen asiatischen
Gesellschaft Nachrichten darüber ciugegangen, daß Hr. Raw-
lison, der gegenwärtig in Persien reist, einige sehr wichtige
Entdeckungen in Bezug auf die Keilschrift gemacht habe. Er
soll eine Menge Keil-Inschriften, die er in verschiedenen
Theilen Persiens gefunden, entziffert haben.

Persönliches.

gerlin, i. April. Se. Ma',. der König hat dem Prof.
Rofsellini zu Pis» de» rolhen Adlerordcn dritter Klasse
verliehen.

München, so. März. Die königliche Akademie der bil-
denden Künste allhier hat den königl. sächs. Agenten beim
heilige» Stuhl, Hrn. Ernst Plattncr, zu ihrem correspon-
dirende» Mitgliedc ernannt.

pari», 2l. April. Hr. Raoul-Rochctte ist von der
Regierung mit einer wissenschaftlichen Reise nach Griechen-
land und Kleinasicn beauftragt. Ihn begleitet ei» hoffnungs-
voller Architekt, Namens Morey.

Hr. Langlois ist an die Stelle des verstorbenen The-
vcnin zum Mitgliede der Akademie der schöne» Künste ge-
wählt worden.

tondon, 50. März. Der Herzog von Süsser hat das
Patronat über einen Architektenverein übernommen, der sich
kürzlich hier gebildet hat.

Vor einigen Tagen gab eine Gesellschaft der ausgezeich-
netste» Kupferstecher in Linienmanier dem talentvollen G. T.
Doo ei» großes Festmahl, um die Beendigung der von ihm
gestochenen Platte: „John Knor's Predigt", nach Wilkie's
berühmtem Bilde, zu verherrlichen.

St. Petersburg , 50. März. Bei unserer geistlichen Mis-
sion in Peking befindet sich ein talentvoller Maler, Anton
Lettaschcw, der, in der hiesigen Akademie der Künste ge-
bildet, nun schon ü Jahre in Peking lebt. Kaum ward sei»
Talent dem Peking'sche» Publikum bekannt, als ihn die Chi-
nesen mit Bitten, sic zu malen, bestürmte»; andere verlang-
ten die Fertigung ganzer Tablcaur. Bei der Ucbernahmc
solcher Aufträge hatte er mit viele» Ceremonien und ander»
Lvcalinconvenienzcn zu kämpfe». Er genießt jezt in Peking
eines gewaltigen Rufes. Männer ersten Ranges besuche»
häufig das Missionshotcl, um mit dem Künstler Bekannt-
schaft zu machen, und bitte» ihn um Zeichnung ihres Por-
träts. Bon diesen hat er bereits eine große Menge gefer-
tigt; außerdem 15 größere Gemälde. Leztere hat der Chef
der Mission alS Geschenke unter die ersten Staatsbeamte»
vertheilt. Bon ben meisten seiner Erzeugnisse hat er Copie»
zurückbehaltcn, um sie bei seiner Rückkehr auS China hier
zur Ausstellung zu bringen.

Nekrolog.

stamberg. Am t-. April starb »ach kurzer Krankheit
in einem Alter von 7! Jahren der Domvicar Joseph Hem-
mer lein, einer der auSgezeichnelste» Kunstfreunde unserer
Stadt und Besitzer einer reiche» Gemäldesammlung, die er
mit edler Liberalität stets gerne Einheimischen und Fremden
zur Beschauung öffnete, und kurze Zeit vor seinem Tode der
Stadt vermachte. Die zur Anerkennung hierfür ihm vo»
Sr. Mas. dem König vcrlichcne goldne CivilverdienstmcdaiUe
traf mit dem Reseript am 17. April in Bamberg ein.

pari», 9. April. Hr. Fauvel, ehemaliger französische
Consul in Athen, ist daselbst im «5. Jahre gestorben.
war Mitglied der französischen Akademie, und lebte seit
Jahren in Griechenland, wo er eine Sammlung von Mün-
zen und Abgüssen griechischer Alterthümer anlegte.

Am 5. April starb > .er das älteste Mitglied des J»st^
tuts, der Landschaftsmaler Castellan, «v Jahre alt. Er
worein Montpellier im Jahr ,772 geboren, »nd ist an»
als Schriftsteller durch seine I.cllrci sur I Italic, seine L*1,reS
sur 1« Moree u. s. w. bekannt. Zn den erster» zeichnete »nd
stach er selbst die Ansichten.

Der GeschjchtSmaler Durupt, ein Schüler de- Davon
Gros, und im Jahr iso4 in Paris geboren, ist »»längst
daselbst verstorben.

Verantwortlicher Redakteur: vr. Schorn.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen